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Die Straßen Von Innsbruck – Die Blücherstraße

Die Straßen von Innsbruck – die Blücherstraße

Nachdem wir uns bei dieser Serie nun einige Zeit in Wilten herumgetrieben haben, machen wir heute einen Sprung nach St. Nikolaus, genauer gesagt in die Blücherstraße. Ihr Namensgeber ist kein anderer als der preußische General Gebhard von Blücher, dem auch viele Straßen in deutschen Städten ihren Namen verdanken. Im Zuge des glühenden Nationalismus des 19. Jahrhunderts wurde aus „Marschall Vorwärts“ eine beinahe religiöse Figur der deutschen Geschichte.

Blücher wurde 1742 in Rostock, damals Teil des Herzogtums Mecklenburg-Schwerin, geboren. Er begann seine militärische Karriere in schwedischen Diensten, als er 1758, während des Siebenjährigen Krieges, zusammen mit seinem Bruder in ein Husarenregiment Adolf Friedrichs (1710–1771) eintrat. Seine Laufbahn schien ein rasches Ende zu nehmen, denn 1760 geriet er bei einem Gefecht in preußische Kriegsgefangenschaft. Ein Verwandter, der in der preußischen Armee diente, überzeugte ihn jedoch, fortan unter dem Banner Friedrichs des Großen (1712–1786) kämpfen. Er zeichnete sich mehrmals durch Tapferkeit aus und stieg unter der Ägide seines Verwandten, Wilhelm von Belling, stieg rasch die Ränge empor. Sein Glück wendete sich jedoch als er während eines Feldzuges in Polen 1770 einen neuen Vorgesetzten bekam, den General von Lossow. Die beiden Männer konnten sich nicht ausstehen, so sehr, dass als Lossow über einen Unterhändler Blüchers Pferd erwerben wollte, dieser vor dem Handel zurücktrat als er erfuhr, an wen er das Pferd eigentlich verkaufte.

Blücher schüchterte während des Feldzuges einen polnischen Priester ein, den er verdächtigte, in den Partisanenkampf gegen die Preußen verwickelt zu sein, indem er eine Schein-Hinrichtung inszenieren ließ. Zusammen mit dem vorherigen Vorfall bewog dies Lossow, Blücher bei der nächsten Beförderung zu übergehen. Blücher war so erbost darüber, dass er direkt an den König schrieb, um seinen Abschied zu verlangen – vielleicht in der Hoffnung, so doch seine Beförderung zu bekommen. Lossow berichtete daraufhin Friedrich II. über den Vorfall mit dem Priester, woraufhin sich der König entschied, das Rücktrittsgesuch des aufbrausenden Offiziers mit den Worten „Der Rittmeister Blücher kann sich zum Teufel scheren“ anzunehmen. Obwohl Blücher seinen Austritt aus dem Militär bald bereute, wurde ihm solange der Alte Fritz regierte, die Wiederaufnahme in den Dienst verwehrt. Obwohl er mit einigem Erfolg seine Landgüter verwaltete, wandte sich Blücher in seinem unfreiwilligen Ruhestand dem Alkohol und dem Glückspiel zu, welches ihn bald alles Geld kostete, das ihm seine energische Verwaltung eingebracht hatte. Als Friedrich Wilhelm II. (1744–1797) den Thron bestieg, wurde Blücher jedoch mit allen Ehren als Major wieder in den Militärdienst aufgenommen. Er nahm an der preußischen Intervention in den Niederlanden teil und wurde mit dem Orden Pour le Mérite ausgezeichnet und zum Oberst befördert.

