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Lanser, Zunter, Achselkopf

Lanser, Zunter, Achselkopf

Ein visuell ungewöhnlicher Plan zeigt nicht die Chemtrail-Häufigkeit im Großraum Innsbruck, sondern lupenreine Triangulierungen, die im Vorfeld oder um den ersten Staatsvertrag entstanden sind, mit dem Österreich und Bayern in damals allerbesten Absichten beschlossen haben, den Zugsverkehr zwischen Salzburg und Innsbruck übers Deutsche Eck zu leiten. Unter dem Titel

„Plan der Gegend zwischen Innsbruck und Hall, in welcher die Basis zur Verification der Triangulierungs-Arbeiten in Tyrol im Jahre 1851 gemessen worden ist.“

sieht man die hohe Kunst der Landvermessung zu analogen Zeiten (der Plan ist hier interaktiv zu sehen).

Neben den im Titel des Beitrags genannten Köpfen wurde auch die Franzens-Pyramide (heute „Kaiser-Säule“), ein hier beschriebener Haller Punkt im Kugelanger, das Rumer Joch und mehrere Punkte im Stadtgebiet aufeinander eingemessen. Darunter die Pfarrkirche zu St. Jakob und ein hier bildlich festgehaltener Punkt an der Haller Straße. Von diesem führt als „Basis“ bezeichnet der dickste Balken nach Hall. Das war die laut Gerd Kohler in den oben verlinkten Quellen im selben Jahr 1851 eingemessene Gerade, die unten am Talgrund festgelegt worden war. Davon gab es außer dieser nur eine Grundlinie in Linz und eine in Wien. Als Wegemaß galten Wiener Zoll mit 1000 Schritt(1:28.800). Die Details stimmen sehr genau, man erkennt vom Planötzenhof bis zu den Mauern des noch bestehenden alten Friedhofs am Judenbühel viele nachgereihte Orientierungspunkte.

Über die Stadt erfährt man als Plansüchtiger nicht allzu viel Neues, außer wie weit der Weg noch von Arzel und Pradel nach Wiltau und Höttingen war. Ob sich die schwarz eingezeichneten Wege am Talgrund auf ebenfalls gut ausgemessene Wege beziehen oder nur dem Wunsch auf ästhetische Kartengestaltung entsprungen sind, bleibt offen.

Dieser Beitrag hat 17 Kommentare
    1. In lässiger Noblesse blickt der Pradler über die Ungeheuerlichkeit 😉 hinweg, daß auf der Karte die Sill als Bach bezeichnet wird. Auf die Schnelle hab ich diese Degradierung nur bei den Karten der ersten josefinischen (1802) und der zweiten franziszeischen (1820) Landaufnahme entdeckt (Schönegger S. 84, 85).

      1. An wen soll sich nun der Pradler (??) wegen einer nachträglichen Berichtigung wenden? 😉 Es fehlt ja auch die Brücke über diesen „Bach“ – die „Untere Sillbrücke“, welche 1847 errichtet wurde!
        Frage: Was war hier eigentlich vorher, bestand der Übergang nur aus einer Furt?
        In dieser Karte sieht man auch gut den alten Verlauf der Sill. Durch die Begradigung entstand linksseitig ein Areal, dass sich Innsbruck einverleibte und an Rhomberg weitergab.

        1. War denn der alte Sillverlauf im angesprochenen Bereich nicht bereits 1823 nach einem Sill- Hochwasser 3 Jahre zuvor bereits ein toter Seitenarm und die Sill ins heutige Bachbett verlegt? Die Karte ist doch von 1851. Die Bahnstrecke ist knapp noch nicht gebaut, und die Kettenbrücke noch ganz frisch.
          Apropos Rhombergkanal:
          Eigentlich gibt’s sogar zwei. Der Eine beginnt ein paar Meter flußabwärts von der Olympiabrücke, und speist das Kleinkraftwerk der ehemaligen Rhombergfabrik und dem heutigen Sillpark. Der Verlauf ist heute durchgehend unterirdisch. Sein Niveau liegt im Bereich seines Endes (wenn ich nicht irre 4 bis 9 Meter) über jenem der Sill, und wird im Kraftwerk zur nutzbaren Fallhöhe. Den anderen Kanal sieht man neben der König Laurin Alle. Dieser ist niveaugleich zur Sill und verläuft im alten Sillbett vor 1920. Wozu dient jedoch dieser Kanal? Er zweigt in etwa kurz vor der Gaswerk Brücke von der Sill ab und mündet kurz vor der Pradler Brücke in die Sill. Nachher wäre vermutlich klüger gewesen, wenn man an das Sill Hochwasser denkt. In den alten Plänen tauchen beide Kanäle zusammen mit der Rhombergfabrik auf. Vielleicht wollte man mit diesem Entlastungskanal das Unterwasser des Kraftwerks irgendwie (keine Ahnung wie) kontrollieren?

