skip to Main Content
#bilderschauen --- #geschichtenlesen --- #gernauchwiederimarchiv
Moderner Fahrzeugbau…

Moderner Fahrzeugbau…

… ohne PS. Der Wagner Johann Lischka betrieb zumindest seit 1898 in der Fischergasse 12 eine Wagnerei. Im Jahr 1900 gibt er in der Zeitung bekannt, dass er seine Wagnerei von der Leopoldstraße 6 in die Bahnstraße 2 verlegt. Der Schmiedemeister Thomas Schwenda eröffnete im September 1900 in enger Zusammenarbeit mit Johann Lischka ebenfalls in der Bahnstraße 2 eine Huf- und Wagenschmiede.

1913 findet sich Johann Lischka in der Südbahnstraße 16 um 1914 in Mühlau Nr. 125, wo er neben der Wagnerei auch als Sattler und Riemer firmiert. Allerdings stirbt Johann Lischka bereits im Oktober 1914. Seine Witwe Barbara – genannt Betti – dürfte erst 1937 verstorben sein.

Wagner stellten früher Räder, Fahrzeuge und Gerätschaften aus Holz her. Heute gibt es dieses Handwerk vermutlich gar nicht mehr. Der hier an der Wand genannte Friedrich Lischka scheint aber in den Adressbüchern der Stadt Innsbruck nicht auf. Auch dürfte das Unternehmen nicht mehr lange an dieser Adresse Bestand gehabt haben.

Wohl eines der Produkte dieses Unternehmens war auch dieser Leiterwagen, oder wie man dieses Fahrzeug sonst nennen kann, für das seit 1887/1891 bekannte Hotel Kreid. Der Hebel auf der Unterseite des Fahrzeugs könnte eine Bremse gewesen sein. Falls jemand mehr dazu sagen kann, freuen wir uns über Nachricht.

Das Hotel Kreid war eine Größe im Innsbrucker Hotelwesen. Die beste Zeit war nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs vorbei. Kein anderes Hotel in Innsbruck war so lange durch die Besatzungsmächte beschlagnahmt. Erst 1955 konnte es saniert werden. Aber bereits 1971 wurde dieser Bau abgebrochen und durch den schmucken Neubau, den wir heute noch kennen, ersetzt.

Die beiden Kinder am rechten Bildrand dürften wohl im Nahebereich des Friedrich Lischka zu suchen sein.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum)

Dieser Beitrag hat 15 Kommentare
  1. Die Technik und der Gebrauch dieser Transportkarren scheint im p.t. Publikum samt dem Interesse daran verloren gegangen zu sein. Ich hatte gehofft, daß ich zu dieser sehr solid aussehenden Konstruktion ein wenig mehr erfahren könnte.

    Gebraucht wurde er sicher für den wettersicheren Transport des Reisegepäcks vom und zum nahen Bahnhof. Das sieht man auswendig.

    Aber schon der Hebel unten am Wagen ist erklärungsbedürftig. Ich hab ihn zuerst ebenfalls für eine Bremse gehalten. Jetzt sehe ich darin eher einen Klemmhebel für eine nach oben klappende, recht schmal bemessene Tür, deren Scharniere man oben sehen kann. Dazu noch oberhalb ein Stangerl, das eine Arretiervorrichtung sein könnte. Aber fürs Hochklappen hätte ich den Handgriff doch quer und nicht senkrecht angebracht? Oder war der zum Ziehen gedacht? Und überhaupt Ziehen: Leider hat der Fotograf die Deichsel abgeschnitten, sodaß man nicht sehen kann, ob da eine oder zwei Personen zogen, an ein Pferd will ich schon aus Gründen der Wirtschaftlichkeit nicht glauben.

    Die Bremse ist wohl die Kurbel an der Rückseite, die eine Achsklemme zu- oder aufgedreht haben mag. Wenn es – flüstert mir grade der Zweifeldämon ins Ohr – nicht eine einfach Trittstütze gewesen ist. Sehr wahrscheinlich sogar. Denn wozu brauchte es die an der Hinterachse fehlenden Federpakete an der Vorderachse? War das die Bremse, die man einfach beim zum Ziehen bequemen Herunterdrücken der Deichsel freigab?

    Und was sollen die jeweils zwei „Haken“ am geteilten Dach des Wagens? Scharniere zum Hochklappen der Abdeckung rate ich einmal, weil alles durchs Seitentürl zu zwängen wäre eine Fehlkonstruktion. .

    Und wozu dienten die wie eine Achsverkleidung aussehenden Zapfen vor und hinter dem Karren?

