Ostern 1913
Sehr früh im Jahr – nämlich vom 23. bis zum 24. März – wurde im Jahr 1913 Ostern gefeiert. Neben den üblichen kirchlichen Feiern gab es zahlreiche unterhaltsame Veranstaltungen, die im Innsbrucker Anzeiger vom 22. März 1913 in der Rubrik „Vergnügungsanzeiger“ beworben wurden. So wurden zum Beispiel die Auftritte des Künstlerpaars Jean und Olga van de Castell im Hotel Österreichischer Hof und die des Komikers Emanuel Laß im Bierstindl angekündigt.
Zahlreich Innsbruckerinnen und Innsbrucker wollten die freien Tage für Ausflüge und Kurzurlaube nutzen, doch das Osterwetter machte ihnen – wie in den Innsbrucker Nachrichten vom 26. März berichtet wurde – einen Strich durch die Rechnung: „Das Osterwetter, dem man heuer wegen der drei aufeinanderfolgenden Feiertage mit besonders gespannter Erwartung entgegensah, hat leider nur teilweise befriedigt. In Innsbruck und Umgebung schien Sonntag vormittag noch die Sonne, aber nachmittags trübte sich der Himmel und gegen Abend fing es zu regnen an. Dieser Regen währte die ganze Nacht und noch den halben Montag. Auf den Bergen fiel Schnee. Am Montag nachmittag heiterte sich das Wetter wieder aus und gestern, am letzten Feiertage, war der schönste Tag. Leider war damit nur denen geholfen, die sich mit kleinen Ausflügen begnügten, während die Menge derer, welche über alle drei Tage ausgerückt waren, mit ziemlich gemischten Gefühlen heimkam. […] Besonders in Südtirol, wo der Fremdenverkehr sehr stark war, machte sich dieser unerwartete Wetterumschlag sehr unangenehm bemerkbar. So schreibt man aus Meran: Das Osterwetter hat heuer in Meran gründlich versagt. Am Sonntag regnete es den ganzen Tag ohne Unterbrechung, am Montag bis nachmittag. Am Dienstag gegen Mittag kam endlich die Sonne zum Vorschein. […] Das Fest der Kurvorstehung zugunsten des Tappeinerweges mußte sich die ersten zwei Tage auf das Kurhaus beschränken, der Nelkenverkauf konnte erst am Dienstag im Freien durchgeführt werden. Die Aufführung des Volksschauspiels unterblieb, das Rennen wurde vom Montag auf Dienstag verschoben.“
Auch in Vorarlberg war die Wetterlage nicht wirklich besser. So berichtet der Tiroler Anzeiger am 26. März 1913: „Die Ostern am Bodensee ließen, wie man uns aus Bregenz schreibt, an Regen nichts zu wünschen übrig. Am Sonntag regnete es, daß es eine „Freude“ war und Montag vermengte sich der Regen noch mit Schnee. Abends lag bis ins Tal herunter am Pfänder Schnee. Somit haben sich die weißen Ostern erfüllt, die Weihnachten waren ja grün.“
Das Titelbild zeigt eine Postkarte, die am 19. März 1913 gelaufen ist. Abgebildet ist ein Junge in Kochuniform, der auf einem Teller übergroße Ostereier und Veilchen trägt. Neben vielen anderen heimischen Frühlingspflanzen wurden Veilchen schon im Mittelalter als Herolde des Frühlings begrüßt. Wegen seiner Farbe sind sie auch ein Symbol der Passion Christi. Interessanterweise tragen auch die drei weißen Osterhasen auf der Abbildung violette Bänder mit Mascherln um den Hals.
Ich wünsche Ihnen allen erholsame und hoffentlich sonnige Osterfeiertage!
(Stadtarchiv Innsbruck, Sommer-43-105)