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Mystisches Innsbruck

Mystisches Innsbruck

Heuer sind wir von ihnen ja (bis jetzt) ziemlich verschont geblieben – den neblig-grausligen Herbsttagen, an denen man sich am liebsten nicht von der Couch herunter und schon gar nach draußen bewegen möchte. Doch hat man es einmal hinausgeschafft, so ist auch diese Stimmung in der Landeshauptstadt irgendwie interessant und anziehend. Wir blicken durch die Linse von Hermann Faschingbauer von der nördlichen Innseite auf den Hans-Psenner-Steg, damals noch als „Weiherburgsteg“ bekannt. Als Zeitraum sind die frühen 1950-er Jahre zu veranschlagen. Terminus post quem ist das Jahr 1953, in dem das Dach über der Brücke errichtet wurde. Hierbei handelt es sich noch um den alten Steg, der im Jahr 1944, zuerst als provisorischer und dachloser „Notsteg“ errichtet worden war, unter anderem, um die auf der anderen Innseite gelegenen Stollen schnell zu erreichen. Aus Sicherheitsgründen wurde der alte Steg schließlich abgerissen und im Jahr 1979 neu gebaut. Der Pegel des Inn ist sehr niedrig, am Ufer sind einige Gebäude schemenhaft auszumachen. Hier zieht sofort das Barackenartige Gebäude links vom Steg die Aufmerksamkeit auf sich. Worum könnte es sich hier gehandelt haben? Im Hintergrund gerade noch auszumachen sind die evangelische Christuskirche und die Handelsakademie. Alles, was dahinter liegt verschluckt der Nebel und gibt diesem Bild geradezu einen mystischen Touch.

(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-28127)

Dieser Beitrag hat 6 Kommentare
    1. Soweit ich weiß, waren die Kriegsgefangenen und KZ-Häftlinge in der Reichenau untergebracht und marschierten jeden Tag zu Fuß zu ihren Einsatzstellen im gesamten Stadtgebiet.

  1. Lieber Herr Roilo, lieber Herr Rangger,

    danke für die Anregungen. Beide Aussagen sind wohl der Wahrheit entsprechend. Da das Foto aber frühestens 1953 geschossen wurde (davor noch kein Dach über der Brücke), wohnen zu dieser Zeit wohl kaum mehr Kriegsgefangene hier, es dürfte also eine spätere Nutzung gegeben haben (oder sie standen leer?)

    Das Lager in der Reichenau (eigentlich waren es mehrere, eines der GESTAPO und eines für Ostarbeiter usw.) war zwar das bekannteste, aber sicherlich nicht das einzige im Innsbrucker Raum – soweit ich mich richtig entsinne gab es über 20 – wenn auch nicht durchgehend (z.B. gab es eines bei den Retterwerken).
    Solche Baracken gab es im Übrigen (ich denke Reichsweit) genormt zu kaufen – wen oder was man hier dann unterbrachte war einem selbst überlassen. Die Baracken konnten dementsprechend auch einfach an andere Orte versetzt werden, in einige wurden nach dem Krieg richtige Wohnungen eingebaut, man denke etwa an die Baracken des Flüchtlingslagers in der Höttinger Au, die bis in die 60er existierten.

    1. Nur ganz kurz, es ist schon spät: Mir war schon klar, dass in diesen Baracken zum Aufnahmezeitpunkt dieses Fotos keine Kriegsgefangene mehr waren und sie zu diesem Zeitpunkt anderen Zwecken dienten. Aber aufgestellt wurden sie sicher für die Bauarbeiten zum Bau der Luftschutzstollen – eben zur Unterbringung der Bauarbeiter, für die Bauleitung, als Magazine! Drüben, auf der anderen Innseite war ja kein Platz dazu.

      Bei den Baracken handelt es sich um sogenannte RAD Baracken, die für die seinerzeitigen Reichsarbeitsdienstlager als Normbaracken entwickelt wurden, später dann überall, wo Menschen aus verschiedensten Gründen in größeren Mengen untergebracht werden sollten, verwendet wurden. Wir – ich spreche davon von meiner Baufirma – verwendeten solche Baracken noch bis in die 60er Jahre und länger.

      Zu den Gefangenenlagern in Innsbruck: Ein kleineres Lager befand sich z.B. auch ganz in der Nähe meines Hauses, in dem ich aufgewachsen bin (Pradlerstraße 15) und zwar am Furterzaunweg. Der Platz gehörte eigentlich einer Baufirma, hier waren aber zum Beispiel Franzosen untergebracht, welche die alte Pradlerkirche 1941 abrissen. Meine Tante, die den Bäckerladen führte, erzählte immer, dass sie knapp einer Verurteilung, mit entsprechenden Folgen, entging, weil sie diesen armen Leuten altes Brot übergab! Beim Nachtangriff auf Innsbruck 1945 ging dieses Lager in Flammen auf!

      Nochmals zu den Barackenlagern: Eines der größten Lager dieser Art in Tirol war das Haiminger Lager mit einem Ableger in Ötzerau-Schlatt, errichtet für den Bau die „Westtiroler Kraftwerke“ und für die Luftfahrtforschungsstelle (Windkanal!). Dieses Lager war danach jahrelang Flüchtlingslager für reichsdeutsche Flüchtlinge!

  2. Die Baracken standen hier lt Luftbildatlas bis Ende der 60´er Jahre. Ein ähnliche Baracke hietl sich noch bis in die 80´er Jahre westlich der Uni-Brücke.
    Weitere Verwendungsmöglichkeiten:
    provisorischer Wohnraum für ausgebombte Wohnungen
    Unterkünfte für die Besatzung in der Nachkriegszeit

  3. Später war da in mindestens einer der Baracken eine Jugendherberge untergebracht ehe man für diesen Zweck ein richtiges Gebäude erbaute. Ich hab auch noch ein Foto einer solchen Baracke mit einer Tafel, die sie als Bücherei ausweist.

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