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Einheit In Der Vielfalt – Vielfalt In Der Einheit – Teil II

Einheit in der Vielfalt – Vielfalt in der Einheit – Teil II

Der Verkauf der sogenannten Jubiläumskorrespondenzkarte begann am 18. August 1908 („Kaisergeburtstag“) und endete mit dem 31. Dezember 1908. Der Verkaufspreis betrug 15 Heller pro Karte (das entspricht knapp einem Euro) und die Karte dürfte gleich großen Zuspruch gefunden haben, findet man doch zahlreiche Exemplare, die vor dem Jahrestag der Thronbesteigung (2. Dezember) verschickt wurden.

Diese Karte lief vor dem 2. Dezember 1908 nach Reichenberg (heute: Liberec): „Lieber Großvater! Sende Ihnen eine hübsche neue Jubiläums Karte. Gleichzeitig übersenden wir für Helene die herzlichsten, leider verspäteten Glückwünsche zum Namenstage. Rudolf & Anhang.“
Diese Jubiläumskorrespondenzkarte erhielt Hänschen Castelliz im September 1908 von seinem Vater. Der Text lautet: „Da hast Du eine schöne Jubiläums Korrespondenzkarte u. hebe sie Dir gut auf. Dein Papa.“

Für den 2. Dezember 1908 wurden für die Landeshauptstädte Cisleithaniens eigene rote Sonderstempel hergestellt, die ausschließlich an diesem Tag zum Einsatz gelangten. Nicht nur für Philatelisten stellte dies einen zusätzlich Anreiz dar, eine der Jubiläumskarten zu verschicken. Auch normale Bürger und Bürgerinnen nützen die Gelegenheit, um ein Andenken zu erstehen oder einen speziellen Gruß zu verschicken. Die PR-Berater des Hofes hatten ganze Arbeit geleistet, wie die folgende kleine Auswahl zeigt:

Diese Jubiläumskorrespondenzkarte mit dem Sonderstempel „Innsbruck“ ging am 2. Dezember 1908 an den Oberleutnant im k. u. k. Ulanenregiment Nr. 7, Artur Gilnreiner Edlen von Freinburg. Der Text lautet: „Lieber Turl – Dir und Winsch viele innige Grüße auf dieser ‚Jubiläumskarte‘. Ihr feiert heute sicher auch – wie beneide ich euch, daß Ihr gestern die Ilumination in Wien gesehen haben. Es sicher herrlich! Nächstens mehr! […].“

Der Text auf dieser Jubiläumskorrespondenzkarte mit dem Sonderstempel „Graz“ lautet: „Anläßlich des Jubiläums unseres Kaisers sende ich Dir diese Karte. Mit Gruß Afra.“

Diese Jubiläumskorrespondenzkarte mit dem Sonderstempel „Prag“ ging am 2. Dezember 1908 an den offenbar philatelistisch interessierten Bataillonskommandanten im k. k. Landwehrinfanterieregiments Nr. 8 (Prag), Major Hugo Schaffer.
Diese Jubiläumskorrespondenzkarte ging am 2. Dezember 1908 an die Familie Jirka in Wien. Der Text lautet: „Zur freundlichen Erinnerung an das 60jährige Regierungsjubiläum unseres geliebten Kaisers.“
Der Text dieser – bemerkenswerterweise mit 1. Dezember 1908 datierten Karte – lautet: „Zum Andenken den Jubiläumsstempel. Beste Grüße Marie Schück“. Tatsächlich ist der Sonderstempel „Wien“ am häufigsten zu finden und daher bei Sammlern nicht sonderlich gefragt.
Jubiläumskorrespondenzkarte mit dem Sonderstempel „Trieste“. Im Falle von Triest, Laibach, Zadar, Brünn, Prag und Lemberg gab es den Stempel jeweils in zweifacher Ausführung, d.h. Triest und Trieste, Brünn und Brno, etc. Bei Sammlern am begehrtesten sind Jubiläumskarten mit den Sonderstempeln „Zadar“ bzw. „Zara“, dicht gefolgt von Jubiläumskarten mit dem Sonderstempel „Czernowitz“.

