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Nachtrag: Zur Pension Hernstein

Nachtrag: Zur Pension Hernstein

Nachdem der Rätselbeitrag zum Ansitz Hernstein einige Fragen aufgeworfen hat und auch der entsprechende Gewerbeakt allerhand Interessantes zu Tage gebracht hat, möchte ich Ihnen in diesem Beitrag meine Rechercheergebnisse präsentieren. Zuvor sei noch kurz darauf hingewiesen, dass sich in unserem Archivbestand allem Anschein nach keine weitere Aufnahmen von dem Ansitz befinden.

Das erste Ansuchen zur Beherbergung von Gästen wurde am 7. Dezember 1925 getätigt. Darin wurde um „die Bewilligung zur Führung einer Fremdenpension in der kürzlich zu diesem Zwecke angekauften ehemaligen „Mersivilla“ oder „Mersi-Villa“ am Rechenhofboden zur Vermietung von Fremdenzimmern und Abgabe von Speisen und Getränken an die im Hause wohnhaften Pensionäre“ angesucht. Dadurch wollte man einem Einspruch als Konkurrenz für den Gasthof Rechenhof entgehen, da keine Ausspeisung an Nichtpensionäre erfolgen sollte. Bereits zu Beginn des Jahres 1926 wurde das Ansuchen genehmigt. In der Bestätigung wurde nun auch von einer „Villa Eggenwald“ gesprochen.

Im Jahr 1933 kam es zu einem Besitzwechsel des Anwesens, wobei der neue Besitzer die „Pension Eggenwald“ in derselben Weise wie die Vorbesitzerin betreiben wollte. Zur tatsächlichen Aufnahme des Beherbergungsbetriebes kam es schließlich erst im Jahr 1941 und auch der ursprüngliche Pächter hat bereits zugunsten einer Pächterin verzichtet. Für die Wiederaufnahme des Ansitzes als Pension mussten jedoch weitläufige Adaptierungsmaßnahmen unternommen werden. Erwähnt sei dazu nur, dass das Gebäude bislang nicht mit elektrischem Licht versehen war und nun an das Netz angeschlossen werden sollte. Der Prozess bis zur Verleihung der Konzession gestaltete sich ebenfalls als langjähriges Prozedere.    

Äußerst interessant war der Argumentationsstrang um die Verleihung der Konzession zu beschleunigen. Die ansuchende Pächterin hatte angegeben, dass Sie durch ihre Tätigkeit im Auftrage Minister Ribbentrops vor allem englische Gäste zu beherbergen ersuchte, auch wenn man sich bewusst war, dass derzeit (Anm.: Mai 1939) die Situation zwischen England und dem Deutschem Reich schwierig war. 

Wie aus dem Akt hervorgeht, wurde der Betrieb trotz Konzession nur für kurze Zeit ausgeübt und 1949 kam es wieder zu einem Besitzerwechsel. Der neuen Besitzerin wollte man aus mehreren Gründen die Konzession 1949 nicht mehr verleihen, woraufhin diese ihre familiären Beziehungen ins Spiel brachte. Der Onkel der Besitzerin war gemeinsam mit Leopold Figl im Konzentrationslager Mauthausen inhaftiert, weshalb es über diese Verbindung zu einer Intervention des Bundeskanzlers beim Bürgermeister kam. Im darauffolgenden Jahr wurde sodann die Konzession verliehen, wobei die zuvor erwähnte Intervention nicht der ausschlaggebende Grund war.

Ab den 1950er Jahren wurde von der Besitzerin eine Erweiterung der Konzession forciert. Man wollte in Zukunft alle vorbeispazierenden Gäste bewirten können und nicht nur die Pensionsgäste. Mittlerweile wurde das Gebäude auch renoviert, es verfügte über ein Telefon (wohl das einzige in der Gegend damals) und im südlichen Teil des Gartens gab es bereits ein Schwimmbad. Zur Erweiterung des Gewerbes kam es aber erst im Jahr 1960.

Im Jahr 1969 ging der Ansitz in andere Besitzverhältnisse über und die vorherige Konzession wurde gelöscht. Aus diesem Grund mussten die neuen Besitzer 1970 auch für eine neue Konzession ansuchen. Man beabsichtigte jedoch nur die Beherbergung und Bewirtung der eigenen Gäste. Dem Ansuchen wurde im selben Jahr stattgegeben und die finale Niederlegung des Gewerbes erfolgte im Jahr 1983.

