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Fröhliche Trostlosigkeit

Fröhliche Trostlosigkeit

Drei Menschen, eine Frau und zwei Männer, gehen in der Mitte einer unbefahrenen Straße der Sonne entgegen. Mit Aktentasche und städtischer Kleidung erscheinen sie nicht so recht in dieses Stadtrandambiente zu passen. Trotzdem geht eine gewisse Beschwingtheit von dem Trio aus. Der Mann ganz links scheint die Mäntel seiner Begleiter zu tragen. Es bleibt unklar, was sie hier tun. Ein Ausflug vom Büro? Eine verlängerte Mittagspause in einem frühsommerlichen Gastgarten?

Die Gegend, in der wir uns bewegen, ist heterogen. Links am Haus, das schon länger zu stehen scheint, hat sich bereits ein Lebensmittel und Papierwarenhändler mit seinem Geschäft niedergelassen. Woher dieser seine Kundschaft nimmt, bleibt unklar. Denn der Wohnblock auf der anderen Straßenseite ist noch ein Rohbau. Obwohl die Außenhaut bereits ziemlich fertig ist, fehlen noch die Fenster. Auch die Außenanlagen des Gebäudes sind noch nicht vorhanden oder nur erahnbar.

Weiter hinter erkennen wir einen Wohnblock, der bereits länger stehen dürfte. Wer ganz genau hinschaut, erkennt im Hintergrund ein nicht unbekannter Berg zwischen Igls und Patsch.

Sie wissen, was kommt: Die Frage nach dem Ort.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck; Slg. Kreutz; Kr/Ne-7960)

Dieser Beitrag hat 8 Kommentare
  1. Ganz richtig, Herr Roilo :-)!

    Die zwei Leutln rechts kenn ich noch vom Sehen, haben auf Nr. 10 oder 8 gewohnt. Anscheinend ist eine kleine
    Reise geplant, und sie streben zur Haltestelle des C am Mandelsbergerblock nach dem Eckhaus. Da konnten sie bis zum Hbf fahren. Wahrscheinlich waren sie noch zu früh dran, sodaß sie nicht zu näheren nächsten Haltestelle beim Viertler (Nr. 3) gingen.

    Das Lebensmitteltafele weist auf den hinter einem Platzl versteckten Konsumladen hin. Die Konkurrenz war groß, an der Ecke Noldinstraße/Holzhammerstraße war schon die nächste Gemischtwarenhandlung, und am anderen Eck der Holzhammerstraße neben dem Friseur die Metzgerei Mair (oder in einer der Maier-Schreibweisen), herrliche Fleischkassemmeln. Aber soweit ging man nicht, wenn man Ecke Innrain/Mandelsbergerstr. wohnte, gegenüber dem Viertler gab es den Fleischhauer Faisthuber, oder „Fleischhuber“, wie ich ihn als kleines Kind genannt haben soll. Gegenüber der Südwestecke des „Blocks“ – das Mandelsberger sparte man sich – war schon wieder ein Kiosk mit einem Original vom Kioskerin, Midl?.
    Der Hinweis auf den Verkauf von „Papierwaren“ weist hingegen auf eine Bedarfslücke hin, schräg gegenüber befand sich außerdem (erst später? mit der Datierung ist es einfach, siehe unten) die papierverschlingende Berufsschule.
    Gegenüber im Hof gab es dann noch die Bäckerei Fischler. Die hatte wirklich einen Bombenschaden.

    Den Bauplatz kenn ich noch als herrlich ungepflegte Wiese, mit Überbleibseln einer früher dort befindlichen Holzlagerstätte.

    Zur Datierung befindet sich an der Hauswand jenes Schild des Wiederaufbaufonds, welches schon einmal erwähnt worden ist https://innsbruck-erinnert.at/vier-mal-emporgeblickt/ .(P.S.: Wer löst noch das Rätsel mit dem Standort des Bienerbildes?) Ich werde es nachlesen, am Google Street view ist es nicht entzifferbar. Etwa 1955, schätz ich.

    Wer dat Jenau liebt, kann sich jetzt noch mittels Schattenwurf die Uhrzeit schätzen (9 Uhr?) , die Fahrzeit des C zum Hbf ermitteln und irgendwo einen Fahrplan der ÖBB ausgraben, vielleicht kommt da nur ein Zug in Frage?

    1. Einfach Köstlich – Danke, Herr Hirsch – erinnert mich an meine Altpradler Zeit, die vielen Gschäftln ringsherum, die es damals gab, alles hatte seinen Namen – man war eben daheim, weit weg kam man nicht!
      Von der Bäckerei Fischler hörte ich auch schon sehr früh – meine Vater verbrachte hier einen Teil seiner Gesellenzeit!
      Noch etwas, Herr Hirsch: Ich bitte um Verzeihung, dass ich gestern spät abends zu voreilig war mit der Mandelsbergerstraße! Dafür dürfens wieder einmal in Pradl grasen.