Zu großem Ruhm gelangte er jedoch erst während der Revolutionskriege. 1801 wurde er zum Generalleutnant befördert. Nach der desaströsen Niederlage von Jena und Auerstedt rettete er einige Kanonen und zog mit einem Teil der übriggebliebenen Armee Richtung Lübeck, um die französischen Truppen auf sich zu ziehen und der restlichen Armee den Rückzug zu ermöglichen. Nach der Niederlage Preußens und dem erzwungenen Bündnis mit Napoleon forderte er den neuerlichen Krieg gegen Frankreich, weshalb er vom Hof verbannt wurde. Als Preußen 1813 zusammen mit Russland und Österreich den Krieg gegen Napoleon erneut aufnahm, wurde Blücher wieder zurückgeholt. Er übernahm das Kommando über die Schlesische Armee, und schlug den französischen Marschall MacDonald an der Katzbach. Für seine Rolle in der Völkerschlacht bei Leipzig einen Monat später wurde er zum Generalfeldmarschall befördert. Seinem Temperament entsprechend drängte Blücher nach der Schlacht darauf, dem besiegten Feind rasch nachzusetzen und auf Paris zu marschieren, was trotz einiger Rückschläge auch gelang. Nach der Rückkehr Napoleons von Elba marschierte Blücher erneut gegen den französischen Kaiser. Obwohl er bei Ligny geschlagen wurde, gelang es ihm, seine Verfolger hinzuhalten und rechtzeitig bei Waterloo zu erscheinen, um die Schlacht zu entscheiden.

Schlacht an der Katzbach, 26. August 1813; Postkarte ca. 1910, Signatur sommer 10_385

Blücher überquert mit seinen Truppen den Rhein bei Kaub in der Neujahrsnacht 1813/1814; Signatur sommer 10_388

Blücher und Arthur Wellesley, der Duke of Wellington, nach der Schlacht von Waterloo, 18. Juni 1815; Signatur sommer 10_412

(Titelbild Signatur Ph-28170)

Dieser Beitrag hat 21 Kommentare
    1. Und haben da nit a die Kathreins gwohnt (auf 10) ? Der Herbert war a Schualkolleg von mir im Akademischen Gymnasium, der Vater war Landesamtsdirektor und der Bruder, der Hermann, war Arzt, hats bis zum Primat gschafft. A weiterer Bruder, der Albert, a guter Freund und Arbeitskollege, is leider schon (viel zu früh) verstorben. Sie wissen da sicher mehr, Herr Hirsch.

      1. Da muß ich Sie leider enttäuschen. Dass der damalige Bürgermeister in der Blücherstraße gewohnt hat, erfuhr ich von einem Studenten, der einer Lugger Sissi angeblich Mathesnachhilfe erteilt hat. Die Hausnummer weiß ich erst seit heute, als ich zur Sicherheit – man kann auf dieser Webseite ja so gemein hereinfallen – noch im Adressbuch nachgeschaut habe. Und anschließend auf street view das Haus.

      2. Der Arzt Hermann Kathrein wird wohl eine große Freude damit haben, wenn er sogar ein Primat wurde.
        Familie Kathrein ist übrigens eine angesehene Galtürer Familie.

        1. Nehme schon an, dass dies bei Herrn Fink ein reiner Tippfehler war, meinen’s nicht auch, Herr Heis? So etwas soll vorkommen und wird hier meist dezent übergangen!

          1. Ja, natürlich. Aber eine solches Wortspiel kann man nicht erfinden. Das ist so wunderbar. Ich habe selten so viel Spaß (eigentlich Tränen gelacht) beim Lesen eines Kommentars gehabt. Ich habe den Kommentar auch nicht als Rüge verstanden, sondern als Hinweis auf ein herrliches Stück „Zufallspoesie“ (wenn es so was gibt) verstanden. Ich denke, es ist schön, wenn wir gemeinsam einmal herzlich lachen können.
            Beste Grüße,
            Lukas Morscher

          2. Na naaa, so wie i in Hermann kenn, is mir der nit gram wegen meines kleinen Scherzchens. War ja selber a wilder Hund, damals in die Sixties in der MK (man denke nur an seine hervorragende Band „The Rags“). Mi tat eben nur interessieren, wo die Katls und auch andere Schulfreunde jetzt umgiahn. Alle verschwunden (so wie die Fachkräfte nach Corona) – über Nacht sozusagen nix mehr umma…

          3. Eh klar, hab’s natürlich auch als Tippfehler verstanden, zum das „r“ und das „t“ auf der Tastatur direkt nebeneinander liegen. Finde es lustig, welch komische Sinnentfremdung aus einem Tippfehler entstehen kann …
            Also: nix für ungut !

