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Ohne Fleiß Kein Preis! Teil 1

Ohne Fleiß kein Preis! Teil 1

Das Stadtarchiv Innsbruck besitzt eine Sammlung von über 200 Stück sogenannter Fleißkärtchen, die auch Fleißbildchen, Fleißzettel, Fleißbilletts oder Lobzettel genannt werden. Die meisten dieser Kärtchen stammen aus der Sammlung Günter Sommer und sind zwischen 1880 und 1950 entstanden. Fleißkärtchen waren ab der Mitte des 19. Jahrhunderts im deutschsprachigen Raum bereits weit verbreitet und fanden sogar in der Real-Encyclopädie des Erziehungs- und Unterrichtswesens nach katholischen Principien von 1864 Erwähnung. Fleißkärtchen wurden aus verschiedenen Materialien hergestellt, wie zum Beispiel aus Gelatine – sogenannte Hauchbildchen – aber auch aus Papier und Karton. Der erste Teil des Artikels beschäftigt sich mit den aus Gelatine hergestellten Hauchbildchen.

Auf diesem pinkfarbenen Hauchbildchen ist ein religiöser Spruch in goldfarbener Schrift angebracht. Als Illustration dienen drei Engel auf einer Wolke, die von einem Strahlenkranz umgeben sind. Ein aufwändig gestalteter Rahmen umgibt das Bild.

Hauchbildchen, bzw. Gelatinebildchen sind dünne, aus Gelatine hergestellte Bilder, die sich wenn man sie anhaucht oder auf der geöffneten Hand hält auf Grund der Wärme wölben. Bereits ab der Mitte des 17. Jahrhunderts lässt sich die Existenz von Hauchbildchen mit religiösen Motiven nachweisen, die vor allem in Gebetbücher eingelegt wurden. Die Herstellung war mit einem erheblichen Zeitaufwand verbunden: Gekochter und gereinigter Fischleim, der aus Hausenblasen – der Schwimmblase einer Störart – hergestellt wurde, goss man auf gestochene Kupferplatten, die mit Gold oder Silber eingerieben waren. Die Bildchen mussten dann einzeln getrocknet werden. Man nannte sie Klosterbilder, Hausenbilder oder auch silber und gulden Bilder und bereits Mitte des 17. Jahrhunderts wurden sie zu einem einträglichen Handelsgut.

Dieses durchsichtige Hauchbildchen ziert ein Knabe mit einem Buch in der Hand. Der Text und das Bild sind mit Blumenranken verziert.

Ab der Mitte des 19. Jahrhunderts wurden neue Fertigungstechniken verwendet, die eine Massenproduktion erlaubten. Den teuren, aus der Hausenblase gewonnen Fischleim, ersetzte man mit geklärten Knochenleim (Gelatine). Bunt eingefärbte Gelatinefolien wurden nun maschinell mit Gold und Silberbronze bedruckt. Zu dieser Zeit kam dann auch die Bezeichnung Gelatine- oder Hauchbilder auf. Die zuerst mit religiösen Bildern und Texten bedruckten Bildchen wurden bald durch solche mit lehrhaften Sprüchen ergänzt, die als Fleißbildchen braven und folgsamen Kindern überreicht wurden.

Für dieses Fleißbildchen aus Gelatine wurde ein Tiermotiv gewählt. Es gibt ganze Serien von Fleißbildchen mit Abbildungen exotischer, aber auch einheimischer Tiere. Der Zweck dieser Bildchen war wohl, Kinder dazu zu animieren besonders brav und fleißig zu sein, um möglichst viele Bildchen aus einer Serie ergattern zu können.
Das Motiv dieses Fleißbildchens war für kleinere Kinder bestimmt sehr ansprechend. Ob hingegen der Spruch besonders viel Anklang fand, lässt sich bezweifeln.

(Stadtarchiv Innsbruck, Sommer-28-109, Sommer-28-32, Sommer-28-39, Sommer-28-148, Sommer-28-213)

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