Nibelungenshowdown beim Alpenzoo
Ein friedlicher Sommertag. Richard Frischauf lehnt sich aus dem Fenster des ganz nah am Hang fliegenden Motorfliegers und lichtet den Alpenzoo in seinem ersten Ausbauzustand ab, zu sehen sind weiters die Weiherburg, die Villa Blanka und viele originelle Hangbauten. Friedlich ist an der Szene aber nicht alles. Es liegt der schwere und schwefelige Geruch von Drachenblut in der Luft, und der von seinen Anrainern gerne wegen Lärm- und Geruchsbelästigung geklagte Alpenzoo kann diesmal ausnahmsweise gar nichts dafür.
Zwei Häuser in diesem kleinen Painful Gulch tragen einen außergewöhnlichen Nachbarschaftsstreit aus, und dies mit für die an derartigen Konflikten sicher nicht arme Innsbrucker Stadtgeschichte einzigartigen Mitteln. Es handelt sich um die beiden Häuser oberhalb der Villa Blanka. Rechts, mit spitzem Giebel und an deutsche Eigenheimarchitektur angelehnte Konstruktion, errichtete die eine Familie (wir wollen sie hier O’Timmins nennen) ihr Traumhaus und nannten es „Siegfriedsruh“. Der Namenspatron, ein Held aus der Nibelungensage, war, wie Achilles in den Styx, in ein Bad aus Drachenblut gestiegen, das ihn unverwundbar machte. Sie haben das alle bei Auguste Lechner gelesen… unpraktischerweise landete just im entscheidenden Moment ein Lindenblatt zwischen seinen Schulterblättern, was aber so gut wie niemand bemerkte bzw nur seine anwesenden besten Freunde. Da er sich mit einem später gründlich überworfen hatte, nützte dieser dieses Vorwissen und tötete den von allen anderen als unverwundbar erlebten Siegfried hinterrücks beim Trinken aus einer Quelle. Es muss über die Jahre einiges zwischen den Eigentümer*innen der Siegfriedsruh und den Errichter*innen des neueren Hauses (nennen wir sie O’Hara), das im Stil der Moderne gebaut wurde, vorgefallen sein. Es führte dann zur wenig freundlichen Beschriftung „Haus Hagen“.
(Stadtarchiv Innsbruck, Sammlung Frischauf, Ph-20026)