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Der Bilderblog aus dem Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck
Ein Raub Der Flammen

Ein Raub der Flammen

Am 27. August 1841 wurden „kurz vor Mitternacht“ viele Innsbruckerinnen und Innsbrucker äußerst unsanft von Feuer-Rufen, „Trompetenstößen, Trommeln und Kanonenschüße[n]“ geweckt. Der Grund: Am Innrain standen die alte Fleischbank und ein Neubau (das „Georg Pichlerische Schmidhaus“) in Vollbrand.

Schrecken und Verwirrung über den plötzlich so großen […] Brand – besonders um die Mitternachtsstunde, wo alles schlief – hatten so überhandgenommen, daß zumal bei dieser drohenden Gefahr anfänglich wohl eine Zeitlang verging, ehe die Löschmannschaften in der gehörigen Bereitschaft waren. Als die Feuerspritzen endlich angelangt waren, erschien von allen Seiten Hülfe [sic]. NB. Um 1 1/4 waren die von Hall schon dahier eingetroffen.
Mittlerweile war auch das Militair erschienen, wovon ein Theil die vorgeschriebenen Wachposten besetzte, und eine Reserve auf dem Rennplatze aufstellte. Beinahe auf allen Dächern in der Stadt standen Leute, um dieselben zu begießen, und die zahllosen Funken zu löschen, welche wie ganze Schwärme von Raketen aufstiegen. Die hohen Feuersäulen überragten dermaßen die Häuser, daß die Funken und Brandttheile bis in die Kloster Kaserne, bis an das Ende der unteren Sillgasse, ja bis in das Steiner’sche Brauhaus reichten. […], so der Innsbrucker Chronist Gottfried Pusch.

Innsbruck entging in dieser Nacht nur knapp einer Katastrophe. Glücklicherweise gelang es den Löschmannschaften gegen 3 Uhr morgens den Großbrand unter Kontrolle zu bringen. Wie gefährlich die Löscharbeiten waren, zeigt sich nicht zuletzt daran, dass dabei mehrere Personen verletzt wurden, darunter der k.k. Grenzwache-Oberkommissär Ludwig Richter und der Schauspielunternehmer Heinrich Zacharda. Allein aus den Nachbargemeinden stand nicht weniger als 11 Feuerspritzen im Einsatz.

Während die Nachbarhäuser (Georg Pichler und Johann Georg Tschrutschenthaler) mehr oder weniger gerettet werden konnten, wurde die Fleischbank, ein Holzbauwerk aus dem 18. Jahrhundert, ein Raub der Flammen. Dort „verbrannten an geschlachtetem Vieh 25 Ochsen, crica 5 Kühe und über 200 Kälber und Schaafe [sic], 3 Böcke mußten lebendig verbrennen.“ Wahrscheinlich dürfte der Brand auch in der Fleischbank ausgebrochen sein, die Ursache ließ sich nicht mehr zweifelsfrei feststellen, allerdings stand Brandstiftung im Raum. Das alte Fleischbankgebäude hätte wenige später abgebrochen und durch einen Neubau ersetzt werden sollen. Im Archiv der Baufirma Mayr, die mit der Ausführung des Neubaus beauftragt werden sollte, hat sich der hier abgebildete Plan des alten Fleischbankgebäudes erhalten.

Grundriss der alten Fleischbank.
Danksagung von Johann Georg Tschurtschenthaler nach dem Großbrand. Der Bote für Tirol, 2.9.1841.

(StAI, Archiv der Baufirma Mayr / G. Pusch’s Chronik von Innsbruck 1840-1847, Bd. V)

Dieser Beitrag hat einen Kommentar
  1. Ich hab mich einwenig damit unterhalten, die Maße dieses Gebäudes zusammenzusuchen und auf alten Plänen diesen Vorläufer der nachfolgenden Fleischbank zu finden.

    Ich darf annehmen, die später freihändig hinzugefügten Maße am Plan rechts unten mit der Summe 10 2 4 beziehen sich auf das alte österreichische Klafter, Fuß und Zoll. Das wären dann so etwa 18,80 m Breite. Nur wenig vom Quadrat entfernt schätze ich die Länge auf 20 m.
    Man kann die 14 m breite Ursulinenkirche als Vergleich heranziehen.

    Diese doch ordentliche Fläche ist auf den alten Detailkarten nicht immer so „jenau“ eingezeichnet. 1763 verzeichnet sie Rangger als „Fleischhütten“, bei Viehbeck 1804 fehlt sie wieder, auf der Innstromkarte von 1820 gibt es innabwärts ein Nachbarhaus, ebenso in die andere Richtung. sind es die beim Brand mit gefährdeten Nachbarn?
    Bei Gross 1835 steht überhaupt ein Gebäude von der Form und Position des späteren Neubaus, was auch bei Karten von 1843 aufwärts zu sehen ist, andererseits bei den Karten von 1840 fehlt die damals noch nicht abgebrannte Fleischbank, an ihrer Stelle ein diffuses Hüttelwerk.
    Das Feuer muß wirklich spektakulär gewesen sein, einschließlich des Einsatzes der bei Nacht auf den Dächern herumstehenden Leute mit ihrer Funkenabwehr.
    Zufällige Nebenstatistik liefert die für mich erstaunliche Auflistung der Fleischvorräte.

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