(Quelle: Privat)

Dieser Beitrag hat 3 Kommentare
  1. Vielen Dank für diesen herrlichen Beitrag, lieber Herr Egger!

    Daraus kann man als Sammler und Philokartist viel Neues und Interessantes erfahren. Das mit Czernowitz und Zadar ist sehr spannend.
    In der Tat gibt es sogar dreisprachige Jubiläumskorrespondenzkarten mit dem Sonderstempel Czernowitz, welche in den Sprachen deutsch-rumänisch-ruthenisch oder als Variante in den Sprachen deutsch-polnisch-ruthenisch bedruckt sind. Der ruthenische Schriftzug erfolgte dabei in kyrillischen Lettern.

  2. Die „Freien Stimmen“ vom 16. September 1908 bringen einen aufschlussreichen Artikel, welcher den Geiste der damaligen Zeit vermittelt und woraus man das eine oder andere spannende Detail zu den Hintergründen und Intentionen erfahren kann:

    „Tagesneuigkeiten: Die Jubiläums-Korrespondenzkarte.
    Mit der Kreierung der Jubiläums-Korrespondenz-
    karte, welche zur Feier des 60jährigen Regierungs-
    jubiläums des Kaisers am 18. August d. J. zur
    Ausgabe gelangte, hat die österreichische Postver­-
    waltung ein Postwertzeichen geschaffen, das wie
    kein anderes eine vielseitige Anziehungskraft auf
    das Publikum im allgemeinen und in Sonder­-
    heit auf die Philatelistenwelt auszuüben geeignet
    erscheint. Der künstlerische Wert des die glück­-
    lichste Auffassung mit der sorgsamsten Ausfüh­-
    rung verbindenden typographischen Erzeugnisses
    ist unbestritten und verleiht diesem geschmackvollen
    postalischen Erinnerungszeichen an das Jubelfest
    ein besonderes Relief. Die anfangs hinter der
    lebhaften Nachfrage zurückgebliebene Produktion
    des patriotischen Kunstwerkes, welches die Post
    tagtäglich zu Tausenden in alle Welt hinausträgt,
    ist nunmehr auf die entsprechende Höhe gebracht
    und sind jetzt auch die entlegensten Landpostämter
    in die Lage gesetzt, dem sicherlich noch steigenden
    Begehren nach der Jubiläums-Korrespondenzkarte
    Genüge zu leisten. Bekanntlich zeigt die eine Seite
    der Karte in tiefbraunem Kupferdrucke das vor­-
    züglich gelungene Porträt des Kaisers aus dem
    Jahre 1908, flankiert von den naturgetreuen Ab­-
    bildungen der Wiener Hofburg und des kaiser­-
    lichen Schlosses Schönbrunn. Für die auf der
    Adreßseite der Karte aufgedruckte 5-h-Marke ist
    das Markenbild der 30-h-Marke der gegenwär­
    tigen Briefmarkenemission mit dem Porträt
    des Kaisers aus dem Jahre 1848 verwendet.
    Der Entwurf der Karte rührt von Prof. Koloman
    Moser, der Stich der Porträts und der Ansichten
    vom Kupferstecher Ferdinand Schirnböck her. Für
    das Porträt des Kaisers aus dem Jahre 1908
    diente eine unter der Leitung des Professors Wil­-
    liam Unger durch die Hof- und Staatsdruckerei
    ausgeführte photographische Aufnahme als
    Grundlage. Es ist anerkannt, daß mit der ver­-
    möge des niedern Preises von 15 Hellern auch den Un­-
    bemittelten zugänglichen Jubiläums-Korrespon­
    denzkarte ein zur massenhaften Verbreitung ge­-
    eignetes Kunstwerk geschaffen wurde, wie es in
    gleicher Vollendung bisher noch keine andere Post­-
    verwaltung dem Verkehr übergeben hat. Da die
    Ausgabe der Jubiläums-Korrespondenzkarte mit
    31. Dezember d. I. eingestellt wird, so dürfte
    dieselbe bald einen nicht unwesentlichen Sammler-,
    wert erhalten.“

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