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Ein Prachtexemplar mit 22 Sitzen

Ein Solches konnte man vor 90 Jahren noch tagtäglich in Innsbruck bestaunen. Hier sehen wir einen Autobus der Firma Menardi, aufgenommen am Rennweg, unmittelbar vor der Hofburg.

Es handelt sich genau gesagt um einen Personenkraftwagen aus dem Hause Gräf & Stift, Typ Sunsaloon. Der Autobus mit seinen 22 Sitzen hat nicht nur optisch einiges zu bieten, sondern kann auch als Zeugnis des sich langsam aber sicher durchsetzenden Busnahverkehres gesehen werden. Unser Prachtexemplar wurde um das Jahr 1935 in diesem Foto verewigt, also noch bevor der heute berühmteste Vertreter der Familie, Heinrich III. Menardi, den Betrieb übernommen hat. Die Firma Menardi betrieb nachher noch viele Jahre und Jahrzehnte lang diverse Buslinien im Auftrag der IVB.

Titelbild: Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck Ph-A-24837-002

Autor: Andreas Czermak

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare
  1. Vielleicht gar kein Linienbus? An dieser Stelle stand lange Zeit der von Menardi betriebene Stadtrundfahrtenbus ehe er von dem ulkigen fähnchengeschmückten Bus Konkurrenz (schon wieder dieses Wort) bekommen hat. Zweiter mehrsprachiger Standort war dann vor dem Landhaus in der MTheresien Straße, zusammen mit einem Alpenzoo Zubringer.

  2. Menardi hat tatsächlich am 15. Oktober 1926 die erste innerstädtische Buslinie eröffnet, vom Hauptbahnhof nach Mariahilf. Auch eine Linie nach Igls wurde von Menardi betrieben. Die Linie nach Mariahilf wurde bereits mit 13. Dezember 1927 wieder eingestellt. 1928 wurde die KVI gegründet, die dann mit einigen ihrer Buslininien bis zum Entstehen der IVB 1939 der Straßenbahn als offene Konkurrenz auf konkurrierenden Konzessionen arg zusetzte. Die KVI eröffnete die Linie nach Mariahilf wieder am 27. August 1928 und bezeichnete sie als Linie 1. Menardi hat danach möglicherweise Liniendienste im Regionalverkehr für die Post gefahren, im Stadtverkehr tauchen sie in der Kreutz-Chronik erst 1976 auf als Subunternehmen, das die am 22. Dezember eröffnete Linie N fuhr. Wie lange, das ist nicht verzeichnet, aber aufgrund vorliegender Fotos ist zu vermuten, dass die Linie N in den 1980ern von den IVB selbst betrieben wurde und und Anfang der 1990er als neuer Sub die Firma Heiss, später Ledermair, verpflichtet wurde. Letzteres Unternehmen fährt noch heute einen Kurs der Linien A und J und die ehemaligen „Dörferlinien“ 501-504.
    Der abgebildete Bus ist mit ziemlicher Sicherheit nicht im städtischen Liniendienst eingesetzt gewesen. Ihm fehlen Vorrichtungen zur Fahrgastinformation und die erkennbare Bestuhlung mit je 2 Doppelsitzen pro Reihe und entsprechend schmalem Mittelgang ist nicht für den Stadtverkehr geeignet.

  3. Die Autobuslinie nach Sistrans wurde 1929 vorübergehend eingestellt: „Verkehrsnachricht. Die Firma Heinrich Menardi teilt uns mit, daß sie den Verkehr auf der Linie Innsbruck — Aldrans — Lans — Sistrans infolge der nunmehrigen schlechten Straßenverhältnisse bis auf weiteres einstellt. Die Wiederaufnahme des Verkehres wird in den Tagesblättern bekannt gegeben.“ (IN, 26. 02. 1929, S 4)

    Im Juni 1931 dann folgende Meldung: „Aukobusverkehr Innsbruck—Sistrans. Die Autounternehmung Heinrich Menardi teilt mit, daß ihre Omnibusse auf der Linie Innsbruck, Schloß Ambras, Aldrans, Lans, Sistrans ab 15. d. M. wie folgt verkehren: Innsbruck ab: 8.30, 12.00, 2.00, 4.30, 7.10; Sistrans ab: 7.10, 9.18, 1.00, 3.30, 6.00. Ab 1. Juli verkehrt der letzte Omnibus ab Sistrans um 8.00 Uhr.“ (IN, 13. 06. 1931, S 9)

    In der 34. ordentlichen Generalversammlung der Lokalbahn Innsbruck–Hall i. T. am 13. 04. 1927 gab es zeitweise auch heftige Debatten pro und contra Autobusbetrieb. Zum damaligen Zeitpunkt besaß die Lokalbahn 3 Autobusse, 2 für den Stadtverkehr, einen für der Verkehr nach Axams.
    Über die Höttinger Au-Linie wurde berichtet: „Die Höttinger Au-Linie, die von Menardi geführt wird, habe im letzten Jahr mit einem Passivum von 60 Millionen abgeschlossen; es ist mit ihrer Auflassung zu rechnen.“
    https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=tan&datum=19270414&seite=3&zoom=33&query=%22Menardi%2BLinie%22~15&ref=anno-search

    1. Danke fürs Heraussuchen dieser interessanten Meldungen, Frau Stolz! Ja, die LBIHiT hat, und das weiß ich wieder nur aus dem Kreutz, Mitte der 1920-er zwangsläufig damit begonnen, sich auch im Busgeschäft zu versuchen. Angefangen hat man sehr klein mit nur einem Bus, 1927 waren es offenbar „schon“ drei. Hintergrund war, dass man verhindern wollte, dass die aufkommenden Busunternehmen Konzessionen bekommen, die der Straßenbahn finanziell schaden. Gelungen ist das wohl nur teilweise, zehn Jahre später tobte der Konkurrenzkampf, der eben 1939 in der Zusammenführung der meisten Innsbrucker Bus- und Bahnunternehmungen zu den IVB gipfelte.
      Mir scheint manchmal, dass etwas vom Geist der recht dominanten KVI des Herrn Egger in den IVB dauerhaft steckengeblieben ist, weil es dort manche Personen in Schlüsselpositionen gab und immer noch gibt, für die Straßenbahnen nur Busse auf Schienen sind. Zu erkennen z.B. an den vielen asphaltierten Trassen ohne begrünte Gleiskörper, am ewig Zeit kostenden, erst vor ein paar Jahren eingestellten Ticketverkauf durch das Fahrpersonal oder auch an teils immer noch vorhandenen unangemessenen Wartezeiten für Straßenbahnen an roten Ampeln. Da wurde die bahnkulturelle DNA der LBIHiT irgendwie dauerhaft vergiftet.

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