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Nibelungen à La Innsbruck  

Nibelungen à la Innsbruck  

Zugegeben, der Titel ist etwas irreführend. Es handelt sich hier nämlich nicht um Siegfried, der den Drachen Fafnir tötet, und auch nicht um den heiligen Georg, sondern um eine waschechte Tiroler Sagengestalt. Vielleicht können Sie es sich schon denken: der tapfere Recke in Übergröße ist niemand anderer als der Riese Haymon, der hier im Kampf mit dem Drachen aus der Sillschlucht dargestellt wird.

Um diese Figur ranken sich verschiedene Legenden. Für alle, die den letzten Blogbeitrag dazu nicht mehr im Gedächtnis haben, hier eine kurze Rekapitulation: eine Version der Legende erzählt, dass Haymon den Riesen Thyrsus erschlug, der in der Gegend von Seefeld sein Unwesen trieb. Aus dessen Blut wurde der Sage nach dann das Tiroler Steinöl gewonnen. (Im Tiroler Landreim wird es deshalb auch als „Thuerschen-Pluet“, Thyrsenblut, bezeichnet.) Aus Reue über diese Tat ließ Haymon sich taufen und gründete das Kloster Wilten, um dort den Rest seines Lebens als einfacher Laienbruder zu verbringen. Allerdings wurde der Bau immer wieder von einem Drachen zerstört, der in der Sillschlucht hauste. Also zog Haymon aus, um gegen den Drachen zu kämpfen, tötete ihn, riss ihm die Zunge heraus und übergab sie dem Kloster.

Diese „Drachenzunge“ von Wilten wurde lange Zeit im Kloster aufbewahrt, später an der Universität Innsbruck und befindet sich heutzutage im Besitz des Ferdinandeums. Schon im 16. Jahrhundert zweifelte Stephanus Winandus Pighius, der Privatlehrer des Prinzen Karl Friedrich von Jülich-Kleve-Berg, an der Echtheit des Relikts. Der Prinz und sein Lehrer machten auf ihrer Grand Tour Richtung Italien im September 1574 in Innsbruck Station, wo Pighius die Zunge zu Gesicht bekam und bemerkte, dass es sich wohl um das Horn eines Schwertfisches handelte. Womit er im Übrigen richtig lag.  

Aber zurück zur Skulptur: sie stammt von einem Höttinger Bildhauer, dessen Name an dieser Stelle nicht verraten wird, um das Rätsel nicht allzu leicht zu machen, und wurde Anfang der 1960er Jahre aufgestellt. Die Frage ist nur: wo?

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-5068)

Elisa Wasserer

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. Zufälle gibt’s. Gerade hat ein Herr Stefan in seinem neuesten Kommentar auf den richtigen Helden mit Beweis aus dem Kunstkataster hingewiesen. Etwas spät, wie er meinte, der Artikel erschien schon recht früh in dieser Serie.

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