Eine Hauptschule für Hötting
Eines der größten und kostspieligsten Projekte, welches die (damals noch eigenständige) Gemeinde Hötting in den 1920er/1930er-Jahren realisierte, war der Bau der neuen Höttinger Hauptschule, heute Fürstenweg Nr. 13.
Nach Ende des Ersten Weltkriegs waren die Verhältnisse im Höttinger Schulwesen prekär. Im Jahr 1919 gab es für die 11.000 Einwohner lediglich zwei Volksschulen, eine in dem heutigen Volksschulgebäude in der Schulgasse und die heutige Volksschule Mariahilf, damals unter dem Namen „Volksschule Höttingerau“. Weiterführende Schulen, wie zum Beispiel eine Bürgerschule (entspricht etwa der späteren Hauptschule), gab es keine, viele Kinder mussten nach Innsbruck gehen, um eine höhere Schulbildung zu erhalten. Zu späterer Zeit wurden die HauptschülerInnen auch in den Räumlichkeiten der Volksschule in der Schulgasse unterrichtet.
In den Innsbrucker Nachrichten wurde auf die Missstände aufmerksam gemacht und der Bau einer besseren Schulinfrastruktur gefordert: „Es darf aber nicht verkannt werden, dass die Einrichtungen der zwei einzigen Schulen der Gemeinde Hötting mit 11.000 Einwohnern bereits von vielen Landschulen Tirols weit überholt sind. […] In den zwei Höttinger Schulen finden wir noch alte, viersitzige Bänke, Ständertafeln anstatt der Wandschiebetafeln, uneingelassene Fußböden aus weichem Holz, deren Staubentwicklung jeder Beschreibung spottet. Das erst im Jahr 1914 errichtete Schulhaus erweist sich heute schon als viel zu klein. Im Schulhause in der Höttingerau müssen in zwei Schulzimmern je zwei Klassen untergebracht werden […] Andere Schulen hat Hötting ja überhaupt keine, heute wo z.B. die Errichtung einer Bürgerschule für die verhältnismäßig kleine Gemeinde St. Johann bereits beschlossen ist. Es darf daher die Errichtung einer Bürgerschule nicht mehr länger hinausgeschoben werden.“
Doch die Einrichtung einer Bürger- bzw. Hauptschule sollte noch zehn weitere Jahre dauern. Grund dafür war, dass die Höttinger „Schulfrage“ immer mehr zum Politikum geriet. Im Laufe der 1920er Jahre nahmen die Pläne zur Eingemeindung Höttings nach Innsbruck immer mehr Form an, denn die Gemeinde Hötting, die eine großen Anteil an armer Bevölkerung hatte, war stark verschuldet. Große infrastrukturelle Projekte waren kaum mehr zu finanzieren. Um die Situation zu entschärfen entwickelte der Höttinger Gemeinderat – trotz einiger Gegenstimmen aus der Bevölkerung – einen Eingemeindungsvorschlag. An diesen waren einige Forderungen geknüpft, die der Stadtmagistrat Innsbruck im Falle einer Eingemeindung so schnell wie möglich zu leisten hatte. Eine dieser Forderungen war der Bau einer höheren Schule, sowie dem Ausbau der bereits bestehenden Schulen auf Höttinger Gebiet. Es konnte jedoch keine Einigung zwischen Innsbruck und Hötting erzielt werden – und Hötting baute sich seine Hauptschule – knapp acht Jahre vor der tatsächlichen Eingemeindung und unter noch weiterer Vergrößerung seiner Schulden – schließlich selbst.
Die Planung des neuen Schulgebäudes wurde von niemand geringerem als Franz Baumann und Theodor Prachensky übernommen, der Bau wurde von der Firma Reitter ausgeführt. Unser Titelbild, aufgenommen von Günter Sommer, dokumentiert den Baufortschritt vom 11. November 1930. Ca. ein Jahr später, am 25. Oktober 1931, konnte die Schule eröffnet werden. In einem Festzug zogen die HauptschülerInnen von ihrer alten Lernstätte, der Volksschule in der Schulgasse in das neue Gebäude, das damals die Adresse Fürstenweg 1a trug. Dort fand ein Empfang der Ehrengäste sowie eine Feldmesse statt, bevor das Gebäude den Schülern und Schülerinnen – damals noch in getrennten Räumlichkeiten – überlassen wurde.
Nun noch einmal zurück zu unserem Titelfoto: auch der Hintergrund ist nicht uninteressant. Hier wird einem erst einmal Gewahr, wie steil abfallend die Geländestufe zwischen der Sonnenstraße und der Höttinger Au eigentlich ist. Die Häuser der Sonnenstraße thronen über dem Abhang, wenn man genau hinschaut kann man auch beide Höttinger Kirchtürme erkennen. Und nun noch ein Mini-Rätsel zum Schluss: können Sie am rechten Bildrand einen mittlerweile „alten Bekannten“ ausmachen?
(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-28933, Kopie. Original: Günter Sommer)
Wer war der „Alte Bekannte“ am rechten Bildrand…
Es wird wohl der Flungerstadel sein
Darüber kann man in https://innsbruck-erinnert.at/ein-winterliches-panorama-ii/ etwas lesen