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Ein Plakat Für Zwei Veranstaltungen

Ein Plakat für zwei Veranstaltungen

Am 28. September 1893 wurde von Kaiser Franz Joseph das Andreas Hofer Denkmal am Berg Isel enthüllt und der Landeshauptschießstand eröffnet. So ein Großereignis erforderte natürlich umfangreiche Vorbereitungen. Auch die BewohnerInnen Innsbrucks sollten zum Gelingen der Festlichkeiten ihren Beitrag leisten. So erschien zum Beispiel am 23. September 1893 in den Innsbrucker Nachrichten ein Aufruf des Festzug-Komitees, der sich vor allem an die weibliche Bevölkerung der Landeshauptstadt richtete: „Am 28. September wird der Festzug zur feierlichen Eröffnung des Landeshauptschießstandes und Enthüllung des Andreas Hofer-Denkmales die Straßen unserer schönen Landeshauptstadt durchziehen. Wir sind im Vorhinein überzeugt, dass unseren Festgästen aus Nah und fern von Seite der Bewohner unserer Stadt die lebhaftesten Sympathien entgegengebracht werden, dennoch wagen wir besonders an Innsbrucks Frauen die Bitte, die Feierlichkeit noch wesentlich dadurch erhöhen zu wollen, dass dieselben Kränze und Blumensträußchen in Bereitschaft halten, um die vorüberziehenden Festgäste damit zu betheilen und dadurch der schönen Festfeier den wahren Ausdruck eines herzlichen Willkommens zu verleihen.“

Der Kaiser und sein Gefolge kamen bereits am Vortag in Innsbruck an und nächtigten in der Innsbrucker Hofburg. Am 28. September fuhren sie dann zusammen mit weiteren Festgästen – an zahlreichen Schaulustigen vorbei – zum Berg Isel. Dort wurden sie bereits von den restlichen TeilnehmerInnen der Veranstaltung erwartet. Genaueres dazu erfahren wir aus den Innsbrucker Nachrichten vom 28. September 1893: „Bereits um ½10 Uhr war die Aufstellung der Festgäste auf dem Berg Isel vollendet, welche in höchst malerischer Weise den Festplatz umrahmten. Gegen die Schießstätten zu stand Bezirksrichter Dr. Wöll aus St. Leonhard in Passeier mit 200 Mann Passeirer-Schützen, welche aus ihrem entlegenen Thale herbeigeeilt waren, um Zeugen der außerordentlichen Ehrungen zu sein, die heute ihrem berühmten Landsmann erwiesen wurden. Hinter ihnen standen die Veteranen aus dem Jahre 1848 und andere ältere Krieger aus den letzten Feldzügen, während die beiden anderen Seiten des gegen die Auffahrtsseite freien Festplatzes von der Generalität und dem Officierscorps, sowie von Deputationen, geladenen Gästen und den Mitgliedern des Tiroler und des Vorarlberger Sängerbundes eingenommen wurden. In weiterem Rahmen wurden diese Gruppen von mehreren Heeres- und Landesschützen-Truppen, sowie landesüblichen Schützencompagnien eingeschlossen. Ein sehr hübsches und sinniges Bild boten die auf den nächsten Höhen aufgestellten Veteranen-Abtheilungen, welche der schönen Scenerie unwillkürlich einen etwas kriegsmäßigen Charakter verliehen. Rechts vom Denkmal standen mehrere der nächsten noch lebenden Anverwandten Hofers […]. Kurz vor 10 Uhr erschien seine Majestät, von den Erzherogen Karl Ludwig, Ludwig Victor und Josef Ferdinand begleitet […]“

In der Vorarlberger Landeszeitung vom 30. September 1893 erschien ebenfalls ein großer Artikel über die Festlichkeiten am Berg Isel, dem weitere Details zu entnehmen sind: „Zur Enthüllung des Andreas Hofer-Monuments war am Freitag auf dem Berg Isel eine so große Menge von Menschen versammelt, als es bei den beschränkten Raumverhältnissen überhaupt möglich ist. Zunächst auf der auf das Denkmal-Plateau führenden Freitreppe war für Seine Majestät ein Hofzelt errichtet, unmittelbar vor dem verhüllten Denkmal war ein provisorischer Altar aufgestellt. […] Am Denkmalplatze war rechts ein Raum für die Generalität, die Stabs- und Ober-Officiere und die Vertreter der Presse, dann für die Sänger-Vereine von Tirol und Vorarlberg, links der Platz für die offiziellen Civil-Persönlichkeiten und Würdenträger, für die Deptuationen des Landtages, der Städte, Gemeinen cc., dann für Geladene Gäste reservirt. Für die Damen waren rechts und links Tribünen errichtet.“