          1. „Es hängt immer alles mit allem zusammen…!“
            Heute um 7 h morgens s t a n d das Wasser im Sillkanal – und von oben hörte man ein lautes Rauschen.
            Beim Überqueren des Sillstegs, zehn Minuten später, rauschte beim „Sillpark“ ein gewaltiger Wassefall „hernieder“ – man spürte die Gischt im Gesicht, sogar am Steg! -!
            Nach einer guten halben Stunde – von Osten her über den Sillsteg – kein Wasserfall mehr, nur der kleine Überlauf wenig über dem Flußbett – da kam ein kleiner Schwall Überwasser heraus…
            Ich bin am Ostufer geblieben – und hab leider nicht darauf geachtet, ob der Kanal wieder „in Betrieb“ war…

        2. Klarerweise hat mir die Pradlerbrücke, aber auch der „Bach“ selbst keine Ruhe gelassen, auch ich habe (wie Sie, Herr Hirsch) im Schönegger und auf der hik-Seite herumgestöbert. Eine Brücke an dieser Stelle scheint demnach schon im „Plan von Innsbruck um 1750“ auf. Die Jahreszahl 1847 habe ich dem Beitrag https://innsbruck-erinnert.at/das-ende-einer-bruecke/comment-page-1/#comment-6422 entnommen.
          Freude ist aufgekommen, als ich dann in einem der alten Pläne die „Große Sill“ erblickte, bis sich das dann nur als Gegensatz zur „Kleinen Sill“ (also dem Sillkanal) erwies.
          Bei der Karte in diesem Beitrag mit Datum 1851 scheint es, als habe man einen alten Plan verwendet. War eigentlich auch gleich – hier ging es ja um die Triangulation und nicht um die Sill.

  1. Kartenwerke machen süchtig, das stimmt. Ich hab jetzt jedenfalls schon eine gute Stunde mit Kartenvergleichen, online und Morgengymnastik mit dem Schöneggerfolianten, verbracht. Und zwar wegen zweier kleiner Details.

    Das eine ist der zunächst am interaktiven Plan kaum lesbare Name Coret Hof, der auf anderen Karten wie auch mir bekannt als Rainer- oder Lehmenhof bekannt ist. Die Position des Coret(h) H. ist auch auf der Karte von Josef Haim, Ibk und Umgebung, 1816/17, und Hyronimus Mumb, Perger Plan von Innsbruck und Umgebung 1802/03 online zu sehen, im „Schönegger“ gibt es zwischen 1800 und ca. 1820 noch weitere Beispiele. War mir neu. Eine Verbindung zur hier mehrfach genannten Familie Coreth ist wohl anzunehmen. Übrigens scheint es da irgendwo eine Verwechslung zu geben, auf der Karte von Carl Urban u. Mitarbeiter, Inntal von Zirl bis Hall um 1840, Maßstab 1:14.400 ist mit Coreth H. die Poltenhütte bezeichnet. Oder stimmt das zu einer anderen Zeit?

    Das zweite ist ein auf den Karten einmal verschwundenes, dann wieder auftauchendes Wegkreuz/Bildstocksymbol etwa an der Stelle des heutigen Hauses Schöpfstr. 6a. Eigentlich könnte einem eine solche Kleinigkeit wurscht sein, aber ich habe sogar einmal einen Alarm ausgelöst, als ich durch die zufällig einmal geöffnete Einfahrt den Hof nach Resten inspizieren wollte. Auf der vorliegenden Triangulationskarte fehlt das Symbol wieder einmal. Das Symbol taucht bis ins Jahr 1885 auf, ehe es vom modernen Wilten verschlungen wurde. (Schönegger S. 119) https://postimg.cc/ft4sYZcK . Meine Hoffnung ist eher gering, daß das Stadtarchiv dazu Unterlagen hat. Was einem alles unterhalten kann.

