Der Verkauf der sogenannten Jubiläumskorrespondenzkarte begann am 18. August 1908 („Kaisergeburtstag“) und endete mit dem 31. Dezember 1908. Der Verkaufspreis betrug 15 Heller pro Karte (das entspricht knapp einem Euro) und die Karte dürfte gleich großen Zuspruch gefunden haben, findet man doch zahlreiche Exemplare, die vor dem Jahrestag der Thronbesteigung (2. Dezember) verschickt wurden.
Für den 2. Dezember 1908 wurden für die Landeshauptstädte Cisleithaniens eigene rote Sonderstempel hergestellt, die ausschließlich an diesem Tag zum Einsatz gelangten. Nicht nur für Philatelisten stellte dies einen zusätzlich Anreiz dar, eine der Jubiläumskarten zu verschicken. Auch normale Bürger und Bürgerinnen nützen die Gelegenheit, um ein Andenken zu erstehen oder einen speziellen Gruß zu verschicken. Die PR-Berater des Hofes hatten ganze Arbeit geleistet, wie die folgende kleine Auswahl zeigt:
Der Text auf dieser Jubiläumskorrespondenzkarte mit dem Sonderstempel „Graz“ lautet: „Anläßlich des Jubiläums unseres Kaisers sende ich Dir diese Karte. Mit Gruß Afra.“
Es gibt bereits einen Beitrag zum Denkmal und dessen Restauration im Waltherpark, aber… Als ich…
Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
Vielen Dank für diesen herrlichen Beitrag, lieber Herr Egger!
Daraus kann man als Sammler und Philokartist viel Neues und Interessantes erfahren. Das mit Czernowitz und Zadar ist sehr spannend.
In der Tat gibt es sogar dreisprachige Jubiläumskorrespondenzkarten mit dem Sonderstempel Czernowitz, welche in den Sprachen deutsch-rumänisch-ruthenisch oder als Variante in den Sprachen deutsch-polnisch-ruthenisch bedruckt sind. Der ruthenische Schriftzug erfolgte dabei in kyrillischen Lettern.
Die „Freien Stimmen“ vom 16. September 1908 bringen einen aufschlussreichen Artikel, welcher den Geiste der damaligen Zeit vermittelt und woraus man das eine oder andere spannende Detail zu den Hintergründen und Intentionen erfahren kann:
„Tagesneuigkeiten: Die Jubiläums-Korrespondenzkarte.
Mit der Kreierung der Jubiläums-Korrespondenz-
karte, welche zur Feier des 60jährigen Regierungs-
jubiläums des Kaisers am 18. August d. J. zur
Ausgabe gelangte, hat die österreichische Postver-
waltung ein Postwertzeichen geschaffen, das wie
kein anderes eine vielseitige Anziehungskraft auf
das Publikum im allgemeinen und in Sonder-
heit auf die Philatelistenwelt auszuüben geeignet
erscheint. Der künstlerische Wert des die glück-
lichste Auffassung mit der sorgsamsten Ausfüh-
rung verbindenden typographischen Erzeugnisses
ist unbestritten und verleiht diesem geschmackvollen
postalischen Erinnerungszeichen an das Jubelfest
ein besonderes Relief. Die anfangs hinter der
lebhaften Nachfrage zurückgebliebene Produktion
des patriotischen Kunstwerkes, welches die Post
tagtäglich zu Tausenden in alle Welt hinausträgt,
ist nunmehr auf die entsprechende Höhe gebracht
und sind jetzt auch die entlegensten Landpostämter
in die Lage gesetzt, dem sicherlich noch steigenden
Begehren nach der Jubiläums-Korrespondenzkarte
Genüge zu leisten. Bekanntlich zeigt die eine Seite
der Karte in tiefbraunem Kupferdrucke das vor-
züglich gelungene Porträt des Kaisers aus dem
Jahre 1908, flankiert von den naturgetreuen Ab-
bildungen der Wiener Hofburg und des kaiser-
lichen Schlosses Schönbrunn. Für die auf der
Adreßseite der Karte aufgedruckte 5-h-Marke ist
das Markenbild der 30-h-Marke der gegenwär
tigen Briefmarkenemission mit dem Porträt
des Kaisers aus dem Jahre 1848 verwendet.
