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Innsbrucker Familiengeschichte(n) – Teil 2

Innsbrucker Familiengeschichte(n) – Teil 2

Heute unternehmen wir noch einmal einen Ausflug in die Familiengeschichte der Schönachs und widmen uns Theresia Anna Schönach (zu sehen am Titelfoto). Sie kam in den frühen Morgenstunden des 12. Oktobers 1875 im Haus Innrain Nr. 23 als Tochter des Goldarbeiters Gottfried Schönach und dessen Frau Theresia zur Welt. Reserl (wie sie in der Familie genannt wurde) besuchte zunächst die k. k. Übungsschule und dann ein Jahr die Institutsschule der Ursulinen, ehe sie im Jahr 1890 an die k. k. Lehrerinnenbildungsanstalt wechselte. Im Juli 1894 legte sie dort die Matura ab, wodurch der Weg für eine „Anstellung als Unterlehrerin oder Lehrerin an öffentlichen Volksschulern und als Lehrerin für weibliche Handarbeiten an allgemeinen Volks- und an Bürgerschulen mit deutscher Unterrichtssprache“ frei war.

Theresia Schönach (2. Reihe, 2. v. r.) mit ihren Mitschülerinnen und Lehrern an der k. k. Lehrerinnenbildungsanstalt in Innsbruck.

Im Herbst des Jahres 1895 erhielt Theresia Schönach eine Stelle als Unterlehrerin an der sechsklassigen Volksschule in Gmünd. Die Stelle war mit einem Jahresgehalt von 400 Gulden (rund 6.240 Euro) dotiert. Wie zwei Zeitungsnotizen nahelegen, nahm sie um die Jahrhundertwende aktiv am gesellschaftlichen Leben in Gmünd teil. Ihren Beruf scheint sie bis zur Vermählung mit dem aus Böhmen stammenden Ing. Rudolf Leutelt (1876-1956) ausgegübt zu haben.

Ing. Rudolf Leutelt, aufgenommen um 1906.

Als sich Theresia Schönach und Rudolf Leutelt im Sommer des Jahres 1906 das Ja-Wort gaben, war Rudolf bereits ein gutes Jahr als stellvertretender Betriebsleiter beim EWI angestellt (zuvor war er seit 1903 bei der AEG-Union Elektrizitäts-Gesellschaft als Ingenieur in der Montageabteilung tätig gewesen). Sein Einstiegsgehalt belief sich auf 4200 Kronen (knapp 30.000 Euro) pro Jahr. Zudem hatte er alljährlich Anspruch auf zwei (!) Wochen bezahlten Urlaub.

Bald schon stellte sich Nachwuchs im Hause Leutelt-Schönach ein. Im Jahr 1907 kam Rudolf jun. zur Welt und im Jahr darauf mit Hellmut der zweite Sohn.

Im Jahr 1914 stieg Rudolf zum Betriebsvorstand des EWI auf. Wie aus einem Schreiben des Verwaltungsrates des EWI hervorgeht, oblag ihm „unter Oberaufsicht des Direktors der technischen Abteilung die Leitung des Betriebes und Ausbaues unserer Stromverteilanlagen für Hoch- und Niederspannung, wobei wir bemerken, dass das städt. Elektrizitätswerk Innsbruck nach den Wienerwerken das größte Stromlieferungsunternehmen Oesterreichs ist. Es versorgt aus zwei Wasserkraftwerken mit zusammen 22.000 PS Innsbruck und die umliegenden Orte, sowie die Stubaitalbahn, Stadtbahn, Hungerburgbahn, [und] die Bahn Innsbruck-Hall mit Strom. […] Neben diesem weiten Betätigungsfeld hatten Sie die Oberaufsicht über die Instalationsabteilung, welch mit etwa achtzig Monteuren, gelernten Handwerkern und Hilfsarbeitern elektrische Hausinstallationen jeden Umfanges und Zweckes für öffentliche Anstalten und für Private im Wettbewerbe mit den befugten Installateuren ausführt, wobei der eigenen Installationsabteilung etwa zwei Drittel aller Installationsarbeiten am hiesigen Platze zufallen.
Neben Ihrer reichen Erfahrung in Projekt, Bau und Betrieb haben wir Ihr vorzügliches Organisationstalent besonder schätzen gelernt. Durch rechten Blick und Voraussicht haben Sie uns viele wertvolle Dienste geleistet.“

Rudolfs Dienstausweis als Betriebsleiter des EWI.

Dennoch verließ Rudolf Leutelt im Herbst 1923 das EWI und trat nit 1. Jänner 1924 in die Dienste der Österreichischen Brown Boveri-Werke, wo die „Projektierung von Elektrizitätswerken und Leitungsanlagen“ sowie die Leitung von Montagearbeiten zu seinen Aufgaben zählten. Aufgrund der schwierigen Wirtschaftslage verlor er jedoch im April 1931 seine Stelle. Trotz seiner hohen fachlichen Qualifikation scheint er keine neue Stelle mehr gefunden zu haben. Immerhin gewährte ihm das EWI im Herbst 1936 „eine Gnadenpension von monatlich S. 50,– […].“

Nach dem „Anschluss“ trat Rudolf Leutelt, der bereits vor dem Ersten Weltkrieg Mitglied im „Deutschen Volksverein für Innsbruck u. Umgebung“ war, der NSDAP bei, wo er sich als Blockleiter betätigte. Über die Haltung seiner Frau zum NS-Regime schweigen die verfügbaren Quellen. Therese Leutelt sollte ihren Ehemann um knapp drei Jahre überleben. Sie starb am 21. Jänner 1959 in Innsbruck und wurde neben ihrem Gatten am Westfriedhof beigesetzt.

(StAI, Geschenk Dietrich Leutelt)

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