    2. Sehr geehrter Herr Hirsch,
      wer war der „Viertler“? – ich bin in der Noldinstr. 11 aufgewachsen, dort hat eine Frau Viertler gewohnt, einen Herrn Viertler habe ich nicht mehr kennen gelernt. Und ich kann mich an das Lebensmittelgeschäft im EG erinnern (Ecke Noldin / Mandelsberger), die hießen aber Beinisch, soweit ich das in Erinnerung habe.

      1. „DER Viertler“ war in der Mandelsbergerstraße, Haus Nr. 1, geführt von Frau Maria Viertler. Heute ist dort eine Trafik. Das Äußere blieb bis auf die Tabakreklame seit der „Modernisierung“ in den 60ern bis heute gleich.
        https://www.google.at/maps/@47.2575526,11.3795194,3a,40.4y,32.06h,86.06t/data=!3m6!1e1!3m4!1sZPCQ15uTJGZlHoVgKKZ5ng!2e0!7i16384!8i8192!5m1!1e1
        Herr Ferdinand Viertler war mir auch nicht mehr bekannt, die Eintragungen im Adressbuch reichen bis ins Jahr 1953, ich kannte nur die Geschäftsinhaberin Maria Viertler. Sie wohnte im 2. Stock über dem Geschäft. Sie hatte zwei Kinder, Kurt und Inge, die meines Wissens beide noch leben. Die Ihnen bekannte Frau Viertler wird vielleicht eine Schwester zu Herrn Ferdinand Viertler, Marias Mann, gewesen sein.
        Danke für die Erinnerung an den Namen Reinisch. Die Hausnummer 11 teilte sich übrigens die Noldinstraße mit der Mandelsbergerstraße.

  2. So nebenbei will ich dem Stadtarchiv für die Arbeitserleichterung danken! Wenigstens braucht man nicht mehr die Seitenadresse jedesmal herunterkopieren! Vielleicht gäbe es sonst auch noch etwas zum Ändern? Anregungen habe ich schon gegeben, die sind aber leider (bisher) untergegangen

  3. Lieber Herr Roilo, ich bin Ihnen überhaupt nicht gram, im Gegenteil, da mit meinem Insiderwissen vorzupreschen wäre mir sogar peinlich gewesen. Ich habe nur gehofft, daß sich doch noch jemand anderer aus der Gegend findet, aber da scheine ich alleine zu sein.
    Lieber Herr Morscher! Eigentlich verdienten Sie !! Und zwar als Rüge für die (wieder einmal) „Trostlosigkeit“ 😉 Sie wissen garnicht, wie schön meine Zeit dort war, besonders alles „Trostlose“. Aber vielen Dank für dieses Bild.

    Das Jahr war 1955, das Haus wurde von 1954-1955 unter dem von diesem Bau sicher nix wissenden Julius Raab erbaut. Heut bin ich tatsächlich zufällig (nicht extra fürs Stadtarchiv, irgendwo gibts Grenzen) dort vorbeigekommen und hab die Tafel konsultiert.
    https://postimg.cc/bG2Z4My8
    Ich hab die Tafel fotografieren müssen, da sie für meine Augen zu weit oben angebracht ist.

    Noch ein wenig Geratsche:

    Die originelle Kioskerin hieß Mitzl, von meiner Mutter familienintern in Nachahmung ihrer sonoren Stimme nur „Das Möhl“ genannt-

    Das Lebensmittelgeschäft, welches sich mit dem Konsum eckenweise die Noldinstraße teilte, war der Gächter, uns Kindern eher wegen der berüchtigten bösen Gächterkatze, die Vögel fing und Kinder kratzte, wenn man sie tratzte.

    Die noch zur NS Zeit errichtete Mandelsbergerschule war zum Kriegsende noch ein unverputzter Ziegelbau und blieb es bis zum Abzug der Franzosen, die eine Kaserne daraus gemacht haben. Einer der Soldaten nahm mich einmal freudig auf den Arm, ich sagte „Wachsschachtel!“ und schon flog sein diesem Behältnis tatsächlich ähnliche képi durch die Luft. Meiner Eltern Hoffnung, Sohnemann dort in die Schule gehen zu lassen, war durch die starrsinnige Anwesenheit dieser képis vereitelt. Gottseidank, wer will Muttern ständig in der Nähe wissen. Der Heimweg von der Haspingerschule war doch viel interessanter, manchmal brauchte ich eine ganze Stunde für den einen Kilometer. Ein Zwischenaufenthalt im Beselepark, wenn man nicht schon beim Rossbrunnen hängengeblieben ist, oder Umweg über die Karwendelstraße (dann Abschneider schräg über die trostlose Gstetten (wo sicher was interessantes herumlag), oder Grand Tour über die Schöpfstraße zum Bichele und unendliche Verweigungsmöglichkeiten über Thommenstraße, Innerkoflerstraße, schauen, ob und der cholerische Neumair uns wieder verjagt, ähnlicher Egoaufbutterer beim Gärtner in der Noldinstraße. Gradum einen Schulweg in der Vor-Helikopterelternzeit zu schlidern. Der Abstecher zur zerbombten Treichlruine mit der „Ruinenhex“ als einsame Trümmerbewohnerin nicht zu vergessen.

    Aber Jetzt hör i auf zu plappern.

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