Anhand dieser Ausführungen gehe ich stark davon aus, dass unser Titelbild im Zeitraum zwischen 1970 und 1983 gemacht wurde. Auf den von Frau Stepanek hingewiesenen Beitrag in der Tiroler Tageszeitung sind wir leider nicht gestoßen.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-38310)

Dieser Beitrag hat 9 Kommentare
  1. Jedenfalls danke ich Ihnen für Ihre Recherchen – und diesen neuerlichen Beitrag über unser „Innsbrucker Hernstein“
    Wer weiß, vielleicht kommt dieser von mir erinnerte Beitrag einmal durch Zufall irgendwo zum Vorschein.

  2. Sehr geehrte Damen und Herren,
    Wie die Zufälle so spielen: gestern erzählte ich bei einem gemeinsamen Abendessen mit Nachbarn von meiner abenteuerlichen ersten großen Reise ins Ausland (per Anhalter) und bei der Gelegenheit auch über den Zwischen-Aufenthalt in einer Pension Herrnstein…in Innsbruck. Heute überkam mich die Neugier, im Internet nachzuschauen, ob es diese Pension noch gibt. Vor vielen Jahren war ich nämlich bei der Durchreise mit meiner Familie durch Innsbruck an jenem Hang (Hungerburg?) gewesen, hatte aber die Pension Herrnstein nicht mehr entdecken können.
    Nachdem ich nun gelesen habe, wie wenig über diese Vergangenheit der Pension bekannt zu sein scheint, könnte es für Sie von Interesse sein, über diesen Aufenthalt im Jahre 1963 etwas zu erfahren. Ich fasse mich kurz, bin aber gerne bereit, auf Nachfrage ausführlicher zu werden.
    Zu meiner Person:
    Mein Name ist Thomas Mörsberger, Jahrgang 1947, arbeite heute als Rechtsanwalt in Lüneburg bei Hamburg (siehe Internet / google).
    Im Sommer 1963 habe ich mit einem Klassenkameraden eine abenteuerliche Reise unternommen. Ursprünglich wollten wir nur um den Bodensee wandern. Aber als wir spontan viel Erfolg hatten, per Anhalter weiterzukommen, waren wir allen Ernstes nach 5 Tagen in… Rom. Auf der Rückfahrt nahm uns von Sterzing aus ein netter Opel-Kapitän-Fahrer mit. Landstraße. Immer wieder kochte der Kühler und wir besorgten kaltes Wasser aus Bächen, mit unserm Kochtopf… Erst nach Mitternacht kamen wir ins Innsbruck an. Er lud uns ein, dass wir unser Zelt im Garten einer Pension aufschlagen dürften, in der er arbeitete. In der Pension Herrnstein. Unser „Chauffeur“ berichtete, Inhaberin sei eine „von Habsburg“, aber in Österreich dürfe man ja keine Adelsnamen mehr tragen usw.. Im Haus sei oft Prominenz.
    Morgens gab es heftigen Regen und die Pensionsinhaberin bot uns an, unsere Sachen im Haus zu trocknen. Zudem dürften wir die nächste Nacht (kostenlos) im Haus übernachten. Etwas später lud sie uns auch ein, wir könnten gerne zu einer „kleinen privaten Geburtstagsfeier“ dazu kommen, im gemütlichen Keller. Es komme auch ein prominenter Mensch dazu, ein „Freund des Hauses“. Der kam dann auch: Louis Trenker! Ich hatte schon von ihm gehört, auch mal einen Film mit ihm gesehen. Er musste zwar bald wieder gehen, aber der Abend blieb mir nicht nur deshalb in Erinnerung, sondern auch, weil ich – wohlerzogen und auch ohne Geld, sich Wein zu kaufen – dieses Getränk erstmals etwas ausführlicher genossen habe, mir als Sportsmensch einbildete, das macht nix, dann doch merkte, dass mein Gang nicht mehr gerade war. Kleines Schockerlebnis.
    Wie geplant sind wir am nächsten Morgen weiter, über Innsbruck gen Heimat, damals in der Nähe von Köln.
    Hilft das weiter bei Ihren Recherchen zur Pension Herrnstein?
    Meine Mail dürfen Sie veröffentlichen.
    Herzliche Grüße
    Thomas Mörsberger

    1. Lieber Herr Mörsberger,
      vielen Dank für Ihre ausführlichen Schilderungen. Ich finde es immer wieder erstaunlich, wie viele zuvor unbekannte Geschichten aus den unterschiedlichsten Ecken der Welt sich auf unseren Bilderblog zusammentragen.
      Ihr Angebot aufgreifenden würde ich mich nochmals in den nächsten Wochen bei Ihnen melden. Ich habe mir Ihre Telefonnummer notierte und habe Sie jedoch aus Ihrem Kommentar entfernt.

