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Nobody Expects The Tyrolean Inquisition!

Nobody expects the Tyrolean Inquisition!

Das Alte Rathaus wurde Ende des 15. Jahrhunderts zum Schauplatz des ersten größeren Hexenprozesses auf dem Boden des heutigen Österreichs. Betrieben wurde er von dem berüchtigten Inquisitor Heinrich Kramer.

Der fanatische Hexenjäger plädierte seit seiner Ernennung zum Inquisitor 1479 energisch für Verfolgungen in allen deutschen Diözesen. Vor allem im Südwesten des deutschen Sprachraumes fanden seine Aufrufe jedoch wenig Widerhall, ja ihm schlug bedeutender Widerstand entgegen. Daraufhin reiste er nach Rom, um dort Unterstützung zu finden. Papst Innozenz VIII. (1432–1492) erließ auf sein Betreiben hin 1484 die Bulle Summis desiderantes affectibus, welche die Existenz der Hexerei beteuerte und der Inquisition die Autorität geben sollte, sie zu verfolgen. Mit päpstlichen Rückenwind machte sich der Hexenjäger auf nach Norden. Im Sommer des folgenden Jahres legte er die Bulle dem Fürstbischof von Brixen Georg Golser († 1489) vor, der ihm die Erlaubnis erteilte, seiner Arbeit im Bistum nachzugehen. Anschließend reiste Kramer nach Innsbruck weiter, wo er auch die Genehmigung Erzherzog Sigismunds (1427–1496) einholte, die allerdings auf ein Jahr befristet war.

Kramer begann daraufhin mit seinen Predigten in Innsbruck, in deren Folge zahlreiche Einwohner mit Anschuldigungen an ihn herantraten. Auf deren Basis begann der Inquisitor mit seinen Verhören, kurioserweise in einem Gasthof. Dabei kam es zu mehreren Geständnissen. In sein näheres Visier gerieten 50 Personen, 48 Frauen und 2 Männer, von denen er schließlich sieben, sämtlich Frauen, verhaften ließ.

Zu diesem Zeitpunkt schritten jedoch die beauftragten Beobachter des Bischofs von Brixen ein. Sigmund Saumer, Pfarrer von Axams, erklärte den Prozess für illegal und der Generalvikar Christian Turner rief daraufhin einen eigenen Gerichtshof im Rathaus ein. Er bestand aus Kramer und seinen vier Gehilfen, dem erwähnten Vikar und vier Vertretern des Bistums und des Erzherzogs. Ebenso bekamen die sieben Verhafteten einen Anwalt. Im Laufe des folgenden Prozesses wurden zahlreiche Verfahrensfehler bemängelt und der Anwalt der Verteidigung forderte gar die Verhaftung des Inquisitors für dessen illegales Vorgehen. Ende Oktober erklärte der Vikar den Prozess für beendet, die Frauen wurden freigelassen und die Ermächtigung, die der Bischof Kramer erteilt hatte, wurde aufgehoben.

Erzherzog Sigismund erklärte sich bereit, die Prozesskosten zu übernehmen, gleichzeitig machte er Kramer aber unmissverständlich klar, dass er dies für weitere Prozesse nicht tun werde. Der Bischof wies den Inquisitor indessen an, das Land zu verlassen. Als Kramer diesen Forderungen mehrmals nicht nachkam, erklärte der Bischof den Hexenjäger in einem Brief an das Stift Wilten für verrückt und in einem Schreiben direkt an ihn warnte er, er könne nicht für seine Sicherheit vor den Männern und Verwandten der Frauen, gegen die er ermittelte, bürgen. Daraufhin verließ Kramer schließlich das Land. In seinem Groll machte er sich daran, sein berüchtigtes Werk, malleus maleficarum (den Hexenhammer), zu verfassen, in dem er mehrmals auf seine Erfahrungen in Innsbruck Bezug nahm.

(Signatur Bi-g-1730)

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare
  1. Von wem stammt eigentlich dieses sympatische Altstadtbild aus der Zwischenkriegszeit (dem Lastauto nach) – oder lieg ich da schon wieder einmal falsch? Könnte ja sein, denn die bäuerlichen Männer mit den blauen Schürzen, den weißen Hemdärmeln und den Trachtenhütln schauen eigentlich eher süd- alsnordtirolerisch aus – und dann würde es die Situation vor 1914 schildern. Oder?

    1. Auf Grund der Malweise handelt es sich unverkennbar um ein Aquarell des bekannten Künstlers Rudolf Preuss, 1879 in Wien geboren und 1961 in Innsbruck gestorben. Er war Beamter des Eisenbahnministeriums und konnte sich nach seiner Frühpensionierung ganz der Malerei widmen.
      Zeitlich befinden wir uns bei diesem Bild wohl in den späten 1930er-Jahren, aber das wird uns Herr Permann ganz bestimmt noch exakt sagen können. Zumal Rudolf Preuss seine Werke zu signieren und datieren pflegte, ist die Beschriftung auf dem vorliegenden Digitalisat wohl am unteren Rand abgeschnitten!

  2. Bei genauerer Betrachtung liefern die Reliefs an der Fassade des Alten Rathauses einen Hinweis zur frühestmöglichen Datierung. Die Reliefs zeigen einen Engel mit dem Stadtwappen sowie ein Innsbrucker Bürgerpaar in historischer Tracht des 16. Jahrhunderts. Besagte Kunstwerke wurden im Jahre 1939 zum 700-jährigen Jubiläum der Stadtrechts-Bestätigung von 1239 vom bekannten heimischen Künstler Hans Andre geschaffen, von dem auch der Brunnen unter dem Goldenen Dachl herrührt.
    Das frühestmögliche Entstehungsjahr des Aquarells ist somit 1939.

  3. Die Illustration ist ja sehr hübsch und brav gelungen, aber mir (niemandem sonst?) ist es wesentlich wichtiger, daß der Inquisitor mit seinen Eifereien in Tirol auf Granit gebissen hat und den „Hexen“ letztendlich dank des mutigen Protestes auch von geistlicher Seite nichts passiert ist. Und das hochheilige Tirol hat es gewagt den feinen Herrn Inquisitor aus dem Land zu weisen, das imponiert mir. Nebenher ist die Geschichte ein Lehrstück denkbefreiter Verblendung, die sich nur die richtige Unterschrift holen muß, um „berechtigt“ Verbrechen begehen zu können.

    1. Ja. Und jetzt wissen wir, daß dieses sauber gemalte Aquarell der Innsbrucker Altstadt nach dem 9.11.1938 gemalt wurde und bewundern den gesunden Menschenverstand und den klaren Weitblick jener, die diesen Kramer „abgesägt“ und des Landes verwiesen haben.
      Ein Weitblick, von dem wir uns wünschen würden, alle seine Nachfolger hätten ihn ebenfalls gehabt – und nicht den anderen Wahn noch durch Bibelauslegungen und die Seligenverehrung zweier Märtyrerkinder noch verstärkt (und dadurch gutgeheißen…)
      Ja, die Altstadt ist sauber 1939. Allzu sauber.

    2. Sehe ich auch so, wobei mir bisher nicht bekannt war, dass der Hexenhammer aufgrund der „schlechten“ Erfahrungen in Innsbruck geschrieben wurde.
      Zum Aquarell: Hübsch und Brav. ja. Mag sein. Aber sehr genau und von hohem dokumentarischen Wert. Und immer noch besser (um auf dei Datierung des Gemäldes bezug zu nehmen), so jemand malt und geht nicht in die Politik (ich will da kein Namen nennen, aber die Gemälde von diesem anderen sind an Akkuratesse durchaus ähnlich)

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