Krankentransport mit Straßenbahn
Wenn wir auf diese Aufnahme aus dem Jahr um 1916 blicken, dann sehen wir drei Soldaten, die gerade einen Schwerverwundeten in einen Waggon umladen. Aus Notgründen musste der Fuhrpark der Lokalbahn Innsbruck – Hall in Tirol kriegsbedingte Aufgaben übernehmen. Dazu zählte der Liegend-Transport von Verletzten. Diese wurden von der Südfront kommend mit Zügen zum Hauptbahnhof Innsbruck gebracht, wo sie in adaptierte Waggons der Straßenbahn umgeladen wurden und schließlich in die Innsbrucker Lazarette überstellt wurden.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-13595)
Eine hochspannende Fotografie aus einer schweren Zeit! Im Hintergrund sieht man rechts die Fassade des Hotels Tirolerhof. Somit ist das Bild am Bahnhofsplatz entstanden.
Gleich gegenüber befand sich die k.k. Kranken- und Verwundeten-Abschubstation, ein ebenerdiges Holzgebäude, wo die Verletzten wohl vor dem Weitertransport „zwischengeparkt“ wurden.
In den Beständen der Nationalbibliothek gibt es diesbezüglich interessante Aufnahmen:
https://digital.onb.ac.at/rep/osd/?11155FFD
Ein großes Krankenlager mit zahlreichen Baracken befand sich im Stadtteil Pradl.
Ein ebenso interessantes wie seltenes Bild!
Das abgebildete Fahrzeug mit der Nr. 253, Bj. 1891, war ein gewöhnlicher geschlossener Güterwagen der Straßenbahn aus einer Serie von drei gleichartigen Wagen, der im WW2 für den Verwundetentransport umgebaut wurde. Welche Wagen sonst noch dafür umgebaut wurden, entzieht sich meiner Kenntnis. Nach dem WW2 wurde das wieder rückgebaut und dieser Güterwagen noch bis in die 1960er eingesetzt. 1973 ging er ans Tramwaymuseum Graz, wo er allerdings als Meterspurwagen zum Stillstand verdammt war; von dort kam er zur meterspurigen Museumstramway in Klagenfurt, wo er bis heute existiert.
Die von Herrn Auer erwähnte Einrichtung in Pradl dürfte wohl die beim Militärspital verortete „Krankenverteilanstalt“ sein, die im WW2 einen eigenen temporären Straßenbahnanschluss erhalten hatte, von dem leider bisher noch nie Fotos aufgetaucht sind. Dazu gibt es hier bereits eine Diskussion.
Das war in
https://innsbruck-erinnert.at/in-aller-stille-das-garnisonsspital/
Kleine Berichtigung noch: Wir befinden uns im WW1!
Selbstverständlich WW1, danke für die Berichtigung.
Das war in https://innsbruck-erinnert.at/in-aller-stille-das-garnisonsspital/ (passierte natürlich alles im WW1)
Auweh – doppelt (ich glaubte, es seinicht weggegangen!)
Aber: Auch in https://innsbruck-erinnert.at/hoch-hinaus-3/ diskutierten wir darüber!
Ja, die Transporte haben im 1.WK stattgefunden. Wenn man nachliest, ist das eigentlich richtig zum gruseln, dass die einen Fahrplan gehabt haben. Die Güterwagen und die offenen Beiwagen wurden zu Krankentransporter umgebaut. Links am Bild sieht man einen offenen Beiwagen im Schatten noch, wenn ich das recht erkenne.
Im 2.WK hätte auch die Beschriftung LBIHiT nicht mehr so ganz gestimmt, ab 1941 stand IVB auf den Fahrzeugen. Außerdem hatten sie zu dem Zeitpunk schon eine Druckluftbremse und keine Vakuumbremse mehr.
Verrückt, dass der Krankentransport mit der Straßenbahn ablief. Ich stelle mir das sehr kompliziert vor. Aber wo ein Wille ist, ist auch ein Weg.