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Ein Pissoir…

Ein Pissoir…

… ist auch nichts anderes als ein elegantes Wort für einen Ort, wo Wasser abgeschlagen werden kann, oder auch der Kaiser zu Fuß hingeht oder ein Häusl oder einen Ort der Notdurft. Naja, davon spricht man ja eigentlich nicht. Aber es gibt Vieles, von dem man nicht sprechen darf, obwohl es Alle tun. Da kann sich jetzt jedeR seinen/ihren Teil denken. Zurück zum Pissoir.

Die Herzog-Otto-Straße mit der Station der Lokalbahn. Interessant ist, dass zwischen der Station und der Trafik ein öffentliches Pissoir zu sehen ist. Mitten in einer touristischen Ansichtskarte ist das ja nicht so häufig. Auf dieser Ansicht schaut es nicht so aus, als würde die Benützung kostenpflichtig gewesen sein.

Das führt uns auch zu der Frage, welche kostenfreien öffentlichen Bedürfnisanstalten es heute in Innsbruck gibt. Falls Sie nun an den Bozner Platz denken kann ich mitteilen, dass diese schon seit Jahren geschlossen ist. Am Bahnhof? Im Rathaus? Im Stadtturm?

Bis vor ca. zehn Jahren gab es übrigens ein Weiteres im Hofgarten. Es ist eines der wenigen Einrichtungen ihrer Art, die seit dem Jugendstil überlebt haben. Leider gibt es heute keine zielführende Nutzung mehr und so rostet es leise vor sich hin.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum, So-3-030)

Dieser Beitrag hat 12 Kommentare
  1. So dunkel kann ich mich noch erinnern, dass ein weiteres Pissoir über der Innbrücke drüben und eines im Englischen Garten war – oder?

  2. Die Einrichtung an der Station der Haller läßt Rückschlüsse auf Pünktlichkeit und Langsamkeit zu. Man konnte nicht warten, bis der Zug endlich da und in Hall (oder wo immer man aussteigen mußte) angelangt war. Wobei es in der Haller Endstation auch diese Einrichtung gab, allerdings in einem Vorbau und – wie es sich gehört – für D und H.

    In Innsbruck kenne ich diese Blechrondelle nur mit Standort 3er Endstation Wiltener Platzl und am Südende des Eisernen Stegs beim Hofgarten.

    Weitere Gratiserleichterungsstationen waren hinter dem Triumphkino und eben am Boznerplatz, in späteren Zeiten beide zugleich bekannter Sammelpunkt der Nebenläufigkeiten maskuliner Erotik.

    Eine kleine Zusatzgeschichte lieferte das Damenklo am Boznerplatz, Irgendein Scherzbold, der entweder ein geschmiedetes „D“ brauchte, oder es einfach umwerfen komisch fand, verwandelte das Damen durch wegbrechen des D in ein amen. Lustig, gell? Viele Jahre gingen dahin, dann wiederholte sich das Ganze mit dem „a“ und neben Herren stand nun men als Aufschrift zu lesen. Wieviel englischkundige Touristen wohl unfreiwillig für Unruhe gesorgt haben mögen? Als vor ein paar Jahren im Weißraum in der A.Hoferstraße eine kleine Austellung verschiedenster geretteter Aufschriften gezeigt wurde, tauchte das „men“ wieder auf. Man war um die eben erzählte Hintergrundgeschichte sehr dankbar, man hielt das Damen Fragment für ein Signalement eines internationales Pissoirs.

    Heutzutage haben Kaufhäuser, Baumärkte und öffentliche Gebäude den Dienst an der Dringlichkeit übernommen. Die Gastronomie hat (ich kanns verstehen) nicht so eine große Freude mit den Bedrängten. Aber wenn man freundlich fragt und ein Fuffzgerle da lasst, dann gehts auch. Wobei auch nix gegen eine Einkehr spricht. Höchstens, man muß schnell wohin. Nach Hall zum Beispiel.

    Was ganz anderes zum kolorierten Bild: Das weiß herausleuchtende Gebäude in Maria Hilf sieht aus wie ein Vorgriff auf die Bausünden späterer Jahre.

