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Gebt Dem Führer Euer Ja Oder Nein

Gebt dem Führer Euer Ja oder Nein

Wenn man eine Ausstellung über die abgesagte Volksbefragung und die stattgefundende Volksabstimmung im März 1938 gestaltet, wird man zwangsläufig mit Propogandamaterial konfrontiert. Wie man auf unserem Titelbild sehen kann, hat sich im Stadtarchiv eine schöne Sammlung spontan getexteter Flugzettel erhalten, die rasch und unkoordiniert für die Schuschnigg-Abstimmung am 13. März 1938 gedruckt worden sind.

Die Zettel sind auch deshalb interessant, weil es offenbar in den aller-allerletzten Tagen des Ständestaats die Erkenntnis geregnet hat, dass man ohne Arbeiter und Frauen dauerhaft keinen Staat machen kann. Für die Austrofaschisten, in katholischen Männerbünden geformt und in ihrer kleinen bürgerlich-klerikalen Welt von vorgestrigem Antisemitismus und feurigem Antimarxismus beseelt, muss es schwer gewesen sein sich das einzugestehen.

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare
  1. ……. weil es offenbar in den aller-allerletzten Tagen des Ständestaats die Erkenntnis geregnet hat, dass man ohne Arbeiter und Frauen dauerhaft keinen Staat machen kann. Für die Austrofaschisten, in katholischen Männerbünden geformt und in ihrer kleinen bürgerlich-klerikalen Welt von vorgestrigem Antisemitismus und feurigem Antimarxismus beseelt, muss es schwer gewesen sein sich das einzugestehen.

    Niko Hofinger: So ein Topfen kann hier wirklich nur von Ihnen kommen.

    1. Lieber Herr Unterholzner,

      danke für diesen Kommentar. Ich bin zum Glück nicht empfindlich und werde den Topfen-Anwurf überstehen.
      Darüber hinaus würde mich interessieren, was Sie daran so stört: Dass man den Ständestaat kritisiert, dass man Männerbünde hinterfragt, dass man Antisemitismus nicht gut findet oder habe ich noch etwas übersehen? Wollen Sie eine inhaltliche Diskussion dazu führen? Oder reicht es Ihnen, hier etwas Austro-Quark anzurühren?

      Ein wenig Hintergrund dazu: Meine Familie war stark in die Politik Schuschniggs involviert und hat davon ebenso profitiert wie sie dann unter Hitler darunter gelitten hat. Nach 1945 hat man sich (in meiner Familie jedenfalls) auf die Opferrolle beschränkt und keinerlei Reflexion über die Fehler der Zeit vor 1938 betrieben. Das ist schade, auch weil die Protagonisten natürlich alle bereits verstorben sind und nicht mehr befragt werden können. Ich habe eine über viele Jahre gewachsene Meinung dazu, und ein Teil davon ist halt auch… siehe oben. Beste Grüße!

      1. sg Herr Hofinger, Ihre persönliche Familiengeschichte und die daraus resultierenden Eindrücke ist nicht Teil meiner Kritik. Es ist möglich, daß in Ihrem Wahrnehmungsfeld eine frauenfeindliche, antijüdische und arbeiterfeindliche Allgemeinstimmung geherrscht hat, das war aber sicher nicht für die Allgemeinheit gültig.
        Sie stellen hier einfach Unwahrheiten ins Netz, welche ich als „Topfen“ bezeichnet habe. Beginnen wir mit der Überschrift. hier wird suggeriert es gehe um die „Volksabstimmung“ unter Hitler, wogegen es um eine Abstimmung für oder gegen Österreich handelte, zu einer Zeit als Renner und Otto Bauer den Anschluß an Deutschland forderten und Schuschnig noch eine letzte Rettungsaktion versuchte.
        Daß man in katholischen Kreisen die Arbeiterfrage sehr wohl wahrgenommen hat zeigen die Sozialenzykliken Rerum Novarum (1891) und Quadrogesimo Anno (1931), auch war Dr. Ignaz Seipel einer der Sozialminister der Welt (1918).
        Katholische Arbeiter und Frauenvereine gibt es auch seit dieser Zeit. Gerade die christlichsoziale Partei hatte solche Organisationen, die ja heute auch noch existieren. Daß man sich also erst in den letzten Tagen des ´Ständestaates an diese Bevölkerungsgruppen erinnerte ist einfach die Unwahrheit.

        zum Thema Antisemitismus darf ich Ihnen folgendes Zitat aus dem Standard vom 13.3.2013 vorlegen:

        Zitat Anfang
        Studiert man die Protokolle des österreichischen Parlaments in den Zwanzigerjahren, so erkennt man, dass neben dem prominenten Christlichsozialen Leopold Kunschak vor allem die Sozialdemokraten Karl Renner und Oskar Helmer zu den prononcierten Antisemiten zählten. Wann immer er konnte, verband Renner die Begriffe „jüdisch“ oder „Juden“ mit negativen Konnotationen. Es ging ihm nicht um die Schleichhändler in Wien generell, es waren immer die „jüdischen Schleichhändler“, die er anklagte. Es ging ihm nicht um das Großkapital und die Banken, es ging ihm um das „jüdische Großkapital“, um die „jüdischen Banken“.
        Die Österreichische Arbeiterbewegung der Ersten Republik war generell bemüht, sich dem Antisemitismus der Massen anzubiedern, indem etwa auf sozialdemokratischen Plakaten oder in Karikaturen des Parteiorgans die Kapitalisten nicht selten eine Physiognomie aufwiesen, wie sie von Antisemiten für die Juden verwendet wurden. Man beschränkte sich nicht darauf, gegen die „jüdischen Kapitalisten“ herzuziehen, sondern griff auch das orthodoxe Judentum und die unterprivilegierten Juden aus Osteuropa an.^
        Renner kritisierte heftig die Verbindung Seipels zum jüdischen, wirtschaftsliberalen Redakteur der „Neuen Freien Presse“, Moritz Benedikt, den er ob der „Verrenkungen seines Stils in jenem grotesken Deutsch“ (der Juden) verunglimpfte.

