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Ein Rechter „Affe“ (Abessinien Teil 11)

Ein rechter „Affe“ (Abessinien Teil 11)

am 17.ds. hatte ich auf Wunsch von Herrn Schm.; der keine Zeit hatte, einen Besuch bei Ganiasmatsch Birradu in Nedscho zu machen, um dessen Kaffeepflanzung zu besichtigen, wo ihm zahlreiche Pflanzen eingingen  und großen Kummer machten. Nach kurzem Rundgang durch die Pflanzung und Entnahme von Bodenproben lud er mich in seine Wohnhätte, wo feste gebechert wurde und er mir ganz allmählich einen Mordsaffen mit Tetsch (Honigwein) und echt französischem Kognak anhängte. Ich merkte im kühlen Innenraum zuerst wirklich gar nichts, außer daß ich mich selbst auf einmal über meine Englischkenntnisse wunderte, die ich mit meinem Dolmetscherboy erprobte. Als ich aber dann zur Mittagsstunde Abschied nahm und in die pralle Sonne hinauskam, spürte ich sofort eine gewisse Schwere im Kopf und auf der Zunge. Ich bestieg das Maultier derart schwungvoll, daß ich fast auf der anderen Seite wieder heruntergeflogen wäre. Herr Schmid sagte später, ich sei wie ein in Stürmen schwer schaukelndes Schiff im Lager auf meinem Maultier angekommen. Dort war übrigen gerade am helllichten Tage ein frecher Leoparde vorbeigestrichen, was mir Herr Schmid laut zurief; bis ich aber kapierte, war er schon längst verschwunden.“ (Brieftagebucheintrag vom 23.2.1930, im Busch)

In späteren Zeilen schreibt Hammerle über sein Erlebnis noch: „es ist schon eine Viecherei, ausgerechnet in Abessinien seine ersten regelrechten ‚Affen‘ zu haben, was nicht einmal während der Studentenzeit der Fall war.“ (Brieftagebucheintrag vom 23.2.1930, im Busch)

Als sich Herr Schmid und Herr Hammerle nach der Trennung der Gefährten auf den Weg machten, erhielten sie von den Bewohnern der Dörfer, in denen sie Rast machten, verschiedene Güter. So erhielten sie in der Nähe des Dorfes Gori, das nach Hammerles Aufzeichnungen 1900 m hoch liegt, 450 Brote, einen Ziegenbock, 310 Eier, 15 Hühner und 45 Krüge Wein und Bier, dazu Brennholz und Gerste für die Maultiere.
Bei solchem Eiervorrat ließen wir uns denn auch als Nachspeise ein ‚omelette souffle‘ (ähnlich Salzburger Nockerln) aus 15 Eiern schmecken.“ (Brieftagebucheintrag vom 23.2.1930, im Busch)

Ihre Reise führte sie weiter durch das Land, und während die Bevölkerungsdichte abnahm, wuchsen die Kaffeepflanzungen. Schon damals war Abessinien für seinen Kaffee berühmt. Hammerle schrieb, dass der beste Kaffee damals aus der Gegend von Harrar bei Diredaua kam, der zweitbeste aus Nedscho und der Provinz Beni Schangul. Aber nicht nur Kaffee, auch andere Pflanzen und Nahrungsmittel wurden hier angebaut.

(SammelA-501-07-023)

Um gut voranzukommen, bedienten sich die Reisenden einer auf den ersten Blick etwas ungewöhnlichen Methode: einen Steppenbrand entfachen!

(SammelA-501-07-023)

Die Temperaturen waren nun deutlich angestiegen. Gegen 14 Uhr waren es nun 52°C in der Sonne und 35°C im Schatten unter den Bäumen an einem kleinen Bach. „Es braucht hier also durchaus keine winterliche Heizung, im beiderseits offenen Zelt im afrikanischen ‚Winter‘. – Man wird nun allmählich sogar zum Schreiben zu faul.—-“ (Bieftagebuchauszug vom 23.2.1930)

Da es bei uns ja eher kälter als wärmer wird. Wird es mir sicher nicht so gehen wie Erwin Hammerle und ich werde mich freuen weiterhin in die Wärme Afrikas mit ihnen reisen zu können.

Amelie Sturm (Stadtmuseum/Stadtarchiv: SammelA-501-07, Ph-Pl-3064)

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