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Messerschmitt über (unter?) Innsbruck (I.)

Messerschmitt über (unter?) Innsbruck (I.)

Wie schon in einem früheren Beitrag erwähnt wurde, befanden sich bei Kematen Produktionsstätten für die deutsche Luftwaffe, die während des Krieges sukzessive in Stollen verlegt wurden – die alliierten Soldaten waren überrascht von dem beachtlichen unterirdischen Areal, das bereits 2.700 m2 umfasste. Gegen Kriegsende wurden dort v.a. Messerschmitt Me 262 produziert. Das auch am Titelbild zu sehende Düsenflugzeug war das erste dieser Art, welches in Serie produziert wurde. Als solches wurde es zu einem der großen „Was wäre wenn…“ der Geschichte. Gerne wird spekuliert, ob sich der Krieg anders entwickelt hätte, wenn die Me 262 früher im Einsatz gewesen und als Jäger statt als Blitzbomber beibehalten wäre.

Dementsprechend wird oft behauptet, dass Hitler das Projekt zum Scheitern verurteilte als er Befahl einen Bomber daraus zu machen. Doch die wandelhaften Launen des Führers waren nicht das einzige Problem, welches die Entwicklung des ersten Düsenflugzeugs beeinträchtigte. Entgegen der NS-Propaganda war das Regime keine wohl geölte Maschine, sondern notorisch für unklare Zuständigkeitsbereiche und politisch motivierte Einmischungen in fachliche Fragen. Das Oberhaupt der Luftwaffe, Hermann Göring, war dabei mehr oder weniger das Model administrativer Inkompetenz – er schenkte dem Projekt von Beginn an wenig Beachtung und führte durch spontane Meinungsänderungen immer wieder so Verzögerungen. Andere hochrangige Offiziere in der Luftwaffe waren jedoch ebenfalls unentschlossen, was die Erfolgsaussichten des Projekts betraf – teils nicht ganz zu Unrecht. Zu einer Zeit, in der die Luftwaffe dringend jedes verfügbare Flugzeug benötigte, war es ein Risiko, wertvolle Produktionskapazitäten in ein neues Modell zu investieren, das allein aufgrund der notwendigen Umstellungen in den Fabriken nicht so schnell vom Lieferband rollen konnte.

Die ersten Prototypen mussten somit mit minderwertigen Stahl gebaut werden, da die deutsche Industrie unter einem kritischen Mangel an Metallen für die Legierung von Stahl litt (etwa wie Chrom, Wolfram oder Molybdän). Dies war vor allem für die Strahltriebwerke, die auch den besten damaligen Stahl auf eine harte Probe gestellt hätten, ein schwerwiegendes Problem und führte dazu, dass die Lebensdauer der ersten Triebwerke nicht in Wochen oder Monaten, sondern Stunden (!) angegeben werden musste.

(Foto Stadtarchiv ohne Signatur)

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. Hier ein Video von dem, was noch übrig ist bzw. vor ein paar Jahren noch war:
    https://www.youtube.com/watch?v=0gulX4TEjvM

    Es empfiehlt sich allerdings generell NICHT, auf eigene Faust in die unterirdischen Hallen vorzudringen. Das ist wirklich, wirklich gefährliches (Sou-)Terrain dort, es gibt immer wieder Teileinstürze.
    Wer geschichtlich interessiert ist und auch den Kick sucht, kann sich relativ gefahrlos die etwas weiter westlich gelegene, fast vollständig begehbare, ca. 3 km lange Anlage „Zitteraal“ ansehen, vor ein paar Jahren gab es dort sogar Führungen, ich weiß nicht ob das immer noch so ist, aber Tante Google hilft. Auch an der Oberfläche ist dort im Umfeld so einiges zu sehen.

  2. Danke für den Link und die Warnung, die sicher absolut ernst zu nehmen ist. Gefährlich, wenn auch nicht physisch, ist auch die Versuchung, den von youtube angebotenen weiteren Videos vom Inneren verlassener Liegenschaften bis zu ganzen leerstehenden desolaten Schlössern nachzugehen, die Zeit verfliegt dabei nur so…

    Im Werk wurden sicher keine kompletten Me-262 Flugzeuge hergestellt (siehe http://www.geheimprojekte.at/info_me262.html), die Produktion war auf zahlreiche Orte aufgeteilt, in Tirol gab es auch noch die Kavernen in der Nähe von Schwaz. So war die Fabrikation zwar vor Bomben geschützt, das Problem waren dann die zerbombten Transportwege. Außerdem wurden noch immer u.a. die Propellermaschinen Me-109, FW190 und sogar die veraltete Me110, die reihenweise von den Mustangs und Thunderbolts der Amerikaner abgeschossen wurden, hergestellt.

    Das Foto zeigt eines der in Innsbruck in den allerletzten Kriegstagen gelandeten Maschinen des Jgadverbandes JV44 des Luftwaffengenerals Galland, die von Bayern nach Innsbruck und Salzburg gerettet worden sind. Galland selbst kam nicht nach Innsbruck, er erlebte das Kriegsende in einem Lazarett am Tegernsee.

    Die Innsbrucker Exemplare waren zusammen mit dem Exemplar in der Reichenau ein beliebtes Fotomotiv der GIs und im Laufe der Zeit tauchten immer mehr Fotos davon im Internet auf. Daneben gibt es Aufnahmen der schon gezeigten Stukas, von Focke Wulf FW-190, Junkers Ju-188 und einer einsamen Heinkel He-111. Die Reichenauer Me 262 mit der Nummer 1 kam möglicherweise zusammen mit dem Reichenauer Stuka aus Prag und gehörte zu einer anderen Einheit. Die Nummer 1 des JV44 stand in Kranebitten, hatte sich also nicht „verirrt“.

    Genug der Obergscheitheiten, bin gespannt, welche Fotos das Stadtarchiv noch zu bieten hat.

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