DSDSD in Innsbruck
Den Trash-TV-Expertinnen und -Experten wird der „falsche“ Buchstabe sofort ins Auge gestochen haben. Aber damit hat es schon seine Richtigkeit, schließlich geht es heute nicht um „Deutschland sucht den Super-Star“ sondern um „Die Straße der Sudeten-Deutschen“.
Angesichts der Instrumentalisierung deutschsprachiger Bevölkerungsgruppen für die nationalsozialistische Expansionspolitik denkt man bei diesem Namen womöglich schnell an die Zeit von 1938 bis 1945. Tatsächlich erfolgte die Umbenennung der Sillgasse auf diesen etwas sperrigen Namen bereits am 6. Dezember 1930. Im Gegensatz zu anderen derartigen Gedenkprojekten, etwa den Südtiroler-Straßen in Bahnhofsnähe oder der Trientiner Brücke fehlen 1930 patriotische Ausführungen oder detaillierte Diskussionen. Im Gemeinderatsprotokoll vom 6. März heißt es lapidar: „Die Sillgasse wird dem Gedenken an die Sudetendeutschen gewidmet, die endgiltige Namensfestsetzung bleibt dem Stadtrate vorbehalten.“
Fast exakt 9 Monate später, am 4. Dezember 1930 fand an der Ecke Museumstraße Sillgasse die Nennungsfeier „im Rahmen einer nationalen öffentlichen Feier“ statt. Den Einladungen der lokalen Ortsgruppen des „Vereins der Deutschen aus Böhmen“ und des „Vereins der Deutschen aus Mähren und Schlesien“ folgten Mitglieder aus verschiedenen Teilen Tirols. Nachdem der „Deutsche Männergesangverein“ die Feier stimmungsvoll eröffnet hatten, folgten die Reden des Innsbrucker Vizebürgermeisters Walter Pembaur und des Obmanns des Sudetendeutschen Heimatbundes, Josef Swienty:
Einen Aufreger gab es auch: „Während Doktor Pembaur sprach, versuchten einige jugendliche Elemente, anscheinend Nationalsozialisten, durch lärmende Zurufe zu stören, zogen aber dann wieder ab“, vermeldete der Tiroler Anzeiger. Das Salzburger Volksblatt schloss seinen wohlwollenden Bericht mit einer Frage: „Und Salzburg?“ Nun, Salzburg ließ sich mehr Zeit und folgte, ebenso wie kurz davor Linz, im Juni 1938.
Aus naheliegenden Gründen verschwanden all diese Straßennamen nach 1945 sukzessive wieder. Dass sich der doch etwas sperrige Name davor gänzlich durchsetzte ist ohnehin schwer zu glauben. In unseren digitalen Bildbeständen findet sich übrigens keine einzige Aufnahme, auf dem die Straßentafel zu sehen oder der Name auf der Bildseite abgedruckt ist.
Ein Unternehmen sorgte dennoch dafür, dass der Name – zumindest dem Klientel der Ansichtskartensammler – in dauerhaftem Gedächtnis bleiben wird. Der in der Sillgasse 21 befindliche Tiroler Kunstverlag (TKV) / Chizzali, der stets seine Anschrift auf die Adressseite druckte. Ab 1930 eben „Straße der Sudetendeutschen“. Das Titelbild, das das Haus des Firmensitzes zeigt, passt natürlich zeitlich nicht wirklich zu dieser Geschichte. Damit sei auf eine weitere Leerstelle hingewiesen…
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-10690)
In Hollabrunn gibt es heute noch immer eine Straße der Sudetendeutschen.
Was kümmern uns heite die Sudetendeutschen. Das Bild ist auch schon fast ein halbes Jahrhundert alt.
Im Hintergrund geht der Bau der Tiroler Gebietskrankenkasse (1973-1976) in die Endphase, das Foto dürfte also vom Winter 1975/76 stammen. An das Raumstudio Busse kann ich mich noch recht gut erinnern. Die Bank war die in Fusionen aufgegangene HAGE Bank (Handels- und Gewerbe), hier mit Volksbank Logo, als Teil der Volksbank übersiedelte sie in den Neubau, dem die Shell und die Scheuchenstuhldtiftung zum Opfer fiel.
Die AUtos wurden natürlich so gepart, wie man es brauchte. Der Kadetfahrer war sicher in der Nähe, auf Hupsignale lauschend, wenn eines der eingesperrten Autos wegfahren wollte. Ja mei, damals ging das. Wer sich drüber aufregte, den ging das meistens garnix an. Der vordere Wagen dürfte den meisten unbekannt sein: Ein Renault R 16.
In der Granatspitzgruppe im schönen Osttirol gibt es sogar eine Sudetendeutsche Hütte.