Es waren einmal mehr
In einem erst kürzlich erschienen Beitrag, bei dem man sich an der Kreuzung des Wiltener Friedhofs befand, wurde von Herrn Schönherr zu recht darauf hingewiesen, dass die Kastanienallee der Brennerstraße ordentlich geschrumpft ist.
Um diesen Unterschied besser vor Augen zu führen zeige ich Ihnen diese Aufnahme aus dem Frühjahr 1959. Im Aufnahmejahr standen noch zahlreiche dieser prächtigen Kastanienbäume – heute nur noch wenige (zwei oder drei wenn ich mich nicht irre). Ich kann mir aber sehr gut vorstellen, dass die Straße im Herbst entsprechend viele kleine braunen Kügelchen auf der Fahrbahn aufwies. Zumindest schienen die beiden Vespa-Fahrer ihren Ausflug zu genießen!
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Slg. Gottfried Newesely, GoNe-19351)
….auch wenn der Beitrag schon ein bisschen älter ist….
Die beiden „Vespafahrer“ sitzen nicht auf einer Vespa sondern auf einen Zündapp Bella Roller.
Wieder ein später Kommentar, der mich auf einen total übersehenen Beitrag hinweist.
Ja, das war eine wunderschöne Allee. im Mai haben die Kastanien geblüht, und leise Wehmut, wenn der erste Baum braune Blätter bekam. Später wurden alle schon im August braun, man redete sich auf die Miniermotte (Cameraria ohridella) aus, und dann gings der Allee wie dem Gebiss eines alternden Menschen.
Das Foto ist weiters interessant, weil es noch den ursprünglichen Zustand der oberen Leopoldstraße zeigt, die einst dort stehenden Bäume sind bis auf zwei Exemplare ganz hinten alle schon weg. Auffallend auch das dortige Gefälle.
Und weil wir schon wissen, dass es sich um einen Zündapp Bella Roller handelt: Knapp dahinter fährt ein Studebaker Champion mit seiner lustigen Frontpartie, welche in den Träumen des Herstellers wie ein Flugzeug ausschauen sollte. Aber es gab halt noch kein flügelverleihendes Getränk.
Wie spät mags sein? So gegen 3h nachmittags?
Vor den Fassaden der Egger-Lienz-Straßen-Häuser 10 – 2 die Skodavilla, mit einem Giebel – so spitz wie bei einem Lebkuchenhäuschen. Weiter rechts davon, ganz nahe der Basilika, das alte Mesnerhaus – ungewöhnlich hell – ich habs als kohlpechrabenschwarz in Erinnerung – hat das tatsächlich nochmals einen neuen Anstrich bekommen???
Im Mittelgrund das aus alten und neuen Blechteilen zusammengesetzte Dach der „neuen“, wegen des Verlaufs der Pastorstraße schräg gestellten Friedhofsarkaden westlich des Eingangstors.
Unterhalb der Brennerstraße, an den ursprünglichen Arkadenabschluß mit den Spitzgiebeln anschließend, der „Erweiterungsbau“, welcher jene Grabmale beherbergt, welche der Pastorstraße weichen mußten.
Wie spät es wohl gerade war? 15h?
Fast wäre man geneigt, den Theodor Storm zu zitieren:
„Kein Klang der aufgeregten Zeit
drang noch in diese Einsamkeit“
….und wie der blühende Kirschbaum vorm Mesnerhaus zeigt, haben wir am Foto gerade Mitte April.
Das muss man mal fertigbringen, so eine schöne Allee umzuholzen. Wahrscheinlich „der Moderne“ geschuldet. Und da wundert man sich, wenn wir Grauen Mangusterln von der „guten alten Zeit“ schwärmen. Aber ich weiss schon: panta rei und bla bla bla…