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Immer In Bewegung

Immer in Bewegung

Als Virginia Brunner 1947 im Alter von 90 Jahren starb, endete mit ihr ein Lebensweg, der für eine Frau ihrer Generation äußerst ungewöhnlich war. 1857 wurde sie in Pavia geboren, durch die Arbeit ihres Vaters als Universitätsprofessor lebte sie in den verschiedensten Städten der Monarchie und konnte in Wien unter anderem die Höhere Töchterschule besuchen. 1875 zog die Familie nach Innsbruck, wo Brunner bis zu ihrer Eheschließung als städtische Lehrerin arbeitete, 30 Jahre später gründete sie den Tiroler Hausfrauenverein und die dazugehörige Hauswirtschaftsschule, die in der Sillgasse 17 angesiedelt war. Frauen sollten hier eine praktische Ausbildung für den Haushalt und den Beruf erhalten. Später wurde die Ausbildungsstätte als „Staatliche Gewerbeschule für Haushalt und Hotelgewerbe“ weitergeführt.

1911 gründete sie mit anderen Frauen eine Zweigstelle für die Vereinigung der arbeitenden Frauen in Innsbruck. Das Vereinslokal befand sich in der Müllerstraße 7, dort  gab es nicht nur Sprechstunden, sondern auch Sprachkurse sowie Unterricht in Maschinenschreiben und Stenografie, was den Frauen den Einstieg in den Beruf und ein Weiterkommen darin erleichtern sollte. In den Kriegsjahren widmete sie sich der Ortsgruppe Innsbruck der Reichsorganisation der Hausfrauen Österreichs, die es sich zur Aufgabe gemacht hatte die Teuerung der Lebensmittel abzufedern. Die Organisation sollte wichtige Güter billiger beschaffen und somit zu einer Verbesserung der Haushaltsführung des Mittelstandes beitragen.

Selbst als betagte Frau kam Virginia Brunner nicht zur Ruhe. Sie engagierte sich in der „Österreichischen Frauenpartei“, die 1931 sogar zur Ergänzungswahl im Innsbrucker Gemeinderat antrat. Die Zeitschrift „Das Wort der Frau“ schreibt dazu: „Nach den neuesten Informationen, die wir aus Innsbruck erhalten haben, dürften die Chancen der weiblichen Kandidaten sehr günstig sein. […] Es ist hoch erfreulich für uns Frauen, daß so viele Männer in Innsbruck sich für das Programm der österreichischen Frauenpartei einsetzen und den weiblichen Gemeinderatskandidatinnen ihre volle Unterstützung gewähren.“ (Das Wort der Frau, Nr.10,10.05.1931,Titelseite)

Das Engagement von Virginia Brunner ist durchaus bewundernswert, sie hat nicht nur unermüdlichen Einsatz für das Leben und Vorankommen anderer gezeigt, sondern auch gezeigt, dass Frauen mehr können als die gute Stube sauber zu halten, indem sie der bescheidenen Häuslichkeit den Rücken kehrte.

(Foto: Österreichische Frauenrundschau, Heft April, 1917,S.4)

(Verena Kaiser)

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