Kipper und Wipper (II.)
Wenig überraschend hatte das Wippen und Kippen keine erfreulichen Folgen. In einer 1623 in Augsburg gedruckten Tabelle, die ihren Weg ins Stadtarchiv Innsbruck gefunden hat, ist der Wertverfall anschaulich dargestellt. 1582 war ein Reichtaler einen Gulden (á 60 Kreuzer) und 8 Kreuzer, insgesamt also 68 Kreuzer wert. 1618, also 36 Jahre später, war derselbe Taler 92 Kreuzer wert, also ca. 35% mehr.
Spannend aber wird es von diesem Datum weg: innerhalb der nächsten vier Jahre stieg er auf einen Wert von 600 Kreuzern, also um über 650%! Schön illustriert ist die Krise auch daran, dass die Entwertungsschritte nicht mehr in Jahres- sondern in Monatsschritten angegeben wurden.
Die Geister, die gerufen waren, ließen sich nicht so ohne weiteres wieder loswerden. Denn wie im ersten Artikel erwähnt, gab es im Heiligen Römischen Reich dutzende Prägestätten, die sich nicht in der Gewalt eines einzelnen Souveräns befanden. Territorien schlossen sich zusammen, um innerhalb der gemeinsamen Grenzen wieder gutes Geld zu prägen. Importe von außerhalb wurden kontrolliert, die unreinen Münzen eingeschmolzen. Langsam kehrte man zu den ursprünglichen Wertverhältnissen zurück, neue Münzordnungen wurden ausgegeben. So konnte man der Situation wieder Herr werden, auch wenn die Gegenmaßnahmen natürlich beträchtliche Summen verschlangen.
(Akt-671)