    Gehört das schiefe „Brettl“, welches das kleine Mädchen im Hintergrund teilweise verdeckt, ebenfalls zum Hintergrund oder zum Wagen?

    Vielleicht weiß es doch noch jemand genauer. Oder wirklich, ich hab ja nur nach Wahrscheinlichkeitskriterien geraten.

  2. Ich hätte da eine ganz andere Idee, die ich eigentlich schon gestern anbringen wollte – es war aber leider schon spät: Bei einem so großen Hotel, wie es das Kreid war und bei der mangelnden Infrastruktur der damaligen Zeit musste man sich selbst Gedanken machen, wie man anfallende Restaurantabfälle – bei uns war das die „Gspual“ – außer Haus bzw. zu den Schweinen bringt.

    Dieses Fahrzeug dürfte ziemlich dicht sein, das kleine Türl wird man zuerst geöffnet haben, um Flüssiges wegzubringen, die Klappe für den Rest bzw. an den beiden Haken konnte man das Dach weglüpfen zum Entleeren und Reinigen.

    Ich habe auch nur geraten!

    1. Ich weiß nicht, wie das in der Stadt gehandhabt wurde, aber bei uns in Altpradl klapperte eine der Stamserbauernschwestern (Plattnerhof, Egerdachstaße 10) alle umliegenden Häuser ab. Sie hatte ein Pferdefuhrwerk dafür mit einigen draufgestellten Blechfassln

    2. Danke für den Gedankenschwenk!

      Als Spülenwagen ists mir jetzt fast ein bissel zu nobel. Andererseits macht es wirklich einen absolut (geruchs)dichten Eindruck, Man hat die Abfälle mehrerer Tage zusammenkommen lassen, das riecht bis übers Dach, wenn der Kübel offen herumsteht.

      Meine restlichen technischen Vermutungen mögen stimmen, nur statt der Koffer schüttet man also oben die Spüle hinein, und beim Seitentürl rinnt sie heraus. Deshalb auch der massive Klemmverschluß. Macht schon Sinn. Nur Hotel Kreid als Aufschrift für einen Spülenwagen? Der Spülenverwerter wird wohl Interesse an der Herkunft des Inhalts gehabt haben. Aber da kann man eher das „Innsbruck“ als generell überflüssig ansehen, das Stadtgebiet wird das Fahrzeug ja wohl nicht verlassen haben?

      Aus späterer Zeit kann ich mich auch an einen „Spuleler“ erinnern, es gab sogar eine Aufnahme wo dieser oder ein gleich beschäftigter Mann samt seinem Wagele zu sehen war. https://innsbruck-erinnert.at/kurz-einmal-innehalten/

  3. Vielleicht weiß es Herr Ludwig Eimannsberger aus Mutters.
    Die Familie Liensberger-Eimannsberger war mit dem Hotelbesitzer Hans Kreid nämlich eng befreundet und erbte später dessen Anteil am Hotel Kreid sowie Fotos und Dokumente.

    Nach dem Tod des Vaters Johann Kreid übernahm der junge Hans Kreid im Jahre 1903 die Führung des Hotels. Der Wagen dürfte also in seinem Auftrag entstanden sein.

    Das Touriseum Trautmannsdorff berichtete in einer dreiteiligen Serie über die äußerst spannende Biografie des Hans Kreid mit Dokumenten und Bildern aus seinem Nachlass:
    http://blog.touriseum.it/?p=1287&lang=de

      1. Und ich sag, passen grad eben nicht. Dieser Rolls Royce von Spülenwagen gegenüber den Fahrzeugen auf dem früheren Foto, die ich dieser Aufgabe für würdiger halte.

  4. Von einem Gepäckwagen ausgehend, war mein erster Gedanke zur Klemmvorrichtung an der Türe unten, dass sich dahinter eine herausklappbare Ein- /Ausstiegshilfe verbirgt, ähnlich wie es sie bei Kutschen gibt. Irgendjemand musste ja die Gepäcksstücke im Wageninneren auch schlichten und deshalb zunächst einmal einsteigen können, was bei dieser Höhe ohne Hilfe nicht ganz einfach gewesen wäre.
    Mit dem zweiten Gedanken musste ich den ersten aber auch bereits wieder verwerfen: hielte die Klemmvorrichtung nur die vermutete Einstiegshilfe fest, wäre die Türe ja trotzdem aufgesprungen – nicht gerade zielführend bei voller Ladung. Also hat der Hebel doch die ganze Türe verschlossen. Aber warum dann die halbrunde Form? Das Schutzeisen dafür hat der Wagnermeister auch halbrund gehämmert. Ging es ihm nur um die Optik, oder steckt doch eine Funktion dahinter? Das Raten geht weiter. Bin sehr gespannt, ob Herrn Roilos interessante Überlegung bestätigt werden kann.

