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Kommet Nach Brasilien!

Kommet nach Brasilien!

Im Stadtarchiv erhalten wir immer wieder interessante Anfragen aus der näheren und weiteren Umgebung. Vor wenigen Wochen hat uns ein Herr aus Brasilien geschrieben, der Nachfahre eines Auswanderers aus Tirol ist und sich auf die Suche nach der Geschichte seiner Vorfahren gemacht hat. Er wusste, dass sein Vorfahr Jakob Brenner mit seinen Eltern nach Brasilien ausgewandert und dieser 1858 in Innsbruck geboren worden war.

Mithilfe der digitalisierten Taufbücher der Innsbrucker Pfarreien konnte ich Jakob relativ rasch – im Taufbuch der Pfarre Mühlau – ausfindig machen und mich dann mit den Namen von Vater und Mutter (Anton Brenner und Kreszenzia Spielmann, beide aus Hötting) weiter in der Familiengeschichte zurück arbeiten. Die Einzelheiten erspare ich Ihnen, da abgesehen von Lebensdaten und Berufen der Vorfahren hier wenig Greifbares herauskam.

Da der Herr aus Brasilien vor allem daran interessiert war, wann und wie seine Vorfahren nach Brasilien gekommen sind habe ich mich zunächst einmal durch die verschiedenen Auswandererdatenbanken geklickt, die aber nicht wirklich brauchbares – vor allem nicht kostenlos – geliefert haben. Daher habe ich mich der Recherche in Tageszeitungen gewidmet, da ich wusste, dass Auswandererbriefe nicht selten in Zeitungen veröffentlich wurden. Die Motive dafür waren teils recht unterschiedlich, teilweise wollten Ausgewanderte Bekannte über ihre Ankunft in der neuen Heimat informieren und/oder auch andere Personen davon überzeugen auszuwandern. Andererseits veröffentlichten Zeitungen und Behörden nicht selten Briefe von Auswanderern und Auswandererinnen, die mit Horrorgeschichten von der Überfahrt und enttäuschten Hoffnungen aufwarteten und damit eindringlich vor dem Auswanderern warnten. Daneben gab es zahlreiche kürzere oder längere Berichte von Menschen die ausgewandert waren und Interessierte über Möglichkeiten und Gefahren informierten.

Von rechtlicher Seite war die Auswanderung im Übrigen bis 1867 zwar möglich, setzte jedoch die Erlaubnis der Obrigkeit voraus. Erst mit dem Staatsgrundgesetz wurde dies als Bürgerrecht verankert, das nur durch die Ableistung Wehrpflicht eingeschränkt worden war. In den kommenden Jahrzehnten machten von diesem Recht jährlich tausende Menschen Gebrauch. In der Forschung geht man von heute von etwa 5 Millionen Menschen aus, die zwischen 1876 und 1910 aus Österreich-Ungarn emigriert sind, etwa 450.000 davon zog es nach Brasilien.

Das Kaiserreich Brasilien war schon in ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts eine beliebtes Ziel für Emigration gewesen – nicht zuletzt da das Land zahlreiche Söldner aus den deutschsprachigen Ländern angeworben hatte und mit Kaiserin Leopoldine, einer habsburgischen Erzherzogin, gewissermaßen auch familiäre Beziehungen zu Österreich bestanden. Ab den 1850er Jahren setzte dann eine neue Welle von Einwanderungen aus Tirol ein, wobei diese besonders aus dem Oberinntal bzw. dem Stubai kamen.

Nun aber zurück zu unserem Auswanderer Anton Brenner. Bei meiner Recherche über ANNO konnte ich tatsächlich einen Brief eines Anton Brenner finden, der im April 1864 in der Tiroler Schützenzeitung veröffentlich worden ist. Da in dem Brief mehrfach Bezüge zu Hötting gemacht werden, kann man davon ausgehen, dass es sich dabei um den gesuchten Vorfahren handelt und sich der Zeitpunkt der Auswanderung somit recht klar mit Frühjahr 1863 festmachen ließ. Lesen Sie nun aber selbst, wie es Anton Brenner ergangen ist.

Wie Sie sehen können, war es Anton Brenner zumindest in der ersten Zeit gut ergangen. Nach der Überfahrt von Hamburg nach Itajaí zog er und seine Familie weiter nach Brusque, das erste wenige Jahre zuvor vom österreichischen Baron Maximilian von Schneeburg (was eine ganz eigene Geschichte ist) gegründet worden war und das neben dem bekannteren Blumenau eines von mehreren Zentren für deutschsprachige Siedler in Brasilien wurde. Anders als andere Auswanderer konnte Brenner bis dahin nur Positives berichten und sein Brief enthält die nachdrückliche Aufforderung es ihm gleich zu tun und in Brasilien eine neuen Wohn- und Arbeitsort zu suchen. Seiner Schilderung nach konnte dort jeder, anders als in seiner bisherigen Heimat, zu Wohlstand gelangen. Gerade der Verweis darauf, sich durch Arbeit eine Existenz aufbauen zu können, musste wohl auf viele Daheimgebliebene, die dort mit zahlreichen sozialen Beschränkungen und wirtschaftlicher Not konfrontiert waren, anziehend wirken.

Leider ist vom weiteren Schicksal Anton Brenners nichts bekannt, oder gibt es jemanden in diesem Forum, der hierzu etwas berichten kann? Mich und wohl auch die Nachfahren Brenners in Brasilien würde es sehr freuen!

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Hallo!

    Anton Brenner war mein Urururgroßvater und hat Hunderte von Nachkommen in ganz Südbrasilien. Ich kann Ihnen mehr über seine Geschichte in Brasilien erzählen.

    Rodrigo

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