Der Entwurf der Karte rührt von Prof. Koloman
Moser, der Stich der Porträts und der Ansichten
vom Kupferstecher Ferdinand Schirnböck her. Für
das Porträt des Kaisers aus dem Jahre 1908
diente eine unter der Leitung des Professors Wil-
liam Unger durch die Hof- und Staatsdruckerei
ausgeführte photographische Aufnahme als
Grundlage. Es ist anerkannt, daß mit der ver-
möge des niedern Preises von 15 Hellern auch den Un-
bemittelten zugänglichen Jubiläums-Korrespon
denzkarte ein zur massenhaften Verbreitung ge-
eignetes Kunstwerk geschaffen wurde, wie es in
gleicher Vollendung bisher noch keine andere Post-
verwaltung dem Verkehr übergeben hat. Da die
Ausgabe der Jubiläums-Korrespondenzkarte mit
31. Dezember d. I. eingestellt wird, so dürfte
dieselbe bald einen nicht unwesentlichen Sammler-,
wert erhalten.“
Vielen Dank für diesen herrlichen Beitrag, lieber Herr Egger!
Daraus kann man als Sammler und Philokartist viel Neues und Interessantes erfahren. Das mit Czernowitz und Zadar ist sehr spannend.
In der Tat gibt es sogar dreisprachige Jubiläumskorrespondenzkarten mit dem Sonderstempel Czernowitz, welche in den Sprachen deutsch-rumänisch-ruthenisch oder als Variante in den Sprachen deutsch-polnisch-ruthenisch bedruckt sind. Der ruthenische Schriftzug erfolgte dabei in kyrillischen Lettern.
Lieber Herr Auer, vielen Dank – freut mich sehr, dass Ihnen diese kleine Serie gefällt!
Die „Freien Stimmen“ vom 16. September 1908 bringen einen aufschlussreichen Artikel, welcher den Geiste der damaligen Zeit vermittelt und woraus man das eine oder andere spannende Detail zu den Hintergründen und Intentionen erfahren kann:
„Tagesneuigkeiten: Die Jubiläums-Korrespondenzkarte.
Mit der Kreierung der Jubiläums-Korrespondenz-
karte, welche zur Feier des 60jährigen Regierungs-
jubiläums des Kaisers am 18. August d. J. zur
Ausgabe gelangte, hat die österreichische Postver-
waltung ein Postwertzeichen geschaffen, das wie
kein anderes eine vielseitige Anziehungskraft auf
das Publikum im allgemeinen und in Sonder-
heit auf die Philatelistenwelt auszuüben geeignet
erscheint. Der künstlerische Wert des die glück-
lichste Auffassung mit der sorgsamsten Ausfüh-
rung verbindenden typographischen Erzeugnisses
ist unbestritten und verleiht diesem geschmackvollen
postalischen Erinnerungszeichen an das Jubelfest
ein besonderes Relief. Die anfangs hinter der
lebhaften Nachfrage zurückgebliebene Produktion
des patriotischen Kunstwerkes, welches die Post
tagtäglich zu Tausenden in alle Welt hinausträgt,
ist nunmehr auf die entsprechende Höhe gebracht
und sind jetzt auch die entlegensten Landpostämter
in die Lage gesetzt, dem sicherlich noch steigenden
Begehren nach der Jubiläums-Korrespondenzkarte
Genüge zu leisten. Bekanntlich zeigt die eine Seite
der Karte in tiefbraunem Kupferdrucke das vor-
züglich gelungene Porträt des Kaisers aus dem
Jahre 1908, flankiert von den naturgetreuen Ab-
bildungen der Wiener Hofburg und des kaiser-
lichen Schlosses Schönbrunn. Für die auf der
Adreßseite der Karte aufgedruckte 5-h-Marke ist
das Markenbild der 30-h-Marke der gegenwär
tigen Briefmarkenemission mit dem Porträt
des Kaisers aus dem Jahre 1848 verwendet.
Der Entwurf der Karte rührt von Prof. Koloman
Moser, der Stich der Porträts und der Ansichten
vom Kupferstecher Ferdinand Schirnböck her. Für
das Porträt des Kaisers aus dem Jahre 1908
diente eine unter der Leitung des Professors Wil-
liam Unger durch die Hof- und Staatsdruckerei
ausgeführte photographische Aufnahme als
Grundlage. Es ist anerkannt, daß mit der ver-
möge des niedern Preises von 15 Hellern auch den Un-
bemittelten zugänglichen Jubiläums-Korrespon
denzkarte ein zur massenhaften Verbreitung ge-
eignetes Kunstwerk geschaffen wurde, wie es in
gleicher Vollendung bisher noch keine andere Post-
verwaltung dem Verkehr übergeben hat. Da die
Ausgabe der Jubiläums-Korrespondenzkarte mit
31. Dezember d. I. eingestellt wird, so dürfte
dieselbe bald einen nicht unwesentlichen Sammler-,
wert erhalten.“