    1. Ich nehme an, daß das gebogene Kontereisen stetig dicker wurde, vielleicht noch mit einer Kerbe oder Nase zum Einrasten sodaß man wie mit einer Kurbel dicht schließen konnte. Bequemere Handhabung als ein Riegelklapperatismus, vielleicht auch technisch zum „Zuquetschen“ verläßlicher?

      Ich beweg mich die längste Zeit schon auf Glatteis. 🙂

      1. Nehmen wir an: Die Fahrzeuge auf dem Meinhardstraßen-Foto sind von einem Unternehmer, der für das Entleeren von Senkgruben zuständig war. Er hatte dazu entsprechendes Equipment und erhielt in gewissen Zeitabständen vom Hotel Kreid einen entsprechenden Auftrag.
        Die wahrscheinlich in der Woche mehrmalige Abfuhr von Küchenabfällen, möglicherweise zu einem Bauern (nicht zum Inn hoffentlich) führte das Hotel selbst durch, vielleicht spielte es sogar eine Vorreiterrolle und wollte zeigen, welches Spezialfahrzeug sie dazu angeschafft haben. Bei den Gästen wird das vielleicht auch gut angekommen sein, wenn sie sahen, wie fortschrittlich ihr Hotel ist – deshalb auch der komplette Markenname „Hotel Kreid Innsbruck“. Möglich!
        Dicht und entsprechend tragfähig musste diese Truhe jedenfalls sein (die Wand schaut sehr solide aus, mir kommt sogar vor, sie ist etwas konisch – so wie die Gülletruhen der Bauern aus Holz auch lange auch waren).
        Die Funktionsweise haben Sie , Herr Hirsch, eh schon selbst beschrieben: Oben hinein (wahrscheinlich waren am Dach zwei schnell heb- oder verschiebbare und dicht verschließbare Deckel, es sind ja auch vier Haken und eine Trennkluft), unten seitlich heraus (wahrscheinlich über eine Rutsche beim Verbraucher). Dazu wird man zuerst den kleinen Deckel für das Flüssige aufgemacht haben (den massiven Klemmverschluss, der für die Dichtheit notwendig ist, haben Sie ja auch schon angesprochen) und anschließend der größere Deckel aufgeklappt (Scharniere oben) und der herabhängende Riegel eingehängt.
        Gezogen wurde dieser Karren (oder „Rolls Royce“) sicher von einem Tier. Sieht man nicht auch einen Kutschbock vorne? Männer wären auch für einen leeren Wagen oder Gepäckswagen zu schwach gewesen.
        Der Hebel hinten ist sicher, wie sie auch schreiben, eine Feststellbremse.

        1. Ein Transportwagen für Küchenabfälle als Werbefläche und damit gewissermaßen ein Vorläufer der heutigen öffentlichen Verkehrsmittel? Die Idee dahinter wäre bestimmt sehr innovativ gewesen. Ich weiß nur nicht, ob ich als Besitzer eines Nobelhotels ausgerechnet so ein Gefährt für meine Werbung haben hätte wollen. Meine Bedenken wären sicher in die umgekehrte Richtung gegangen, dass man mein Hotel womöglich mit Unrat und üblen Gerüchen in Verbindung bringen könnte. Aber vielleicht hat ja der Hotelier bei einem seiner Auslandsaufenthalte so etwas gesehen, die Idee für gut befunden und dann übernommen.
          Ich kann mich noch an kleine Karren – von Hand gezogen – mit den entsprechenden Fässern drauf erinnern. Allerdings war ich immer der Meinung, die Bauern erhielten die Abfälle umsonst, die Gegenleistung dafür war quasi das Abholen. Wenn ich Sie richtig verstehe, Herr Roilo, dann nehmen Sie an, die Abfälle wurden „pur“ in diesen Wagen gegeben, also nicht in irgendwelchen Behältern. Da stelle ich mir das Reinigen ziemlich problematisch vor, zumal Hochdruckreiniger noch lange nicht in Sicht waren. Aber natürlich gab’s zu dieser Zeit auch andere Hygiene-Vorschriften als heute.
          Im Sinne der damaligen Reisenden ist ja eigentlich nur wichtig, dass dieser Wagen entweder zum Transport von Küchenabfällen ODER zum Transport von Gepäck verwendet wurde und nicht sowohl als auch 😉

  5. Sachlich habe ich kaum was beizutragen, aber der „schmucke Neubau“ an Stelle des Hotels Kreid hat mich heute den ganzen Tag zum Lächeln gebracht! Höchststrafe für den Kasten!