          4. Und nit zu vergessen: wir waren/sind ja Freunde (wenn auch lange nicht mehr gesehen), da kann ma sich schon einmal so ein akademisches „Versprecherle“ erlauben…

  1. Aha, schade, habe die Katls total aus den Augen verloren, glaub, die Irmgard arbeitet noch auf der Uni, aber i glaub mit Blücherstrasse 10 lieg i richtig.

  2. Dass der Lugger dort wohnte war mir bekannt, die Häuser dort nannte man auch Offiziershäuser, zumindest sind sie mir so in Erinnerung. Die beiden kurzen Zufahrten, die von der Innstraße in die Blücherstraß führen, haben mit Troger- und Magtstraße nochmal Extra Namen, was ich stets für übertrieben hielt. Auch den „30er“ in der Innstraße verdanken wir „denen dort“, so zumindest war meine damalige Wahrnehmung ( verwende ich seit man diesen treffende Ausdruck von den Untersuchungsausschüssen kennt).

  3. Ja, die Adresse Blücherstraße 10 stimmt natürlich. Rudolf und Elisabeth (geb. Lorenz) Kathrein hatten fünf Buben und zwei Mädchen; Primar Hermann ist der Älteste, die jüngste Tochter wurde 1965 auf den Namen der Mutter getauft. Beide Eltern stammten aus Galtür – die „Kathreins“ eigentlich aus Tobadill – der Vater von Rudolf war als Lehrer ins Panaun gekommen. Rudolfs Schwester Anna war (meine) Volksschullehrerin. Ihre beeindruckende Geschichte „Die Lahn“ vom Lawinenunglück 1919 in Galtür hat es seinerzeit ins Volksschul-Lesebuch „Junge Saat“ geschafft.

    1. Höchst interessant, danke für die Info, Herr Kathrein ! Also, wie schon erwähnt, von den Katl-Buben habe ich nur drei gekannt: der Herbert war im Akademischen Gymnasium in meiner Klasse, der Hermann war glaub ich zwei Klassen über mir und der Albert – eben leider viel zu früh verstorben – war ein Arbeitskollege bei der Stadt Innsbruck. Mit dem Herbert und dem Albert habe ich so manches Bier getrunken (meistens warens meeehhhrere…). Und mit dem Herbert und dem Hermann hatte ich eine tolle Zeit in der MK (den Albert habe ich im Zusammenhang MK nicht in Erinnerung). Der Hermann spielte bei einer supertollen Band – „The Rags“. Ich habs heut noch im Ohr, als wenns gestern gewesen wäre: „I can´t no longer stand and wonder, cause I´m driven by this hunger…“ („Song of a baker“ von den Small Faces – ein Pflichttitel bei jedem Auftritt – letztmalig gespielt beim 1. MK (fast könnte man schon sagen Veteranen-) Festl im Jahre…ähm…Mensch…das Alter fordert seinen Tribut, glaube, so Ende der 90er Anfang 2000er (?) im Stadtsaal in Innsbruck, wo sogar Pater Kripp und seine Schwester, die „Frau Doktor“ – ich weiß bis heute ihren Namen nicht, jeder kannte sie aber unter dieser Bezeichnung – anwesend waren. Das war eine so tolle Frau, eine Seele von Mensch und ein Gedächtinis hatte die – die konnte sich nach all den langen Jahren genau an mich erinnern, war ja lange „Journalinger“ und unser Büro war neben dem ihren – sie ist leider auch vor kurzem verstorben). Insgesamt waren die Katls (jedenfalls diese drei, die zwei anderen kannte ich nicht) einmalige Typen – der Hermann, eher der Gesetztere, der Herbert, eher der „Scheißminix“ und der Albert, eher der Revoluzzer (kann mich noch gut an die Angelobung als Beamter durch Bürgermeister Lugger erinnern. Ein Riesen-Tam Tam im Stadtsaal, seeehr festlich, alle im Anzug mit adrettem Haarschnit…und dann kommt der Katl Albert, die Haare wuschelig wie Jimi Hendrix und schulterlang, bekleidet mit T-Shirt, Jean und einer absolut ausgebleichten, verwaschenen Jeansjacke…ja das war halt der Albert, ein superfeiner Kerl, Konventionen haben für den nicht gegolten. Mit Wehmut denke ich noch oft an die Zeit mit den Katls zurück…
      Sollten Sie ein Verwandter sein (die Rücksichtnahme auf Ihre Privatsphäre gebietet mir, nicht näher nachzufragen), grüßen Sie mir doch bitte recht herzlich den Hermann und den Herbert, danke.