Oberst Hans Ritter von Urich, der Obmann des Denkmal-Komitees begrüßte den Kaiser und die Festgäste mit einer längeren Rede in der er von der Entstehungsgeschichte des Andreas Hofer Denkmals, das von Heinrich Natter angefertigt wurde, berichtete. Nach einer kurzen Ansprache gab der Kaiser vier Schützen das Zeichen zur Enthüllung des Denkmals. Während die Volkshymne erklang, stand Franz Joseph salutierend vor dem Monument. Danach folgte eine kirchliche Zeremonie. Dann verlas der Landeshauptmann Brandis eine auf die Gründung des Denkmals Bezug nehmende Urkunde und übergab das Monument der Obhut des Kaiserjägerregiments. Den Abschluss der Veranstaltung bildeten Darbietungen des Tiroler und Vorarlberger Sängerbundes.

Das 119,8 x 78 Zentimeter große Plakat wurde in Innsbruck in der Lithographie-Anstalt von Karl Redlich hergestellt. Ganz oben im Bild sind drei kleine Wappen zu sehen (Innsbruck, Wilten und ein schwer zuzuordnendes), die vom Tiroler Wappenadler in seinen Krallen gehalten werden. Darüber befindet sich ein Schriftband auf dem folgendes zu lesen ist: „Tiroler Adler lebe hoch – du wirst den Kranz behalten.“ Unter den Wappen gibt es eine Darstellung Innsbrucks gegen Westen. Die gesamte rechte Bildseite nimmt eine Darstellung von Andreas Hofer, der eine Fahne in der Hand hält und auf einem Podest steht, ein. Vor dem Podest liegen die Reichsinsignien (Österreichische Kaiserkrone, Reichsapfel, Zepter und Schwert). Links daneben ist der Landeshauptschießstand abgebildet, der am 28. September 1893 von Kaiser Franz Joseph eröffnet wurde. Der Textteil weist auf die Enthüllung des Andreas Hofer Denkmals und auf die Eröffnung des Landeshauptschießstandes hin. Darunter ist auf einem Schriftband folgender Spruch zu lesen: „Von gleichem Eisen sind ja noch die Jungen wie die Alten.“

(Stadtarchiv Innsbruck, Pt-74)

Dieser Beitrag hat 19 Kommentare
  1. Das Wappenschild links vom Innsbrucker Stadtwappen zeigt die heraldische Darstellung eines Mühlrads.
    Das Mühlrad könnte auch ein Symbol für Industrialisierung, Gewerbefleiß, Handwerk und Reichtum an Wasser sein.

  2. Sehr wahrscheinlich handelt es sich um das Wappen der damals noch selbständigen Gemeinde Mühlau, welches erstmals 1856 nachweisbar. Das Wappen von Mühlau mit Mühlrad ist demnach ein redendes bzw. sprechendes Wappen, in welchem der Ortsname rebusartig aufgegriffen wird.
    Eine Darstellung des Mühlauer Wappens findet sich für aufmerksame Passanten auch am Silo der Rauchmühle.

  3. Interessant sind auch die Zelte rechts und links des Bartholomäkirchls am Wiltener Wappen, deren Erklärung meines Wissens in der Luft hängt. Herrn Dr. Hyes Vermutung, es könnte das Römerlager andeuten, klingt wenigstens plausibel.

    Im übrigen – Verzeihung das ewige Regenwetter macht mich sekkiererisch – ist es für mich immer wieder befremdend, wie man einem Mann, dessen kämpferische Ausprägung seines bäuerlichen Weltbildes dem Land Tirol letztlich nur schweren Schaden verursacht hat, so ein Riesendenkmal widmet.