      Nochmals vielen Dank und ich melde mich 🙂

  3. ….womit wir wieder ein bißchen bei Hernstein in NÖ wären.
    Denn Dienstherr von Heinis Cousin, dem „Onkel Oberförster“ Franz war Anton, Sohn von Erzherzog Leopold Salvator und Prinzessin Blanka von Bourbon-Kastilien, geb. 20.3.1901 in Wien.
    Er wohnte auch in Hernstein, zwar nicht im dortigen Wasserschloß (Theophil Hansen), sondern in einer Villa. Ihm gehörte natürlich auch der dortige Wald samt Jagd.
    „Und waaßt, wia mißtrauisch daß der is? I kumm auffi in die Kaiservilla und siech, daß do wos ned stimmt. Bei der neuchn Elektroleitung! De wos i grod gestern gmacht hab! Bin i z’eahm und hab’s eahm aufn Kopf zuag’sagt – scho höflich! G’fragt hab i eahm halt, ob er waaß, ob da wer…? Zuagebn hat er’s miassn!“
    Die Hamann schreibt: „Der Erzherzog arbeitete als Ingenieur der Elektrotechnik, Fluglehrer und Morsefunker. Seine Ehe, aus der sechs Kinder stamm(t)en, wurde 1954 geschieden.
    Als einziges Familienmtglied diente er aktiv unter voller Anerkennung seines Titels 1939 – 1944 in der Deutschen Luftwaffe als Pilot.
    Aber da Anton gleich 5 Schwestern hatte (und 4 Brüder) ist die Auswahl groß….

    1. Assunta, Tochter von Erzherzog Leopold Salvator und Prinzessin Blanka von Bourbon-Kastilien, geb. 10.8.1902 in Wien.
      Die Erzherzogin, das älteste von 10 Kindern……..(falsch! Lt.Stammbaum S.444 das siebte!)…….verließ 16jährig mit ihrer Familie Österreich und lebte in Spanien. Sie trat in Barcelona in ein Kloster ein und empfing die niederen Weihen. Im spanischen Bürgerkrieg 1936 wurde das Kloster überfallen. Assunta konnte sich retten und gelangte nach abenteuerlicher Reise nach Wien. Dort prozessierte sie (wie einige ihrer Geschwister) mit der inzwischen verwitweten Mutter um ihr Erbteil, da sie mittellos war.
      1939 heiratete sie in Ouchy/Schweiz Dr.Josef Hopfinger und wurde Mutter von zwei Töchtern.
      Als Ordensschwester lebt sie in San Antonio, Texas.

      (Brigitte Hamann: Die Habsburger. Ein biographisches Lexikon.
      1988 by Verlag Carl Ueberreuter, Wien
      ISBN 3-8000-3247-3
      Vertrieb Bundesrepublik Deutschland und Schweiz
      R.Piper GmbH & Co. KG, München
      ISBN 3-492-o3163-3 )

      1. Ergänzung:
        Bei dieser Schwester von „Hernsteiner Erzherzog “ fiele das Geburtsdatum in die Sommerferien.
        Aber da dieser selbst ja sechs (vor 1954 geborene) Kinder hatte – und diese – da nach dem Ende der Monarchie geboren! – natürlich im Habsburgerbuch nicht aufgelistet sind, könnte es sich eventuell um eine Tochter…
        Wenn wir das ungefähre Alter der damaligen Pensionsinhaberin und Gastgeberin in den Schulferien erfahren, könnten wir darüber Klarheit gewinnen.
        Übrigens: In dem von mir erinnerten Zeitungsartikel s t a n d etwas vom „Einsatz im 2. Weltkrieg“, was meine Mutter sehr verwunderte, daß da einer von dee – dee waren doch gegen den Hitler… usw.

        1. Liebe Frau Stepanek,
          laut Unterlagen wurde die Pensionsbesitzerin Maria Obkircher, geb. Traxl (im Besitz etwa Ende 40er bis etwa Ende 60er Jahre) im März 1905 in Hernstein geboren.

          1. Bitte um Entschuldigung, ich hab erst jetzt Ihre Antwort gefunden!
            Damit hätten wir jetzt wohl den Grund für die Namensgebung – aber nicht für den in die Sommermonate fallenden Geburtstag der Habsburgerin mit Anwesenheit von Luis Trenker.
            Aber vielleicht meldet sich Herr Mörsberger aus Lüneburg wieder – und erinnert sich an das genauere Datum. (Er schreibt ja ausdrücklich „im Sommer“, also kanns nicht der Geburtstag der Frau Obkircher, die ja ein „Märzenveilchen “ war, gewesen sein.
            Der „Heimwehname“ HERNSTEIN ist damit allerdings sehr gut erklärbar.

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