        Renner warf 1921 dem christlichsozialen Bundeskanzler Ignaz Seipel dessen jüdischen Finanzberater Gottfried Kunwald und dem christlichsozialen Finanzminister Gürtler dessen Experten und jüdischen Volkswirtschaftler Wilhelm Rosenberg vor. Damit habe sich als richtig erwiesen, dass die Sozialdemokratie 1920 aus der Regierung gegangen war, denn Seipel sei es gelungen, „die Unterordnung des ganzen Kleinbürgertums unter die Führung des jüdischen Großkapitals zur Tatsache zu machen … indem Sie endlich auf den Thron unserer Finanzen das edle Paar gesetzt haben: Christ und Jud, Doktor Gürtler und Dr. Rosenberg.“
        Zitat Ende

        ja, ein feuriger Antimarxismus (der Marxismus hat ja in den kommunistischen Ländern gezeigt hat was er wert ist) ist Teil auch meiner Weltanschauung, die ich Ihnen ja auch nicht bei jeder Gelegenheit um die Ohren haue.
        IMO hat Politik und Weltanschauung welcher Art auch immer hier nichts verloren. Auch Ihre nicht,

  2. Das „Lustige“ bei den Pamphleten jener Zeit ist für mich der Umstand, daß man immer erst einen Namen lesen muß, damit man weiß, aus welcher politischen Richtung die Formulierung stammt. Ihr Hoppla Platzda! Stil ist so auswechselbar wie universell. Arbeiter Rufezeichen! Mütter Rufezeichen! Lachhaftes Gebell.

    Die Zeit des Ständestaates ist durch die krasse nachfolgende Zeit leider komplett überblendet. Den spärlichen Eckdaten im Geschichteunterricht standen wir Mittelschüler mit einem versteckten Achselzucken gegenüber. Die kindischeren unter den Mitschülern nahmen das nicht sehr vorteilhafte Äußere von Dolfus und Schuschnigg zum Maßstab ihrer Beurteilung. Damals grad so 30 Jahre her (also so wie für uns die 90er Jahre!) wurde diese Zeit auf ein paar Sätze wie aus ferner Pharaonenzeit komprimiert. Die Jahreszahlen mußte man halt auswendig lernen, dann gabs einen Einser.

  3. Dieses „Propagandamaterial“ hätte man sich vermutlich sparen können, da ca. 99 % der Tiroler bzw. der österreichische Bevölkerung nach dem Ersten Weltkrieg einen Anschluss an die Deutsche Republik wollten. Und das lange, bevor Adolf Hitler das politische Parkett betreten hatte. Leider haben die Siegermächte des Ersten Weltkriegs der deutschsprachigen Bevölkerung einen Anschluss an Deutschland verboten, obwohl der Völkerbund es den Minderheiten nach dem Ersten Weltkrieg freistellte, sich von Ihnen gewählten Nationen anzuschließen. Das galt allerdings nicht für jene Völker, die den Krieg verloren hatten. Hätten die Siegermächte der deutschsprachigen Bevölkerung Österreichs erlaubt, sich Deutschland anzuschließen, wäre die Geschichte wahrscheinlich anders verlaufen.
    Auf Wikipedia ist es zu diesem Thema zu lesen:
    Da Deutschösterreich nicht Bestandteil des Deutschen Reichs war, kann nicht von einer Abtretung gesprochen werden – jedoch wurde umgekehrt die gewünschte Angliederung an das Deutsche Reich von den alliierten Siegern untersagt. Am 21. Oktober 1918 hatten die deutschen Abgeordneten des Österreichischen Reichsrats sich zur deutschösterreichischen Nationalversammlung erklärt, woraufhin Kaiser Karl am 25. Oktober den Regierungsgeschäften entsagte. Am 30. Oktober, also noch vor dem Waffenstillstand am 3. November, hatte diese Nationalversammlung in einem Brief an Wilson die Gründung der Republik Deutschösterreich bekanntgegeben und sie als „Bestandteil der Deutschen Republik erklärt“ – noch vor der Ausrufung der Republik in Deutschland. Ab Oktober wurde der Staat nicht mehr Deutschösterreich genannt, sondern auf Veranlassung der Siegermächte im Vertrag von Saint-Germain als Republik Österreich bezeichnet. Die Vereinigung mit dem Deutschen Reich wurde ihr untersagt. 1921 fanden Volksabstimmungen in Tirol (24. April 1921: 98,8 % für Deutsches Reich) und im Salzburger Land (29. Mai 1921: 99,3 % für Deutsches Reich) statt. Die Siegermächte, vor allem Frankreich, unterbanden weitere Abstimmungen und bestanden auf der Einhaltung der Pariser Vorortverträge. Unter veränderten Rahmenbedingungen erfolgte 1938 der „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich.

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