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Il Barbiere Di Innsbruck (I.)

Il barbiere di Innsbruck (I.)

Hier zu sehen ist das Siegel „der Barbiere, Bader und Wundärzte“ von Innsbruck. Die ersten urkundlichen Aufzeichnungen über dieses Handwerk in Innsbruck stammen aus dem frühen 15. Jahrhundert, als eine Liste der Mitglieder und eine Satzung angelegt wurde. Damals ist allerdings noch lediglich von den „Meistern und Gesellen der Bader“ die Rede. 1606 hören wir dann erstmals vom „Handwerk der Wundärzte, Barbiere und Bader“, für welches der Stadtrat damals eine neue Ordnung bewilligte. Die Kombination von Barbieren und Badern klingt nun noch nicht so seltsam für unsere modernen Ohren, aber dass auch die Wundärzte dazugehörten, ruft deutlich in Erinnerung, wie dankbar man für die medizinische Versorgung des 21. Jahrhunderts sein sollte.

Im Kontrast zu alten Klischees waren öffentliche Bäder im Mittelalter keine Seltenheit. In Brixen, Bozen, Meran, Sterzing, Kitzbühel, Lienz, Klausen, Bruneck, Hall und natürlich auch in Innsbruck gab es öffentliche Badstuben, im Falle der beiden letzteren auch mehrere. In der Regel war das „Bad“ aber eher was wir heute als Sauna mit einer kurzen Dusche bezeichnen würden. Nachdem der Baderaum vorgeheizt und der Rauch wieder abgezogen war, wurden die Gäste kurz mit lauwarmen Wasser abgewaschen und setzten sich auf die Bänke. Große Steine, welche die Hitze speicherten, wurden mit Wasser übergossen um die Luftfeuchte zu erhöhen, manchmal mischte man auch Kräuterextrakte bei. Nachdem man dort ausgiebig geschwitzt hatte, wusch man sich mit (je nach Belieben) warmen oder kaltem Wasser ab. Das „Wannenbad“, also das was wir auch heute noch als Bad bezeichnen würden, gab es ebenfalls, war aber deutlich teurer – es kostete in einem Badehaus rund das zehnfache von dem zuvor beschriebenen „Schwitzbad“. Besonders in kleineren Gemeinden waren die Badehäuser nicht durchgehend geöffnet, sondern 1-3 Tage in der Woche.

Für Barbiere (und wohl auch für Bader und Wundärzte) dürfte die Lehr- und Gesellenzeit in etwa je drei Jahre gedauert haben, wobei letztere auf Wanderschaft verbracht werden musste. Wie die Meisterprüfung aussah, konnte ja nach Ort und Zeit jedoch stark variieren. Während im Nürnberg des 15. Jahrhunderts der Barbier nur das Schleifen seiner Messer fachkundig vorführen musste, wurde sein angehender Berufskollege in Innsbruck im 18. Jahrhundert von einem Professor der Anatomie, dem Regierungsphysikus und zwei Barbieren über verschiedenste Krankheitsbilder und ihre Behandlungen geprüft.

(Signatur Ph-G-20584-2 / Literatur: Robert Büchner, Im Städtischen Bad vor 500 Jahren, Badhaus, Bader und Badegäste im alten Tirol, Wien 2024; Bernhard Schretter, Die Pest in Tirol 1611-1612, Innsbruck 1982)

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare
  1. Satzungen bereits zu Beginn des 15. Jahrhunderts, das finde ich erstaunlich. Weiß man aus welcher Zeit dieses Siegel stammt? Vermutlich nicht vor der offiziellen Handwerksbezeichnung, also nicht vor Beginn des 17. Jhds.

    In der Kartusche glaube ich die entsprechenden Werkzeuge zu erkennen. Bei den Personen, nicht zuletzt weil es drei sind, handelt es sich wahrscheinlich um die genannten Handwerker. Allerdings irritiert mich der Nimbus bei den beiden rechten Personen. Schutzheilige der Zunft? Bei den Ärzten wären dies Cosmas und Damian, wenn ich mich recht erinnere. Segen von oben kann auch das Handwerk gebrauchen, zumal dieses im weitesten Sinne ja mit Gesundheit zu tun hat.

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