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Ein Vorsatz Für’s Neue Jahr?

Ein Vorsatz für’s neue Jahr?

In den Beständen unseres Archivs befindet sich diese polemische Schrift über den Vorsatz eines Beamten zur Verbesserung seines Umgangs mit seinem Gegenüber. Aus dem Textinhalt ist zu entnehmen, dass er wohl mit Bauern und Bürgern einen sehr groben Ton gepflogen hatte und seine Machtstellung missbraucht hatte. Da er aber mittlerweile zur Einsicht kam, erbittet er nun um Schonung und hofft, dass seine Mitbürger von seinem Sinneswandel bald erfahren. Wer der Autor dieser Zeilen ist, wissen wir leider nicht. Vermutlich war es allgemein als Spiegel zur Reflexion für Beamte gedacht. In diesem Sinne wird sich auch der Autor dieses Beitrags wieder an der eigenen Nase nehmen und seine untragbare Art der Kommunikation (für die er eigentlich gar nicht bekannt ist) überdenken.

Zum leichteren Lesen für alle nicht Kurrent-Fachkundigen hier die Transkription:

Niedergebeugt, o Kaiser und Herr! von der Freiheit, die du deinem Volke gegeben, stehe ich in tiefer Demuth und beschämten Herzens nun vor denen, deren Herrscher ich so lange war, zitternd von der Zukunft. – Wenn Vergeltung mein Loos sein sollte, was würde aus mir werden. O mir graut’s, sehe ich in mein Beamtenleben zurück, denn nun erst erkenne ich, – o leider zu spät! – daß Bürger und Bauern auch Menschen sind und daß es einen Gott gibt, der den Armen liebt, des Schwachen Rechte schützt und die Macht des Unrechtes bricht.

Darum entsage ich von nun an aller Brutalität, allem Hochmuthe und jeder Grobheit, ich will gegen Bauer und Bürger freundlich sein, auch Taglöhner und Handwerksbursche als Menschen betrachten, sie Alle, wenn es sein müsste, sogar als Brüder lieben, ich will gerne und aufrichtig ihnen rathen, helfen und ihre Rechte schützen, wenn nur ihre unbegreifliche Geduld sich noch so lange erhält, bis ich sie von dem Ernste meines Vorsatzes werde überzeugt haben.

Wenn du, o Kaiser und Herr! mir das Regiment lassest und meine lieben Mitbürger die bisher erlittene Härte und Schmach vergessen, und mir Schonung statt Vergeltung angedeihen lassen, so sollen sie Alle bald erfahren, o Kaiser und Herr! wie – sich beugend unter deinen mächtigen Willen – auch des schwachen Beamten Vorsätze und Versprechen treu gehalten werden! – Amen –

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, VO-959)

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