    1. Lieber Herr Hirsch, das Gewicht von über 4 1/2 Kilo und die Größe meines Buches musste ich gegen härtesten Widerstand des Verlages erst durchsetzen. Zu groß war die Angst um die Verkaufszahlen, denn wer nimmt so ein Drum so einfach aus der Buchhandlung mit (oder dem Stadtarchiv, dort gibts daher auch noch viele Exemplare zu erwerben). Dass es dem Herrn Philipp bei der Morgengymnastik Konkurrenz machen wird, ist ein erfreulicher Nebeneffekt, den man noch ins Verkaufsgespräch miteinbeziehen könnte. Auf jeden Fall danke ich Ihnen für Ihre Mühe an Körper und Geist. Und falls Sie im Internet auch die HIK-Anwendung des Landes verwenden, für die ich zumindest inhaltlich noch verantwortlich bin, danke ich Ihnen auch dafür.

  2. Herzlichen Dank Herr Roilo für den Link den Rhombergkanal betreffend.
    Und Danke Frau Stepanek für Ihre Beobachtung die genau zur heutigen Nutzung passt.
    Demnach führt  der untere Rhombergkanal das Unterwasser vom Kraftwerk im Einkaufszentrum Sillpark. Das macht ja auch Sinn, und war wohl beim Vorgänger Kraftwerk bereits der Fall. Um ca. 1840 waren beide Kanäle für die Rhombergfabrik bereits errichtet.
    Das Unterwasser des Wasserrades in der alten Fabrik floß bestimmt einfach gleich anschließend in die Sill, dort wo Frau Stepanek den Wasserfall beschrieb.
    Der untere Kanal jedoch startet lt. den historischen Plänen (hier von 143) jedoch nicht wie heute ab der Fabrik als Unterwasserkanal, sondern viel weiter flußaufwärts und unterkreuzt dabei sogar den oberen Kanal, also jenen höher liegenden, der das Wasserrad und heute das Kraftwerk speist.
    Das selbe sieht man auf vielen anderen Plänen ebenfalls. Sonderbar. Hätte gern gewusst was es damit auf sich hat.

    https://hik.tirol.gv.at/?scale=9027.9954667531&centerx=1269526.7185260127&centery=5985516.629142183&centerspatial=102100&basemap=bm0&category=Detailkarten_georef&map=348

  3. Interessant ist hier die verwendete Grundkarte. Meiner Ansicht nach handelt es sich dabei um den Schwarzdruck des Blattes Nr. 32 der Zweiten (Franziszeischen) Landesaufnahme, reambuliert und gezeichnet durch Lieutenant Hauslab 1820.
    https://hik.tirol.gv.at/?basemap=bm0&category=Uebersichtskarten_georef&map=74&scale=72223.9637340248&centerx=1269873.283980798&centery=5983885.5075668&centerspatial=102100
    Zum Wegemaß: die österreichischen Militärkartographen verwendeten natürlich nicht die Preußische, sondern die Wiener Maßeinheit, hier ein Wiener Zoll = 1000 Schritte, also 1:28.800.

    1. Dass etwas mit der verwendeten Grundkarte nicht stimmt, haben sowohl Herr Pechlaner als auch ich schon weiter oben festgestellt! Danke, Herr Schönegger für den Hinweis auf dieses Blatt Nr. 32. In dem war wenigstens die Pradlerbrücke schon eingezeichnet, allerdings erfolgte hier auch die „Degradierung“ der Sill zum Bach.

    2. In dieser Grundkarte ist die Saggenbrücke auch noch als Brücke mit 2 Pfeilern (eigentlich erst seit 1822 ?) eingezeichnet.
      Die Saggenbrücke war zunächst dem Hof vorbehalten und seit 1643 gegen einen Brückenzoll für den allgemeinen Verkehr freigegeben. Man sieht auch den Brückenmeister, der wohl auch den Zoll einhob, eingezeichnet.
      Eine Brücke bestand dort seit 1581 anfangs aus Holz und wurde häufig von Hochwasser beschädigt oder zerstört und neu gebaut. 1728 hatte sie fünf Pfeiler, 1802 drei und 1822 zwei. 1843 wurde die Kettenbrücke errichtet und seit 1939 die heutige Stahlbetonbrücke.
      Im gegenständlichen Plan von 1851 wurde die Brücke zwar mit dem Schriftzug „Kettenbrücke“ ergänzt, die Pfeiler allerdings belassen. Das, und auch der Umstand, dass die Sill noch den alten Verlauf vor dem Sillhochwasser 1820 oder 21 und der Regulierung von 1823 im Bereich der späteren Rhombergfabrik (ca. 1840) zeigt, lässt als Grundlage ebenfalls auf ein Jahr vor 1822 schließen.

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