Digitales Innsbruck, I.
Wir schreiben das Jahr 1974 in einem Büro in Innsbruck. Genauer gesagt befinden wir uns am Klara-Pölt-Weg bei der Gebietskrankenkasse. Auf unserem heutigen Titelbild sehen wir einige Menschen eng gedrängt vor einer Maschine, die für unsere heutigen Augen etwas anachronistisch wirkt. Wir haben einen großen „Kasten“ vor uns, der in der Mitte aufgeklappt werden kann, aus dem sich ein bedruckter Endlospapierstreifen seinen Weg bahnt. Die Blicke der Personen im Bild scheinen aber alle konzentriert auf das unförmige Objekt im Mittelpunkt gerichtet, denn es ist mit Sicherheit eine kleine Sensation. Vor sich haben die Personen die neue Computeranlage UNIVAC 9400 der Tiroler Gebietskrankenkasse. Die Anlage der Marke UNIVAC (Universal Automatic Calculator) stammt von der Firma Sperry Rand aus den USA, welche schon seit den 1950er Jahren Computeranlagen und Rechenzentren herstellte.
Die Arbeit war in den meisten Büros in den 1970er Jahren noch dominiert von Briefpapier, Schreibmaschinen und Notizzettel. Doch diese ersten Computeranlagen wie die im Bild läuteten für die Arbeitsweise eine Zeitenwende ein. In den kommenden Jahren setzte sich die digitale Technik weithin durch. Der Computer wurde zu einem zentralen Arbeitsgerät und ist es bis heute geblieben. Im Archiv schlägt sich diese Änderung natürlich auch nieder. Digitale Daten oder Akten werden immer mehr und analoge Akten und Ordner immer weniger – eine Entwicklung, die für die Archive viele Vorteile aber auch einige schwerwiegende Nachteile mit sich bringt.
(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-8474, Ph-8475)
In einem privaten Technikmuseum bei Frankfurt existiert interessanterweise einer der letzten noch funktionstüchtigen UNIVAC 9400 Großrechner:
https://www.technikum29.de/de/rechnertechnik/univac9400.php
Derartige Großrechner waren zur damaligen Zeit enorm teuer. Laut den historischen Preislisten hatte der UNIVAC 9400 um das Jahr 1970 einen Gegenwert von 470 VW-Käfern:
https://www.technikum29.de/de/geraete/univac9400/kosten.php
Die Blicke der Personen sind eher auf den Schnelldrucker gerichtet, Platten- und Magnebandeinheiten dürften sich auf der Rückseite hinter den gelochten Schrankwänden befunden haben.
Der Beginn des digitalen Zeitalters in Innsbruck beginnt aber eigentlich bereits 11 Jahre früher im November 1963 mit der Zuse Z3 im Kellergeschoß der Universität Innsbruck. Und nur wenig später standen bereits IBM-Geräte im Landhaus, der Baudirektion (eine IBM 1130), Tiwag und IKB (dort ab September 1965 eine IBM 5020).