Ein Triumphbogen in Freiburg
1980 erhielt Innsbruck aus der Partnerstadt Freiburg dieses Geschenk – ein Gemälde eines Triumphbogens. Die meisten Details, die auf den Anlass schließen lassen würden, sind auf diesem Foto nicht auszumachen, die Portraits sind nicht deutlich genug, ganz zu schweigen von den Schriftzügen. Aber zwei Wappen sind groß genug, um sie zu identifizieren: Links ist unschwer das Wappen des Hauses Habsburg zu erkennen, rechts prangt ein Wappen, welches von französischen Lilien und Delphinen geziert wird. Dabei handelt es sich um die Insignien des Dauphins von Frankreich, dem traditionellen Titel der französischen Thronanwärter. Wenn wir jetzt dazu verraten, dass der Bogen 1770 errichtet wurde, dann haben sie genug um das Puzzle zu lösen: Es ist der Triumphbogen, durch welchen die Erzherzogin Maria Antonia ihrem künftigen Gemahl entgegenfuhr.
Bei dieser Hochzeit zwischen dem Kronprinzen der Bourbonen und einer Erzherzogin des Hauses Habsburg durfte sich natürlich keines der beiden Häuser lumpen lassen – man hatte zu zeigen, dass hier die mächtigsten, reichsten und ehrwürdigsten Dynastien Europas ein Ehebündnis eingingen. Die Haushofmeister hatten jedes kleine Detail der Zeremonie – und natürlich auch den Weg dorthin – genauestens geplant. Neue Karossen wurden bestellt, neue Livreen für die Dienerschaft genäht, Triumphbögen für den Durchzug errichtet und noch dutzende andere Wege gefunden, das Geld mit vollen Händen aus dem Fenster zu werfen.
Die wichtigste aller Fragen konnte jedoch nur durch einen kleinen Kunstgriff gelöst werden: Wo sollten sich die Delegationen treffen? Konnte die Habsburgische Erzherzogin auf österreichischem Boden von der französischen Delegation abgeholt werden, oder musste die Habsburgische sie bis auf französisches Territorium begleiten? Gelöst wurde diese Frage des Jahrhunderts durch den Bau eines Pavillons auf einer Insel im Rhein, in welchem die feierliche Übergabe der Erzherzogin stattfinden konnte. Dort musste die gerade fünfzehnjährige Maria Antonia alles ablegen, was sie mit ihrer Heimat verband, bis hin zu ihren Gewändern. Den Pavillon verließ sie in französische Seide gekleidet als Marie-Antoinette.
(Signatur Bi-264)