    Bis vor Kurzem war im Bergiselmuseum die interessante, wenn auch ein wenig kaiserjägerlastige Sonderausstellung zum Thema „Der Bergisel im Biedermeier“ rund um die Gestalt des Freiherrn von Rossbach zu sehen.

    1. Auch „sekkiererisch“ und gleich provokant: Andreas Hofer = Zelenskij (Bauer – Schauspieler) – aber wahrscheinlich passt beides nicht in in diesen Blog! Also lassen wir das besser, gell, Herr Hirsch!

      1. Ja, passt nicht, Herr Roilo. Aber wundern tu ich mich.

        Wichtiger wär mir – nicht an Sie gerichtet – gewesen, wenn es ein Echo zum Zeltlager im Wiltener Wappen gegeben hätte. Vielleicht kommst noch. Das gibt’s doch nicht, dass das nicht irgendwo gewußt wird.

    2. Herr Auer, Ich darf doch aus das Heftigste widersprechen. natürlich gab es die dekadente und korrumpierte Innsbrucker Bourgeoisie, die es sich gut mit den Besatzern eingerichtet hatte.
      dann war es wohl auch ein Fehler, sich 1915 gegen die Begehrlichkeiten Italiens zur Wehr zu setzen, ja manche hatten sich auch schon mit diesen arrangiert, oder zwischen 1938 und 1945 sich gegen die Besatzer aus dem Norden zu sammeln, „O5“ sei hier zu nennen. ja, auch hier hatten sich sehr sehr viele Tiroler mit dem System angefreundet. Innsbruck war schon weit vor dem März ’38 braun bis unter die Haut. bei gutem Wetter kann man heute noch das entfernte Hakenkreuz auf der Nordkette sehen.
      Nein, es gibt Situationen in denen sich ein aufrechter Mensch wehren muß. Die Einen rennen mit roten Fahnen durch die Straßen, die Anderen verteidigen, wenn nötig, mit der Waffe in der Hand.

      1. Herr Auer, Ich muß mich doch entschuldigen. Das oben Geschriebene war natürlich als Antwort auf Herrn Hirschs Statement gedacht.

      2. Ich hab schon dem Herrn Roilo versprochen , nicht zu politisieren. Daher keine weitere Antwort, die man sich ohnehin denken kann.

    3. Zum Wiltener Wappen mit den beiden Zelten links und rechts des Bartlmäkirchls in Wilten:Die einzige plausible Erklärung für die beiden Zelte (bei: „Hye – Innsbruck und seine Stadtteile in historischen Bildquellen“, Seite 198);
      „Dieses Wappen begegnet erstmals auf dem Abdruck eines Wiltener Gemeindesiegels auf einem heute im Innsbrucker Stadtarchiv verwahrten Dokument aus dem Jahr 1867.
      Zusätzlich zum Wappenschild zeigt dieser Siegelabdruck auf dem Schild auch einen bekrönten Stechhelm, auf dem als Helmzier ein auf einem Bein stehender Storch, eine Schlange im Schnabel, steht. Da bis dato keine diesbezügliche Wappenverleiungsurkunde bekannt geworden ist, darf angenommen werden, daß sich die Gemeinde Wilten s e l b s t um 1860 dieses WAppen zugelegt hat“
      Übrigens war ich auch einmal „Wappenmalerin“, und zwar als Sohn Bernhard im Kindergartenfasching als „Ritter“ ging, aber welche Embleme ich mit Plakatfarb draufgemalt habe… ich weiß es nimmer.
      Soll aber „mords Krawall“ gemacht haben…

  4. Ja, schon wieder ich!
    Aber der Bericht von Einweihung und Aufstellung des Andreas-Hofer-Denkmals läßt bei mir wieder die Erinnerung aufsteigen an den 6.Oktober 1961 morgens-
    – als im Radio die Sprengung des Andreas-Hofer-Denkmals gemeldet wurde –
    – und mein Bruder und ich natürlich sofort hinauf“stürmten“ auf den Bergisel….
    Ja, da lag er – auf dem Rücken – was mich an die Maikäfer in der Laurinallee 1942 erinnerte- und streckte den rechten Zeigefinger anklagend gegen den Himmel…
    …..und eine Gruppe von 7 oder 8 Polizisten, Seite an Seite, kam in tief gebückter Haltung, mit den Augen starr auf den Kies des Platzes gerichtet, von Osten langsam, Schritt für Schritt, näher….
    ….bis einer endlich etwas gefunden hatte, nämlich ein ganz dünnes rot weiß gezwirntes „Schnürl“, ein Fädchen eigentlich –
    und da sich alle aufrichteten, um dieses „Corpus-da-liegt-sie“ zu betrachten –
    – hat man plötzlich uns beide erblickt und davongejagt…. (!!!!!)
    Ja, die Trauer und das Entsetzen waren damals groß!
    Und als die Figur des Andreas Hofer endlich wieder mit dem am Denkmalsockel verblieben gewesenen Stiefel verbunden hatte, hieß es in St. Nikolaus:
    „…und aufn Bergisl kunnsch aa nimmer giahn – seit der Andreas Hofer Schweißfüaß hat…“

