Rathaus und Stadtturm – aber anders (Teil 2)
Nachdem ich vor zwei Wochen auf geplante architektonische Änderungen des Alten Rathauses und Stadtturms eingegangen bin, möchte ich Ihnen heute eine andere geplante Veränderung präsentieren.
Zu sehen ist ein schwarz-weiß Foto des Alten Rathauses mit dem unteren Teil des Stadtturmes, darauf in Farbe die Skizzen für die die gesamte Fassade linksseitig des Stadtturmes bedeckenden Fresken. Erkennbar sind ganz oben die Jungfrau Maria mit dem Jesuskind, links davon ein Engel, der das Innsbrucker Stadtwappen hält, rechts hätten offensichtlich andere Wappen hinkommen sollen, welche bleibt offen, die Anzahl von elf könnte aber Aufschluss geben. In den beiden darunterliegenden Teilen kann man Darstellungen von Bürgern erkennen, ob der Künstler hier spezifische Personen abbilden wollte, ist unklar. Aber ich meine, im untersten Teil in der dritten Person von rechts eine Darstellung Kaiser Maximilians I. mit angedeutetem Goldenen Vlies zu erkennen, aber vielleicht verleitet mich auch nur der darunterliegende Doppeladler zu dieser Annahme. Im mittleren Teil sind erneut zwei Wappen erkennbar, vielleicht die von bedeutenden Innsbrucker Familien, passend zu den Personen? Was können Sie erkennen?
Hans Andre, Selbstportrait, 1960 (StAI, Bi-2722)
Der Künstler dieses Entwurfs ist Hans Andre. Hans Andre wurde 1902 in Innsbruck geboren und absolvierte 1919 die Innsbrucker Kunstgewerbeschule, besuchte 1924-1929 die Wiener Kunstgewerbeschule und arbeitete wiederholt mit Clemens Holzmeister zusammen. Nach seiner Ausbildung war er erfolgreich als Bildhauer und Maler tätig. In Innsbruck finden sich mehrere seiner Werke, oft an prominenten Gebäuden und Kirchen. Zum Beispiel der Bronzebrunnen am Goldenen Dachl oder die Skulpturen in den Nischen und am Giebel des Doms St. Jakob stammen von Hans Andre. Ebenso aus seiner Hand stammen die Deckenfresken und das Außenfresko der Servitenkirche sowie die Deckenfresken der Spitalskirche und der Wallfahrtskirche Heiligwasser. Hans Andre, der 1960 das Ehrenzeichen des Landes Tirol und 1990 das Ehrenzeichen für Kunst und Kultur der Stadt Innsbruck erhielt, starb 1991 in Innsbruck.
Detail des Steinreliefs von Hans Andre an der Fassade des Alten Rathauses (Foto: Murauer Foto; StAI, Ph-32833)
Letztendlich wurden die Pläne der Fassadengestaltung, wie Sie alle wissen, nicht umgesetzt, wenngleich man auch letzte Überbleibsel in der heutigen Fassade erkennen kann. Denn Hans Andre ist auch für die 1939, anlässlich des 700-Jahr-Jubiläums der Innsbrucker Stadtrechtbestätigung von 1239, dort angebrachten Steinreliefs verantwortlich. Diese Reliefs zeigen drei Wappen, zwischen den Fenstern des zweiten Stocks der Bindenschild und der Tiroler Adler als Wappen für Österreich und Tirol, zwischen den Fenstern des ersten Stockes ein Relief des Wappens der Stadt Innsbruck, gehalten von einem Engel und einem Bürgerpaar. Gerade der Engel als Schildhalter des Innsbrucker Stadtwappens wirkt auf mich wie der letzte Rest des Fresken-Entwurfs, in dem auch ein Engel das besagte Wappen hält.
Titelbild: StAI, Ph-G-19031
Autor: Gregor Dohle
Bei den 11 Wappenkartuschen könnte Hans Andre an folgende Städte gedacht haben:
Kitzbühel
Kufstein
Landeck
Lienz
Schwaz
Meran
Bozen
Brixen
Bruneck
Rovereto
Trient
Mit einem Wort: Alle Städte der Ge3fürsteten Grafschaft Tirol – außer Innsbruck, .
Und in den „Gestalten“ können wir mit ein bißchen gutem Willen andeutungsweise die 4 Stände Tirols erkennen-
Wenn jetzt 1. April wäre….
Schade – jammerschade – daß der Künstler den Entwurf anscheinend nicht datiert hat.
Aber anhand der Anbringungsdaten der Wappenreliefs und des „Stadtengels“ dürfen wir wohl in das Jahr 1930 (+ – 5Iahre) zurückgehen, eine Zeit also, in welcher man sich noch gut an die Grenzen des alten Tirol seit Kaiser Maximilian erinnern konnte…
Oh, es könnte genug (sogenannte) Romantiker gegeben haben, die dieser alten Ordnung nachtrauerten – nicht bloß am 1.April.
Liebe Frau Stepanek, da Sie schon einmal meine Instruktionen zum Lesen meines Kommentars so edel eingehalten haben, schauen Sie jetzt einfach weg :-).
Ich bin froh, dass dieser kasperlbunte Heimatadventkalender nicht auf die wehrlose Mauer geklatscht worden ist, auch wenn die wirkliche Ausführung sicher dezenter ausgefallen wäre. An die ewigen „alten Grenzen“ kann ich mich auch so erinnern. Wenn Bedarf besteht. Der mit seiner Ländergier am Verlust des „alten Tirol“ nicht ganz unbeteiligte Habsburger wäre ja auch noch auf dleser Edelwatsche verewigt gewesen. Dieses ewige Strammstehen vor Wappen und gekrönten Häuptern!
Schade, daß hier nicht der Platz dafür- und das Thema ein anderes ist – ich hätte da so ein hübsches postalisches G’schichtl aus der Zeit bald nach dem 1. Weltkrieg…. in Vorarlberg …. wohin mein späterer Kollege, der Meisterfotograf Nußbaumer, in jungen Jahtren „dienstversetzt“ war….
Vielleicht sollte man so eine Art scratch Beitrag unter dem Motto G’sagg isches!“ für Dinge einrichten, die nirgends hinpassen, wo es einen aber z’reisst wenn man es nicht mitteilen kann.