Ein nicht ganz ungefährliches Naturschauspiel …
… bot sich den Innsbruckerinnen und Innsbruckern im Frühling des Jahres 1909. Am Mittwoch, den 7., und am Donnerstag, den 8. April lösten sich an den Hängen der Nordkette insgesamt drei große Lawinen, die sich mit großem Lärm und Getöse den Weg ins Tal bahnten. Über die beiden ersten Lawinenabgänge berichtete der Allgemeine Tiroler Anzeiger:
Am Mittwoch mittags, zirka 1 Uhr, ging unter dem Brandjoch eine Schneelawine los und donnerte in die sogenannte „Lange Lehner“, ohne, wie man hört, größeren Schaden anzurichten. Gestern ging um dieselbe Zeit eine Lawine vom Hafele-Kar los und sauste mit donneränlichem Lärm in der Scharte neben der Arzler Alm in die Tiefe. Ob diese Lawine Schaden anrichtete, konnte noch nicht ermittelt werden, jedenfalls war sie, vermöge ihres längeren Weges, gefährlicher und daher auch die Gewalt größer als bei ersterer. Vor einigen Jahren ging an derselben Stelle eine Lawine los und begrub mehrere Schafe. Beide Lawinen konnten vom Hofgarten aus sehr gut beobachtet werden und wurde auch das Getöse, das sie verursachten, deutlich, ähnlich dem Rollen des Donners, vernommen.
ATA v. 9.4.1909
Nur knapp eine Stunde nach dem Lawinenabgang am Hafelekar „ging vom östlichen Teile des Sattelspitz-Grates eine Lawine in den sogenannten „Roßfall“ nieder. Von der Innbrücke betrachtet sah man eine große Schneestaubwolke aufwirbeln, auch hörte man eigentümliches Brausen und Krachenen. Die Lawine stürzte in einer Zeit von etwa 5 Minuten, wie ein ungeheurer Wasserfall aussehend, über den „Roßfall“ herab“, wie die Innsbrucker Nachrichten am 9. April meldeten.
Unser Titelfoto zeigt einen großen Lawinenkegel im Höttinger Graben und dürfte sehr wahrscheinlich bald nach dem 8. April 1909 entstanden sein.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, ohne Signatur)
Vom Rossfall las man hier schon mal:
https://innsbruck-erinnert.at/auf-dem-weg-zur-rossfall/
Der Name ist allerdings nicht exklusiv, sondern taucht in vielen Gegenden auf. Woher er stammt ist leicht zu erraten wenn man ihn wortwörtlich nimmt.
Heuer ist der Höttinger Graben noch gar nicht wegen Lawinengefahr gesperrt wie sonst meist im Winter.