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Eng Beschrieben …

Eng beschrieben …

… ist diese Feldpostkarte, die der Kaiserjäger-Oberleutnant Alfred Klabuschnig (1888-?) am 21. März 1915 an seine Familie schickte. Alfred hatte – wie sein jüngerer Bruder Hugo – die Infanterie-Kadettenschule in Innsbruck besucht und war am 18. August 1908 als Kadett-Offiziersstellvertreter zum 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger (TKJR) ausgemustert worden.

Im August 1914 trat er – mittlerweile zum Oberleutnant aufgestiegen – mit seinem Regiment die Fahrt nach Galizien ein. In den ersten, äußerst verlustreichen Kämpfen konnte er sich offenbar auszeichnen, denn er erhielt vom Armeeoberkommando im Oktober 1914 eine „belobende Anerkennung“. Zwischen dem 18. und dem 24. März 1915 kämpfte das 3. TKJR in der Gegend von Sekowa.

Skizze aus: Viktor Schemfil, Das k. u. k. 3. Regiment der Tiroler Kaiserjäger im Weltkriege 1914 – 1918, S. 140.

Aus eben dieser Zeit stammt nun die oben abgebildete Feldpostkarte von Alfred Klabuschnig. Obwohl seine Karte der Zensur durch einen Vorgesetzten unterliegt (und dieser auch prompt eine Passage schwärzt), schreibt er erstaunlich offen über die Brutalität des Krieges:

21./3. Herrlicher Frühlingsanfang.
Meine Lieben!
Endlich nach 3 Tagen Gefechtstätigkeit in Ruhestellung übergegangen. [die folgende Passage fiel der Zensur zum Opfer] Hugo ist auch noch wohl auf, von meiner Komp[anie] fiel ein Kadett Englisch, welcher noch in letzter Stunde von Südamerika zur Fahne eingerückt war, erstes Gefecht u. schon tot.
Die Russen haben hier Festungen, wir haben zwar auch Draht; wir machten (unsere Feldwache 7 Männer) – 37 Russen gefangen; aber uns kommen sie nicht bei, ob zwar man hie[r?] doch ein russisches Slava oder Heissa hört. – Dann erfolgt der Gegenstoß, u. alle Russen geben sich gefangen; ein Gefangener sagte aus, sie würden mehr zu uns überlaufen, wenn wir nicht so viel schießen täten! Aber Wachsamkeit bei stockfinstrer Nacht ist erste Pflicht. – Die Russen verwenden noch immer Dum-Dum[-Geschosse], u. ist manche Schädelschuß scheußlich anzuschauen. – Hatten jetzt 2-3 eiskalte Tage, aber mit einer kunstfertigen Raschheit bauten wir 500 x [=Schritte] vom Russen uns schrapnellsichre Deckungen mit sämtlichen Komfort, unsere Leute sind sehr schneidig u. ausdauernd, nur sieht man vom Russen nur die Mützen, die Hunde verkriechen sich ganz, sonst gäbe es Wettschießen. – Heute bei diesem herrlichen Wetter lacht einem das Herz im Leibe, bin frohen Mutes, heute gibt’s Poulard [?] Kartoffel Sauerkraut und Rumobst. Dazu Mamas Cakes [?], Herz was willst Du mehr, 1000 x vom Gegner [entfernt].
Seid herzinnigst gegrüßt u. geküßt Euer d[ankschuldiger] S[ohn] A[lfred]

Auf uns wirkt diese Kartentext befremdlich. Da werden einerseits die Schrecken des Krieges detailliert geschildert und im nächstem Atemzug „lacht“ Klabuschnig „das Herz im Leibe“. Dies ist wohl einerseits durch die Verrohung bzw. Abstumpfung zu erklären, die der Krieg mit sich bringt. Alfred Klabuschnig war zu diesem Zeitpunkt bereits mehrere Monate an der Front, hatte die für die k. u. k. Armee äußerst verlustreichen ersten Kriegswochen überlebt und dabei unzählige Tote und Verwundete gesehen. Anderseits wollten viele Soldaten und Offiziere ihre Angehörigen nicht (übermäßig) beunruhigen. Möglicherweise betonte Klabuschnig auch gerade deswegen, dass ihm – Grausamkeit, Gefahren und Strapazen zum Trotz – gut gehe, um seine Eltern nicht (zusätzlich) Sorgen zu bereiten …

(Slg. Kurt Klieber, Privatbesitz)

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