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Nachts, 1960, In Innsbruck

Nachts, 1960, in Innsbruck

Abendaufnahmen versprühen einen eigenen Charme. Das war früher so und ist auch heute noch so. Meinem Empfinden nach verhält es sich mit Städten fast genauso wie mit der Natur: abends kommt ein anderes Leben zum Vorschein. Manches wird man bei Tageslicht nicht erleben, anderes in einer unterschiedlichen Weise. Personen sieht man sowohl als auch, jedoch mit verändertem Gemütszustand. So manches Objekt oder Gebäude mag untertags aufdringlich wirken und abends völlig aus der Wahrnehmung verschwinden – umgekehrt dasselbe.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Slg. Gottfried Newesely, GoNe-20935)

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
  1. Sehr sehr schöner Beitrag, Herr Rettenbacher ! Sehr schön formuliert und das Photo schaue ich mir jetzt schon zum x-ten Mal an. Danke !

  2. Ich finde den Vergleich von Großstadt und Natur sehr treffend. Die Stadt ist Habitat für viele verschiedene Organismen, ein sehr diverses Biotop. Sie unterliegt zum Teil anderen Regeln als die Natur, in der Stadt wird die Nacht zum Tag, es gibt in der Stadt aber auch Orte, an denen 24 Stunden lang Nacht herrscht. Auch ihr Wetter und ihr Klima macht sie sich zum Teil selbst, sei es Hitze oder Kälte, Regen oder Trockenheit, und die Organismen, die sie bewohnen, richten sich danach. Manche können nur in der Stadt existieren, weil sie nur hier Lebensräume vorfinden, die sie benötigen. Biber, Fledermäuse, Füchse, Eichhörnchen, Igel, Marder, Menschen, Ratten, Tauben, neuerdings auch Waschbären und viele andere mehr sind unsere Nachbarn in der Großstadt.
    Eigentlich wollte ich aber nur sagen, dass mir das Foto gut gefällt. Die Lichtstimmung finde ich interessant. Die Uhr auf der Spitaslskirche scheint 19:23 zu zeigen, die Nordkettenkulisse ist komplett im Dunst, die Passant:innen tragen Wintermäntel – Dämmerung gegen halb acht, haben wir Frühherbst? Die Belichtungszeit ist relativ kurz, wie am Auto im Vordergrund erkennbar, vielleicht 1/10 oder 1/30 auf ISO400, die gröbere Körnung ist im Dunst gut erkennbar, und was sich im Hintergrund bewegt ist alles ziemlich scharf; eine Stativaufnahme muss es auf jeden Fall sein. Herbstnebel scheint keiner zu herrschen, um die Lichter sind kaum Halos zu sehen. Vielleicht auch ein noch kühler Frühlingsabend?
    Zeitlich sind wir zwischen Mai 1950 und Herbst 1952. denn hinten steht ein vermutlich noch nicht umlackierter und deshalb dunkler ex Basler Beiwagen (mit rundem Dach) in der Haltestelle, höchstwahrscheinlich ein Zug der Linie 3, besser zu erkennen in der vergrößerten Ansicht https://innsbruck-erinnert.at/wp-content/uploads/2025/01/GoNe-020935.jpg . Am Zielschild im rechten Fenster ist erkennbar, dass wir den Zug von hinten sehen.
    Ich tippe am ehesten auf Herbst 1950, Frühling 1951 oder Herbst 1952, aber vielleicht findet ja jemand weitere Hinweise zur präziseren Datierung.

  3. Zuerst hat mich der Kontrast heller Nachthimmel, finstere Stadt ein wenig wundern lassen.
    Sicher ein hochempfindlicher Film, eben ein 400er, wie man gesagt hat. Ich hab selber einmal von meinem Vater – „Des wird nix gscheits, Karli“ – (er war Fotofachmann beim Miller) einen solchen Film erbettelt. Das war ein Opfer, denn diese Spezialität blockierte den Fotoapparat für einige Zeit. Ergebnis waren Nachtaufnahmen von der Schneeräumung im Innrain. Wahrscheinlich hat meine Neugier, ob es was Gscheits worden ist, vor Ende seiner Bildkapazität die Kamera wieder für was Gscheits freigegeben.
    Genau so sieht dieses Titelfoto aus.

    Die grobe Zeitmessung: Den hinten ersichtlichen Fiat 600 Multipla gab es erst seit ’56.
    Die mittlere Zeitmessung: Winter, aber kein Christbaum in der Altstadt.
    Die feine Zeitmessung: Die Turmuhr der Spitalkirche zeigt m.M. sechs oder sieben Minuten vor halb Fünf.

    1. Ich beuge mich der Hirsch’schen Datierungsgewalt, denn der Beiwagen ist zwar definitiv ein ex Basler, aber ich kann nicht ausschließen, dass auch 1956 noch einer dunkelgrün lackiert war. Die letzten dieser Fahrzeuge wurden laut Kreutz im Juli 1952 angeliefert.
      Auch den Stundenzeiger auf der Spitalskirchenuhr konnte ich nur erahnen und habe ihn wohl falsch erahnt. Wenn es erst halb 5 ist, dann wären wir aber im Winter.

      Die Geschichte mit dem Kamera blockieren ist mir auch passiert, um 2012 herum, da hatte ich mir aus Neugier eine analoge Spiegelreflexkamera auf eBay geholt, eine klassische Canon AE-1, um das analoge Schwarzweißfotografieren mal auszuprobieren. Ich habe es nach wenigen Filmen wieder gelassen, weil es in der ganzen Stadt damals keine Möglichkeit zur Schwarzweißentwicklung und Herstellung analoger Abzüge vor Ort gab, abseits eines DIY-Labors eines Hobbyfotografierendenvereins in der Bäckerei, nur nach Wien hätte ich die Filme schicken können oder eben digitale Abzüge machen lassen, was ich eben genau NICHT wollte. Mit der AE-1 bin ich jedenfalls mal mit einem Ilford 36-400 in der Vorweihnachtszeit bei Kälte und Schnee nachts durch die Stadt gezogen und habe mit Stativ ein vielleicht 15 oder 20 Bilder gemacht. Der Film blieb dann monatelang in der Kamera, bis ich den Rest noch verschoss. xD

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