    1. Aber Frau Stepanek, Sie können doch nicht so einfach durch die Spurensicherung latschen … nicht auszudenken was die Polizei aufgeführt hätte, wen S i e das Fadele aufgeklaubt hätten!

      1. Die ?Polizei war dann eh so clever, den Stiegenaufgang zum Denkmalplatz oben zwischen den beiden „Pfeilern“ am Abschluß des Stufenaufganges mit einer („musealen“) Kordel zuzuhängen.
        Aber ob sie außer diesem Fadele auch noch im Kies einen verdächtigen „Tschick“ gefunden haben, entzieht sich aus diesem Grunde meiner Kenntnis.

  5. Die beiden Wappen von Mühlau und Wilten passen jedenfalls sehr gut zu diesem schönen Plakat. Der Landeshauptschießstand befand sich ja auf dem Gebiet der Gemeinde Mühlau und das Andreas-Hofer-Denkmal auf dem Gebiet der Gemeinde Wilten.

  6. Laut der Signatur links unten stammt der Entwurf für dieses Plakat interessanterweise vom bekannten Künstler Gotthard von An der Lan. Er lebte von 1872 bis 1934 und war anlässlich des Plakatentwurfs somit erst 21 Jahre alt.
    Es handelt sich um ein ausgesprochen seltenes Frühwerk aus dem Oeuvre des heimischen Künstlers.

    Zu Füßen des wackeren Andreas Hofer sieht man eine Darstellung der österreichischen Kaiserkrone bzw. Rudolfskrone samt Zepter, Schwert und Reichsapfel als Zeichen der Verbundenheit zum Allerhöchsten Kaiserhaus.

  7. Auch ich war einmal jünger als jetzt und hatte damals die größte (unschuldigste…) Freude, die Hofer Figur von schräg hinten anzusehen (Standpunkt ca 1430Uhr).

  8. Über das Plakat schreiben die Innsbrucker Nachrichten am 18. August 1893, dass es sich beim Wappen mit dem Mühlrad in der Tat um das Wappen der Gemeinde Mühlau handelt:
    „Das Placat zur feierlichen Eröffnung
    des k. k. Landes-Hauptschießstandes Innsbruck am
    28. September kann in Form und Umfang als
    Gegenstück zu jenem der Landesausstellung gelten.
    Der Tiroler Adler, die Wappen der Gemeinden
    Mühlau, Wilten und von Innsbruck, zwei Scheiben­-
    bilder, eine Ansicht der Landeshauptstadt gegen
    Süden mit dem Standbilde Andreas Hofers, der
    neue Schießstand und die Kaiser-Insignien bilden
    den figuralen Theil, dessen Entwurf von Herrn
    G. v. An der Lan herrührt, während für die Litho­-
    graphie A. Redlich die Ausführung besorgt hat.“

    Der Künstler Gotthard von An der Lan zu Hochbrunn machte später in der k.k. Armee Karriere und war als Major des Standschützenbataillon Innsbruck I tätig.

  9. Weil wir gerade am Bergisel „zugange“ sind:
    Wieso ist eigentlich noch niemandem aufgefallen, daß der gesamte Sprungturm der Architektin Zaha Hadid nichts Anderes ist als ein stärkst stilisierter Andreas Hofer?
    Panoramarestaurant = „Kopf und Hut“
    Turm = Körper
    und beim Startsignal „schießen“ sie den ausgestreckten, nach unten zeigenden „rechten Arm“ hinunter….

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