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Ausweichlokal Am Pichlerparkplatz

Ausweichlokal am Pichlerparkplatz

Gottfried Newesely, auf diesem Blog schon oft gelobter Dokumentarist und Innenstadtrundgänger mit gutem Auge, zückte bei guten Lichtverhältnissen Mitte 1956 seine Kamera um zwei Ansichten dieses temporären Bau- und Geschäftsobjekts für die Ewigkeit auf Zelluloid zu sichern.

Franz Tollinger, Ökonom bei den Sillhöfen, Hausbesitzer dort und in der Pradler Straße, hatte zunächst etwa 1913 ein Milch- und Molkereiproduktengeschäft in der Anichstraße 17 eröffnet. Ab 1924 erscheinen dann stattdessen der Marktgraben 25 und 27 (manchmal gemeinsam, manchmal nur eine Adresse davon) in den Adressbüchern. Nach dem Krieg blieb die Firma hier in einem Dauerprovisorium in den Ruinen des schwer getroffenen Hauses, wie man auf dem oben verlinkten Bild und vielen Nachkriegsbildern sieht. 1956 wurde das der Stadt Innsbruck gehörende Objekt abgerissen und völlig neu aufgebaut. Ein Franz Tollinger (es gab Vater, Gutsbesitzer *1889 und Sohn, Diplomkaufmann, *1913) erhielt deshalb laut Amtsblatt Ende 1955 die Genehmigung, gefühlt mitten auf dem Gehsteig des Adolf-Pichler-Platzes ein Ausweichlokal zu errichten. Für die Dauer der Baustelle drüben auf dem nahen Marktgraben gab es hier nun Käse-Milch-Butter-Eier en gros und en detail sowie auch ein Trinkstüberl.

Nicht nur die pragmatische Erbauung der Geschäftsbaracke über die vorhandene Substanz, auch die Ausführung scheint nur auf Baustellendauer geplant worden zu sein. Schon 1958 liefen alle Gewerbe An- und Ummeldungen von Franz Tollinger wieder ausschließlich über den Marktgraben, wo es dieses Geschäft bis vor etwa 20 Jahren noch gab. Auch in der Markthalle war die Firma lang vertreten. Heute betreibt das Familienunternehmen mit Standort Sillhöfe mit erweitertem Sortiment (einen Gewerbeschein für Handel mit Waren aller Art hatte man stets auch gehalten) Gastrobedarf und Großhandel-Lieferdienste mit Spezialgebiet Hochgebirge sowie ein Geschäftslokal im DEZ.

Dieser Beitrag hat 10 Kommentare
  1. „Franz Tollinger – Hausbesitzer in der Pradlerstraße“? Herr Hofinger, bitte könnten Sie mir darüber mehr erzählen?

    1. Lieber Herr Roilo,
      beim Haus Pradlerstraße 30 scheinen in den Adressbüchern zuerst der Oekonom Franz Tollinger (1911-1918), dann ein Jakob Girardi aus Pergine (1921-1926) und dann Heinrich, Josefine und Ernst Müller (1927-1976) auf.

      1. Recht lieben Dank, Herr Hofinger, für die so rasche Beantwortung meiner Anfrage, das noch dazu an einem Sonntag! Mein Interesse war natürlich wegen der Pradlerstraße geweckt worden, wobei mein erster Gedanke der war, dass Sie etwa Pradlerstraße 9 mit Ihrer Anmerkung meinten. Dieses Haus, das Sailerhaus, steht ja auch in einer Beziehung zu Tollinger (siehe mein Eintrag vom 18.2.2022 in https://innsbruck-erinnert.at/ganz-an-den-rand-gedraengt/ ), wahrscheinlich ist auf dem Erbwege zumindest ein Teil davon zu den Tollinger gekommen.

        Dass nun ausgerechnet Pradlerstraße 30 sich einst im Besitz von Franz Tollinger (sen.?, war er auch Erbauer des Hauses??) befand, macht die ganze Sache für mich noch interessanter. Pradlerstraße 30, das südliche Eckhaus zur Gaswerkstraße, war für mich immer das „Müllerhaus“. Hier befand sich die Metzgerei des Heinrich Müller, die später auf seinen Sohn Ernst Müller überging. Aus unserer Sichtweise (Bäckerei Roilo, Pradlerstraße 15) war es der „obere Müllermetzger“ zum Unterschied vom „unteren“ des Hans Müller (dessen Vater und Vorbesitzer übrigens auch Heinrich hieß) auf Pradlerstraße 1 am Brückenplatzl.

