Plus Ultra
Im Außendepot des Stadtarchivs findet sich dieses kaiserliche Wappen aus dem frühen 16. Jahrhundert. Es ist das Wappen keines Geringeren als Kaiser Karls V. Der Enkel Maximilians erbte die Besitztümer der Habsburger, der Trastámara und des Hauses Burgund. Dementsprechend sind hier die Wappen von Kastilien und Leon (links oben und rechts unten), Aragon und Sizilien (rechts oben und links unten), sowie Habsburg und Burgund (im Zentrum) zu sehen. Was hier eigentlich noch fehlt, ist das Wappen Granadas (ein Granatapfel), welches normalerweise unten auf dem Wappenschild Karls zu sehen ist.
Den dazugehörigen Wahlspruch ritzte Karl als Teenager mit einem Messer unter die Fensterläden seines Schlafzimmers in einem Palast in Brüssel. Woher er ihn genau hat, wissen wir nicht, aber er ist wahrscheinlich aus einem der burgundischen Ritterromane abgwandelt, die der spätere Kaiser als Junge las. In den fürstlichen Fensterläden war der Satz allerdings in der französischen Form Plus Oultre zu lesen, denn das Französische war seine Muttersprache, wohingegen sein Latein, zum Ärger seiner Erzieher, eher dürftig blieb. In seiner Lateinischen Variante prangt der Spruch, zusammen mit den Säulen des Herkules heute noch auf der spanischen Flagge.
Zu dem Zeitpunkt, an dem der junge Karl noch in den Niederlanden weilte, ahnte er wahrscheinlich noch nicht wie weit über die Straße von Gibraltar hinaus sich sein Reich erstrecken sollte. Als er zum ersten Mal die iberische Halbinsel betrat, unterstanden der kastilischen Krone ca. 250.000 km2 in der Karibik und Panama, besiedelt von knapp zwei Millionen Menschen. Als der Kaiser vierzig Jahre später abdankte, herrschte er über mehr als zwei Millionen Quadratkilometer und rund zehn Millionen Menschen in der neuen Welt.
(Signatur Ph-25987)