    1. „In Innsbruck kenne ich diese Blechrondelle nur mit Standort 3er Endstation Wiltener Platzl und am Südende des Eisernen Stegs beim Hofgarten.“ (Herr Hirsch 14.8.2021 14:44)
      Das am Südende des Innstegs (General E. Bethouart Steg) habe ich beim ersten Beitrag oben mit „im Englischen Garten“ gemeint

  3. … auch wenn es unter Umständen dem gehobenen Niveau dieser Seiter zuwiderläuft.
    Das Problem der zugänglichen kostenfreien (oder auch kostenpflichtigen) ‚Pissoirs‘ am Wochenende, insbesondere am Sonntag wäre einer historischen/aktuellen Betrachtung sicherlich zuträglich.
    Aus einer nichtösterreichischen Großstadt kommend, in der noch maximal 10 der alten ‚Rondelle‘ (wie auf der Ansichtskarte zu sehen sind) existieren und in Nutzung sind, könnte ich ein Lied davon singen.
    Das ‚Rondell‘ sieht aus wie bei ‚mir daheim‘. Gab es es einen europäischen Hersteller‘ dafür?

  4. Ich kann mich noch an das Blechhäusel nahe des Innsteges erinnern. Als Kind war es eine Mutprobe da kurz hinein zu gehen.
    Aber eigentlich will ich ganz etwas anderes los werden. Diese Einrichtungen gab es außschließlich für Männer. Achtung, geschmackloser Zynissmus: haben Frauen als Ausgleich zum kleineren Gehirn eine größere Blase? Es ist noch heute unverändert: Frauen (meistens) haben Anstand und Männer „notdürfteln“ ungeniert allerorts. ABER; heute ist es fast unmöglich und das unabhängig vom Geschlecht, sich ohne etwas zu konsumieren, zu erleichtern.

  5. Inzwischen kann man schon zwischen mehreren Apps wählen, die einem am Smartphone den Ort der Örtchen zeigen.

    Und eines nicht vergessen: In früheren Zeiten waren die Frauen ja zu Hause, wo sich das D & H Problem nicht stellte. Die Frage stellt sich umgekehrt: Welcher Teil der männlichen Bevölkerung trieb sich derart herum, daß weder Heim noch Arbeitsplatz eine Lösung darstellten? Alles Trinker, Kartentippler, Laufburschen, Briefträger?

  6. 1914 war dieses Pissoir sogar der Tatort eines Mordversuchs……
    Die Innsbrucker Nachrichten vom 27. April 1914 berichten:

    „Mordversuch im Pissoir. Zwei Arbeiter,
    Stefan Erlacher und Franz Schafranek, gerieten
    gestern in der Sonntagsstimmung in der Nähe
    der Innbrücke hier in Streit, weil Erlacher den
    Schafranek beschuldigte, er habe ihm im Schlafe
    3 Kronen gestohlen. Schafranek stellte dies ent- ­
    schieden in Abrede. Dieser begab sich dann in das
    Pissoir an der Innbrücke, ihm folgte Erlacher
    auf dem Fuße und im Innern des Objekts fuhr
    Erlacher dem Schafranek mit einem großen Reb-
    messer seitwärts an den Hals, zweifellos in der
    Absicht, ihm eine schwere Verletzung beizubringen;
    und das Instrument wäre hiezu auch sehr ge ­
    eignet gewesen. Schafranek fuhr mit der Hand
    an den Hals, um abzuwehren, und es gelang
    ihm dies auch insoferne, als die Wunde nicht am
    Halse entstand, sondern am Kinn und die ab- ­
    wehrende Hand hielt die Wucht des Stoßes
    einigermaßen auf. Schafranek ist auch an der
    Hand verletzt. Auf die Hilferufe Schafraneks
    eilten mehrere Gendarmen ins Pissoir, die an
    der Haltestelle der Lokalbahn Innsbruck – Hall
    standen und auf die Bahn warteten. Diese er- ­
    faßten den Täter und übergaben ihn dann der
    Polizei. Diese überstellte ihn dann dem Landes-
    gerichte. Erlacher gestand sofort seine Tat ein.“

  7. Das stinkende Ding beim Bethouart-Steg hab ich auch gekannt und mir vozustellen versucht, wie hoch der Druck sein müßte, dass ich da hineingehe …
    Ich kann noch mit der WC-Anlage im Rapoldipark aufwarten, wo von 9 bis 18 Uhr um 50 Cent Erleichterung angeboten wird.
    Seit vielen Jahren können die jew. Stadtregierungen offensichtlich gut damit leben, dass wohl zu 99 Prozent Frauen UND KINDER zahlen, während die Knaben jeden Alters genügend Stauden im Park finden …
    Das Gendern ist ja ungeheuer wichtig, aber vielleicht findet daneben doch einmal wer die Zeit, diese faktische, alltägliche Diskriminierung zu beenden …

  8. Ich kann mich noch an ein solches Rondell-WC zwischen der Viaduktunterführung Museumstraße und der Zufahrt zum Frachtenbahnhof erinnern. Da sind wir oft als Kinder hinein, um uns zu erleichtern. War wie eine Schnecke gewunden. War lustig, aber grauslig.

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