        Die Schwester von Ernst Müller war meine Tante Elsa Roilo geb. Müller, die im letzten Jahr mit 107 Jahren und damit damals älteste Innsbruckerin verstorben ist.

        1. Aha, Herr Roilo, jetzt werden mir die Zusammenhänge klar, die ich mich aufgrund Ihrer Privatsphäre nicht zu fragen getraute:
          Dann ist der Rechtsanwalt Hans Roilo also Ihr Cousin, ein guter Freund von mir, den ich schon seit Jahrzehnten kenne (zuletzt – vor ein paar Jahren – wickelte er die Schenkung meiner Wohnung an meine Tochter ab). Auch an Ihre Tante, diesfalls also Hans´ Mutter, kann ich mich noch sehr gut erinnern, war ja sogar als älteste Innsbruckerin bei „Tirol heute“, rüstig bis zum Schluß, bewundernswert. Interessant, wie klein die (innsbrucker) Welt ist.
          Wohnten die Roilos eigentlich im selben Haus wie der Franz Hetzenauer und der Roland Egger ?

          1. Ja, Herr Fink – Sie liegen richtig: Der Rechtsanwalt (jetzt in Pension 😉 ) Dr. Hans Roilo ist mein Cousin! Auch Ihre Aussage bezüglich seiner Mutter bzw. meiner Tante, Frau Elsa Roilo, stimmt vollkommen. Sie führte zum Beispiel bis zu ihrem Ableben die Verwaltung des Hauses Gaswerkstraße 8, welches 1936 von ihrem Vater Heinrich Müller erbaut wurde und welches sie als Erbstück erhalten hatte, durch!

          2. Da Sie, Herr Fink, den Namen Franz Hetzenauer nennen (Roland Egger kenne ich nicht), dürfte es sich um das Haus Pradlerstraße 31 handeln – oder?
            Die Roilos wuchsen in der Pradlerstraße 15 – dem seinerzeitigen „Pradlerbäck“ auf.

          1. Danke, Herr Hofinger, für die Links zu diesen so interessanten Zeitungsartikeln über das seinerzeitige Baugeschehen in Innsbruck und speziell in „Außer-Pradl“ – da gibt es wieder Arbeit für mich!!
            „Außer-Pradl“ – ist dies ein neuer Begriff für das Gebiet außerhalb von Alt-Pradl 😉 ? Von uns aus war das alles „aufi! – z.B. Langstraße, Gumppstraße, Amraserstraße. „Außi“ war erst der Pradler Friedhof und Amras. Ab Schloss Ambras war dann alles wieder „aufi“.
            „Außi“ (neben Amras auch in den gesamten „Wilden Westen“ inklusive Klinik, „aufi“ (auch nach Wilten und Hötting, aber auch zum Bahnhof), „obi“ (Reichenau – Saggen), „ummi“ (Dreiheiligen, St. Nikolaus) und „eini“ (in die Stadt) waren unsere geographischen Bezeichnungen.

  2. Exakt, Herr Roilo. Es war das Haus Nr. 31 (ich erinnere mich noch genau an den Durchgang), dann haben also nur der Franz und der Roli im selben Haus gewohnt. Beide waren im Stadtmagistrat Arbeitskollegen von mir. Der Franz Hetzenauer hats ja karrieremäßig bis zum Magistratsdirektor geschafft, der Roland Egger war Jurist im Bauamt. Mit beiden verstand ich mich ausgezeichnet (sind des Öfteren auf ein Bier gegangen, manchmal auch auf mehrere), wußte, daß sie Pradler sind und brachte deshalb die beiden mit Pradler Straße – Roilo in Verbindung. Aber Sie brachten jetzt ja Licht ins Dunkel, danke. Ich hoffe, dem Hans gehts gut, vielleicht könnten Sie ihn schön grüßen, wenn Sie ihn mal sehen, danke.

    1. Ich werde das gerne weiterleiten, Herr Fink. Am besten, ich schicke ihm per WhatsApp den Link zu diesem Beitrag, vielleicht bringe ich ihn sogar dazu, dass er selbst auch einmal etwas zu „innsbruck-erinnert“ beiträgt!!

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