skip to Main Content
#bilderschauen --- #geschichtenlesen --- #gernauchwiederimarchiv
Investigativer Dekorateur

Investigativer Dekorateur

Ein selten genannter Berufswunsch bei jungen Menschen war und ist das Beute-Ins-Bild-Setzen bei der Exekutive. Die mit einem 4-semestrigen Wifi-Kurs absolvierbare Ausbildung zur Schaufensterdekorateur*in hilft bei der Bewerbung. Man ist dann dafür zuständig, die bei per definitionem entstandene dinghafte Unordnung, die bei Hausdurchsuchungen und Razzien bisweilen unvermeidbar ist, für die Presse in ein günstiges Licht zu setzen. Das Arrangement muss bei Waffen- und Drogenfunden martialisch, bei Bargeldstapeln unermeßlich und bei kulinarischen Bühnenbauten feudal-lukullisch gewählt werden.

Vor ein paar Wochen schrieb unser Leser Ing. Roilo in einem Kommentar über seine Geschichte mit den Bensdorp-Schokoladeriegeln und wie schwer bzw. gar nicht diese über viele Jahre zu erwischen waren. Das Titelbild dieses Beitrags zeigt den sich biegenden Tisch mit Fundstücken nach einer polizeilichen Nachschau im Café Hiebl in der Innsbrucker Maria-Theresien-Straße 29 im Jahr 1941. Der Besitzer war Franz Hiebl, der gerade erste drei Jahre vorher das Café Schindler „arisiert“ hatte und der immer mit einem Bein im Kaffeehaus und dem Anderen Im Kriminal stand. Man stelle sich nun, mitten im Krieg, die Arbeit der Dekorationsabteilung der Innsbrucker Polizei vor: Auf diesem Tisch steht nun wirklich alles, was der Schwarzmarkt an für Normalsterbliche Verbotenem und Unerreichbarem wie in einem Traum aus 1001jähriger Reichsnacht zu bieten hat. Feinste Seifen, edle Fischdosen, Kaffee, Mandeln, Nüsse, Leder. Interessant, wie viele Weltmarken bei den Flaschen heute fast gleich aussehen.

Über diese und andere Stories zum Café Schindler werden wir in den kommenden Wochen noch mehr hören, denn am Dienstag 5.4. präsentiert Meriel Schindler um 19 Uhr ihr gleichnamiges Buch in der deutschen Übersetzung im Plenarsaal des Innsbrucker Rathauses und wir freuen uns auf den Abend und die unglaublichen Geschichten die sie zu ihrer Familie und rund um das legendäre Café erlebt, recherchiert und aufgeschrieben hat.

Dieser Beitrag hat einen Kommentar

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Back To Top
×Close search
Suche