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High Noon In Pradl Gulch

High Noon in Pradl Gulch

Wenn man auf dieser Seite einen Beitrag über Pradl einstellt, kann unter der kalten Mittagssonne eines Wintertages (wie auch im Bild einer zu sehen ist) so gut wie nichts passieren. Oder ein Kommentator zündet eine zusätzliche Rakete und die Ereignisse im Forum überstürzen sich. Für uns sind das die unterhaltsamen Momente, vielen Dank an dieser Stelle für die die vielen immer gut recherchierten Hinweise und Ergänzungen unserer Stammlerser*innen. Gestern haben wir im Team festgestellt, dass wir es selber sind, die Innsbruck über die Arbeit am bald ein Jahr alt werdenden Bilderblog viel genauer kennenlernen, und das in der täglichen Arbeit immer wieder nützen können.

Wie gesagt, es ist ziemlich genau 12:00 Uhr in downtown Olde Pradel, und noch weniger als sich ereignet, geschieht. Ein VW-Bus der Innsbrucker Rettungsgesellschaft bremst und blinkt links, um die Reichenauer Vorrangstraße in Richtung Pradler Hauptstraße zu verlassen. Er hat das Blaulicht nicht eingeschaltet, also geht es wohl nur auf eine Fleischkas-Semmel zum Metzger Von Stadl. Wenn es nach den Automobilen geht, die geparkt herumstehen, so sind das ein repräsentativer Volvo 144 (mit Kopfstützen! Wer braucht den so was? Man beachte auch die Racing-Lackierung), ein unerschwinglicher Jaguar XJ und eine geradezu amerikanisch wirkende Limousine vor dem Haus Pradler Straße Nummer 10, die nur die Familie Stepanek kennen kann. Oder Herr Karl Achtung weiß es, eventuell Frau Aloisi Bodingbauer, Herr Karl Frei, Frau Maria Küttner, Peter und Gertrud Pinter, sonst vielleicht noch Herr Friedrich „Fritz“ Stöger, Frau Franziska Wettengl oder Frau Margit Zangerl (die alle 1975 in diesem großen und freundlichen Haus wohnten).

Jedenfalls müssen die Menschen in dieser Gegend reich sein, denkt sich der Ortsfremde. Oder es ist alles Zufall und Dr. Helmut Luze, wohnhaft in der Mößlgasse, Ordination in der Erzherzog Eugen, fuhr damals nämlich genau diesen Volvo und könnte auf dem Weg nach Hause seiner evangelischen Gattin eine Flasche Klosterfrau Melissengeist mitgenommen haben, den das Schild an der Drogerie bewirbt. Und ein durchreisender Zuhälter (die damals wie auch ihre Rechtsanwälte Jaguar fahren mussten um Respekt bezeugt zu bekommen) kauft beim Sport Kiefer ein Paar Figl, weil er sich auf das Frühjahr und das Stenzen auf der Seegrube freut. Sonst ist wirklich nichts los. Im Schatten der Tabaktrafik ein schemenhafter Schulranzen, ein Wuschelkopf trägt einen Kübel vorbei, ein Renner-Schüler in kurzen Hosen sieht etwas in der Auslage der Drogerie, das er nicht so dringend braucht wie einen Kaugummi aus dem Automaten vor dem Haus Pradler Straße Nummer 10.

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare
  1. Man vergisst ganz, dass bedingt durch das durch die alte Pradler Brücke vorgegeben gewesenen Straßenlayout die O-Bus-Linie B durch dieses Grätzl ja quasi zentral durchgefahren ist und das mit dem Brückenneubau zumindest theoretisch zur Fußgänger*innenzone gewordene Gassl zum eigentlich ebenfalls dem Fuß- und Radverkehr vorbehaltenen Pradler Brückenplatzl somit eine echte Verkehrsfunktion hatte, wie auch die lange Kurve, in der die Kamera steht. Danke für die Erinnerung! Ich habe das als jeden Tag von Dreiheiligen herüberwandernder Rennerschüler übrigens noch kurze Zeit so gesehen, wenn auch bereits längst ohne Fahrleitungen. So alt bin ich.

    1. Alt! Haha! Ich lebte schon eine Weile in diesem ‚Grätzl‘ (Import aus Wien?), da sah man noch gar keine Obusleitung! So jung bin ich!

      1. Ich weiß, hinter dem Gebäude links im Bild war ja die Bäckerei Ihres Vaters, Herr Roilo. Zu meiner Zeit allerdings schon „Sport Kiefer“, in meiner Erinnerung auch in den 1980ern noch ganz im Stil der 1970er. Daraus wurde dann Ende der 1980er, Anfang der 1990er, ich glaube das war hier noch nicht Thema, ein kultiges Chinarestaurant, in dem ungewöhnlicher Weise statt der anderswo üblichen chinesischen Fahrstuhlmusik immer feinster Techno dröhnte, was am coolen Sohn der Besitzerfamilie lag und für mich als damals Anfang-20-Jähriger leidenschaftlicher Jünger des damals aufkommenden Techno, der leidenschaftlich gern auf Raves abfeierte, ein Grund war, besonders gern dort hinzugehen, zumindest solang ich noch in Dreiheiligen lebte.

  2. Zur zeitlichen Einordnung des Bildes:
    Der Volvo 144 ist Baujahr 1972, der VW-Bus ist ein T2b (oder ev. auch ein T2a/b) frühestens gebaut ab Spätsommer 1971.

  3. Haha, nein, nicht einmal die Familie Stepanek weiß, wem dieses Auto gehört 😉
    Die Stepaneks fuhren nur Renault: Dauphine, R6, R12. Damit haben wir es hier nicht zu tun.
    Meines Wissens war der Parkplatz vor dem Haus immer den Kunden des Geschäftes vorbehalten.

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