Ein klingender Name
Ferdinand Weyrer, Fabrikant, Bürgermeister und Gründer der Freiwilligen Feuerwehr Mühlau ist vermutlich den meisten von Ihnen ein Begriff. Geboren wurde er am 15. Mai 1842 als Sohn des Tuchscherers Johann Mathias Weyrer (1800-1874) und dessen Gattin Elisabet, Tochter eines Webermeisters, im Haus Innsbruck Nr. 269. Der junge Ferdinand muss ein Freigeist gewesen sein, denn er riss eines Tages von Zuhause aus, um nach Deutschland zu ziehen. In Nürnberg nahm ihn ein Bürger auf, „der dem jungen Burschen den Ausreißer ansah“ und diesen „vorsichtig u. schrittweise wieder auf den rechten Weg u. heim nach Tirol“ brachte. Mit 16 Jahren trat Ferdinand in die Schafwollfabrik seines Vaters ein, die er 1875 gemeinsam mit seinen beiden Brüdern übernehmen sollte. Bei den Arbeiterinnen und Arbeiterinnen genoss Ferdinand großes Ansehen, wie aus einem Bericht über sein Betriebsjubiläum 1888 hervorgeht.
Am 18. Oktober 1869 heiratete Ferdinand in Graz die 20-jährige Wienerin Karolina Aloisa (genannt Lotte) Hauser. Das Paar hatte zwei Töchter und einen Sohn, der jedoch „im zarten Alter von 1/2 1 Jahren zu seinen Engeln“ abberufen wurde, wie es in der Todesanzeige heißt. Tochter Josefine (1873-1961) vermählte sich 1897 mit dem Arzt Dr. Alois Witsch. Nach dessen frühen Tod heiratete sie am 5. November 1904 in Innsbruck den k. u. k. Oberleutnant Hermann Bouthillier. Ihre jüngere Schwester Leopoldine (1874-1959) ehelichte 1894 mit Karl Friedrich Ontl ebenfalls einen Berufsoffizier.
Neben dem Familienleben, der Fabrik und der Mühlauer Gemeindepolitik galt Ferdinands Interesse vor allem dem Feuerwehrwesen. War schon sein Vater Johann Mathias Gründungsmitglied der Innsbrucker Feuerwehr gewesen, so erwarb sich Ferdinand um die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr Mühlau große Verdienste. Mit 1. Jänner 1875 wurde er im Rahmen der konsituierenden Generalsversammlung zum ersten Oberkommandanten gewählt. In dieser Eigenschaft nahm er auch im August 1877 am X. Deutschen Feuerwehrtag in Stuttgart teil. Als Feuerwehr-Kommandant genoss Ferdinand Weyrer großes Ansehen, wie ein Zeitungsbericht über die Jahreshauptversammlung 1879 zeigt. Da heißt es u.a.: „Besondere Freude, ja Jubel erregte die Neuwahl des allverehrten Oberkommandanten Herrn Ferdinand Weyrer, Fabrikant, und sein Erklären die Stelle wieder bekleiden zu wollen. […] Die kräftigen Händedrücke und warmen Worte der Mitglieder bewiesen die Liebe und Achtung seiner Untergebenen“, so die Innsbrucker Nachrichten am 3. Jänner 1879. Bis zu seinem frühen Tod am 25. September 1892 stand Ferdinand Weyrer an der Spitze der Mühlauer Wehr.
Dass wir Ihnen heute Ferdinand Weyrers Biographie vorstellen können, verdanken wir Frau P.M. (Nelly) den Boer-Bouthillier, die dem Stadtarchiv/Stadtmuseum vor kurzer Zeit im Namen ihres Ehemanns Christoph Bouthillier das umfangreiche und stadtgeschichtlich bedeutende „Familienarchiv Weyrer-Bouthillier (Christoph Bouthillier)“ geschenkt hat. Wir werden Ihnen in loser Folge auch auf „Innsbruck erinnert“ einige Schätze aus diesem neuen Bestand vorstellen.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Familienarchiv Weyrer-Bouthillier (Christoph Bouthillier)
Ein wunderbarer Beitrag über einen bedeutenden Innsbrucker! Sehr interessant ist auch die lithografierte Werbekarte mit einer seltenen Detailansicht der Museumstraße.
Bei der Beerdigung von Ferdinand Weyrer nahmen 7 Feuerwehren in voller Zahl teil, nämlich die Feuerwehren von Innsbruck, Wilten, Hötting, Hall, Rum, Thaur und Mühlau. Ein aufschlussreicher Nachruf findet sich in der Österreichischen Verbands-Feuerwehr-Zeitung vom 5. November 1892:
https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ovf&datum=18921105&query=%22ferdinand+weyrer%22&ref=anno-search&seite=4