    Ich kenne die „Gspuln“ nur als entsprechende Kübel in Gasthausküchen, wo Abfälle und – damals noch –Teller-Reste hineingeworfen wurden. Diese schweren Kübel/Fässer wurden von den Bauern auf den niedrigsten verfügbaren Karren gewuchtet , direkt in den Schweinestall transportiert – und dort ausgeleert.
    Ich kann mir also beim besten Willen nicht den Umweg über einen solchen Wagen vorstellen, wo die Abfälle in der Küche gesammelt worden wären und dann erst in den Wagen hingeschüttet, – und dann vielleicht direkt in den Schweinestall gefahren ….
    Ein solcher Rolls Royce im Schweinestall und dann wieder in der Kreid-Küche?

    Meine erste Idee war eine Art Picknick-Wagen mit getrennten Kammern für Essen, Decken etc. als Erlebnis-Angebot des Hotels? Da würde die gediegene Ausführung passen. Aber ich kann mich auch nur dem Kreis der Neugierigen anschließen.

  6. Auf alle Fälle ein lustiges Phantasieturngerät.

    Jetzt haben wir schon drei Verwendungsmöglichkeiten gefunden. Ich hoffe, man hat damals Bescheid gewußt, und nicht statt des Picknickwagens den Spulentransporter losgeschickt, aus dessen Brühe man zusätzlich noch einen Koffer aus einem anderen Verwechslungsereignis gefischt hat.

  7. Vielleicht ist es ja ein Transportwagen, um die Hotelwäsche in die Wäscherei zu fahren.

    Bettbezüge, Leintücher, Tischtücher usw. könnte man oben hineintun und bei der Klappe wieder herausziehen.
    Die Wäsche wäre beim Transport durch die Stadt vor Regen, Schnee und Laub gut geschützt.

  8. Liebe Leserschaft,
    ich habe mir erlaubt, einen echten Wagner aus Deutschland um Rat zu fragen. Er kann das Rätsel zwar nicht lösen, hat aber trotzdem einige Informationen zum Wagen. Ich darf aus seiner Email zitieren:

    …das ist kein „Leiterwagen“.
    Ein solcher hat seinen Namen von den offenen Leitern ähnelnden Seitenteilen.
    Leiterwagen dienten dem Transport von Heu und Stroh.
    Wurden Feldfrüchte transportiert (Kartoffeln, Rüben) wurden die Wagenleitern gegen Bretter ausgewechselt, die den Leiterwagen zum Bretterwagen oder Kastenwagen machten.

    Der abgebildete Wagen ist eine kleine Sonderform eines Kastenwagens.
    Vorne erkennt man den Sitz für den Kutscher.
    Der seitliche Hebel ist keine Bremse. Es ist auch im Bereich der Räder und des Fahrgestells nichts erkennbar, was auf eine Bremse hindeuten würde. Eine solche wurde dann nicht gebraucht, wenn der Wagen nur in flachen Bereichen gefahren wurde. Doch dazu später mehr.

    Der seitliche Hebel ist ein Verschlussmechanismus. Am Seitenteil, an dem er angebracht ist, sieht man oben Beschläge und Scharniere. Hier konnte eine Seitenklappe nach oben geöffnet werden. Ich denke auch, dass die oberen Bretter hochgeklappt werden konnten. Es sind Teile zu sehen, die ebenfalls Scharniere bedeuten könnten.

    Ich könnte mir vorstellen, dass mit diesem Wagen das Gepäck von Reisenden zwischen Hotel und Bahnhof regensicher transportiert wurde.
    Ist dieser Bereich in Innsbruck ohne Steigung? Dann wäre auch das Fehlen von Bremsen erklärbar.
    Ein Pferd konnte für einen Wagen dieser Größe auch bei schwererem Gepäck sowohl Zugkraft als auch Bremskraft aufbringen.

    Das Foto entstand wohl direkt nach der Fertigstellung des Wagens.

    Soviel fällt mir beim ersten Blick auf das Bild ein.

    Mit herzlichem Gruß
    F.K.

Schreibe einen Kommentar zu Karl Hirsch Antwort auf Kommentar entfernen

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top
×Close search
Suche