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Ein Bayer Bei Der Berufsfeuerwehr

Ein Bayer bei der Berufsfeuerwehr

Im Alter von 26 Jahren trat der gebürtige Bayer und gelernte Kaminkehrer Franz Xaver Held (1883-1944) am 18. Mai 1909 in Innsbruck in die „städtischen Feuerwache“ (vulgo Berufsfeuerwehr) ein. Wie und warum ihn sein Weg von Straubing aus gerade in die Tiroler Landeshauptstadt und dort schnurstracks zur Feuerwehr geführt hat, ist unklar. Jedenfalls hat er sich schnell in den Dienst eingelebt, denn bereits mit 1. Jänner 1910 erfolgte seine Bestellung zum Wachekommandant-Stv. Der mit dieser Funktion verbundene Tageslohn betrug 3,60 Kronen (umgerechnet etwa rund 24 Euro).

Im August 1914 musste Held infolge der allgemeinen Mobilmachung zur bayrischen Armee einrücken, in deren Reihen er bis zum Kriegsende im November 1918 dienen sollte. Erst am 5. Jänner 1919 nahm er wieder seinen Dienst als Wachkommandant-Stv. bei der Innsbrucker Berufsfeuerwehr auf. Als im Herbst 1920 der bisherige Kommandant, Julius (von) Miller (1865-1939), sein Amt aus gesundheitlichen Gründen zurücklegen musste, wurde Xaver Held zu seinem Nachfolger bestellt. Über 20 Jahre sollte er an der Spitze der Innsbrucker Berufsfeuerwehr stehen.

Die Mannschaft der Berufsfeuerwehr mit ihrem ersten Feuerwehrauto, aufgenommen vor der Hauptfeuerwache im Rathaus; links im Bild: Wachkommandant Franz Xaver Held.

Er setzte sich für eine angemessene Entlohung ein und forcierte gemeinsam mit seinen Stellvertreter Ferdinand Ceschi und Franz Mair die Pragmatisierung von Offizieren und Mannschaft. Als „guter, praktischer und Exerzier-Meister“ erhöhte er über die Jahre kontinuierlich die Schlagkraft der Berufsfeuerwehr, wie nachstehender Bericht über den Brand der Tyrolia-Druckerei (1932) exemplarisch illustriert:

Inzwischen war auch schon die Berufsfeuerwehr mit ihrem Kommandanten Xaver Held erschie­nen. Um 19.57 wurde sie angerufen und eine Minute später war sie schon zur Stelle. Die beiden Feuerwehr­leute Franz Mayer und Anton Thurner bestiegen das Dach des Druckereigebäudes und schlugen dort ein Loch, um von oben her zum Brand zu gelangen, der im Dachboden oder in den dort eingebauten Garderoberaum der Arbeiter wütete.
Bald nachher rückten die 1. und die 6. Kompagnie der freiwilligen Feuerwehr mit ihren Kom­mandanten Julius Pitscheider und Anton Gaim an. Von allen Seiten versuchte man dem Brandherde näherzurücken. […] Auch von den übrigen Kompag­nien waren zahlreiche Wehrmännner erschienen. […]
25 Minuten nach Erscheinen der Feuerwehr war man soweit beruhigt, weil keine weitere Gefahr für die übrigen Objekte bestand, um so mehr, als vollkom­mene Windstille herrschte und Wasser genügend zur Verfügung stand.

Tiroler Anzeiger, 6.2.1932, S. 1
Die Tyrolia-Druckerei nach dem Brand vom 6. Feber 1932. StAI, Ph-A-24630.

Für seine Verdienste um das Feuerwehrwesen wurde Held mehrfach ausgezeichnet. So erhielt er etwa das Feuerwehr-Ehrenzeichen des Österreichischen Feuerwehrverbandes II. Klasse.

Der „Anschluss“ im März 1938 bedeutete auch für das Feuerwehrwesen eine tiefe Zäsur. Zwar vollzog sich die Gleichschaltung der Feuerwehren im Ungeist des NS-Regimes weitgehend reibungslos. Aber die neuen Machthaber kannten weder die Institution einer Berufsfeuerwehr, noch als Vereine organisierte Freiwillige Feuerwehren. Daher wurde alsbald die FF Innsbruck – gemeinsam mit den Feuerwehreinheiten der eingemeindeten Dörfer – als Freiwillige Feuerwehr der Gauhauptstadt Innsbruck reorganisiert. Ihr Vermögen, ihre Fahrzeuge und ihre Gerätschaften gingen in den Besitz der Stadt Innsbruck über.

Die Zukunft der Berufsfeuerwehr war mit einem großen Fragezeichen versehen. Sie konnte in die Freiwillige Feuerwehr (aus der sie 1897 entstanden war) oder in sogenannte Feuerschutzpoliz überführt werden. Da man seitens der Stadtverwaltung der Meinung war, dass es „den durchaus besser ausgebildeten Berufsfeuerwehrmännern und dem Wachkommandanten nicht zugemutet werden konnte, sich den Führern der Freiwilligen Feuerwehr zu unterstellen“, forcierte man gemeinsam mit dem „Bezirksfeuerwehrführer“ DI Viktor Freiherr von Graff jun. (1895-1980) die Errichtung einer Feuerschutzpolizei in Innsbruck. Dieser sollte wiederum die Freiwillige Feuerwehr der Gauhauptstadt Innsbruck unterstellt werden.

Wie Xaver Held über diese fundamentalen Zäsuren dachte, ist nicht bekannt. Er blieb aber weiterhin Kommandant der Berufsfeuerwehr und wurde mit 1. Jänner 1940 zum städtischen Oberbrandmeister ernannt. Mit der Überführung der Berufsfeuerwehr in die Feuerschutzpolizei im Jahr 1942 verlor er jedoch seinen Posten, da „dem verdienten Wachkommandant Held nicht zugetraut werden kann, Herr über die Führer der Freiwilligen Feuerwehr zu sein.“ Stattdessen wurde der aus dem Elsass stammende Hauptmann Luzian Stoltz (1904-?), der seit Mai 1941 der NSDAP und der SS angehörte, zum Kommandanten der Feuerschutzpolizei Innsbruck ernannt.

Xaver Held wurde 1942 mit dem Rang eines „Bezirksoberleutnant“ in die Feuerschutzpolizei übernommen. Zwei Jahre später, am 12. November 1944, starb er im Alter von 61 Jahren in Innsbruck. Sowohl sein Sohn, als auch sein Enkel traten in seine Fußstapfen und wurden Offiziere bei der Innsbrucker Berufsfeuerwehr.

(StAI, Archiv der Feuerwehr Innsbruck, Fotoarchiv der BFI)

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