  4. Und als „Jüngling“ in der Runde ergänze ich noch meinen lieben Freund Rudolf Kathrein, heute ein angesehener Anwalt und seine jüngere Schwester „Lisi“ Elisabeth. Beide liebe Freunde aus MK-Zeiten, der Schule und auch ganz privat. Ganz aus den Augen verloren, freuen wir uns, falls wir uns mal zufällig auf der Straße begegnen. Vivat den Katls, alle älteren Geschwister und die unheimlich liebe Mutter habe ich auch kennen lernen dürfen. Gruß vom Ritze!

  5. Lieber Herr Fink! Nein, mit den „Kathreins“ aus der Blücherstraße bin ich nicht nachvollziehbar verwandt. Meine Vorfahren kamen im 17. Jh. von Spiss zuerst nach Ischgl und dann im 18. Jh. als Dorfrichter von dort nach Galtür. Der Vater von Rudolf Kathrein stammte hingegen aus Tobadill-Giggl und war Lehrer in Galtür. Im Dorf hat man den „Lehrers Rudl“ natürlich gekannt, und mit ihm seine Kinder, zumal diese in den Ferien oft bei ihrer „Nona“ und Tante im Paznaun waren. Somit kann ich auch keine Grüße an den Hermann und den Herbert ausrichten. Aber ich freue mich, dass dieser Blog Sie zu so viel Schwelgen in schönen Erinnerungen anregen konnte!
    PS: die Schwester von P. Sigmund Kripp hieß Theresa. Ist schon vor neun Jahren gestorben.

    1. Aha, jetzt weiß i Bescheid, vielen Dank, Herr Kathrein, für die ausführliche Info.
      Ja die Theresa, so hieß sie, jetzt fällts mir wieder ein. Sie war ja immer so nett, aber wie sie beim 1. MK Festl auf mich zukam, (nach ca. 30 Jahren noch) meinen Namen wußte und Einzelheiten aus meiner Tätigkeit als Journalinger – ich habs nicht mehr geglaubt – einfach phänomenal. Kurz bevor die MK abgerissen wurde, habe ich noch ein Treffen mit Freunden aus meiner Klasse organisiert, dankenswerterweise erlaubte uns der zuständige Pater (den Namen weiß i nimmer) als „Alt-MKlern“ den Zutritt. Als wir so durch die Räume gestreift sind – ein ganz merkwürdiges, tief zu Herzen gehendes Erlebnis. 1000 Erinnerungen (oder mehr ?) wurden plötzlich lebendig. Was mir heut noch leid tut, daß ich bei dieser letzten Besichtigung keine Fotos gemacht habe, aber vielleicht wäre deren Betrachtung in der Folge auch zu traurig gewesen..Aber jetzt muß i´s lassen, sonst wird das die unendliche Geschichte…

  6. In der linken Bildhälfte sieht man eine Grünfläche (heute natürlich schwer verbaut), wir nannten sie den „Acker“. Da wurde Fußball gespielt (Leibelen oder Straßenschuhe markierten die Torstangen), Verstecken gespielt, und auf dem Mäuerle beim Sandhäusl (das nicht nur winters, sondern ganzjährig dort stand), saßen wir und redeten kindsgscheit. Zwei Apfelbäume standen am Rand des Ackers, einer davon mit herrlich sauren Lederäpfeln – ich glaube, solche Äpfel gibt es heute gar nicht mehr; vielleicht war „Lederäpfel“ auch nicht die offizielle Bezeichnung, aber für uns waren es Lederäpfel. Hinter dem linken Haus gab es auch, meine ich mich zu erinnern , ein Mäuerchen, das eine Sandkiste (nicht zum Straßestreuen, sondern zum Sandspielen) umsäumte.
    Und wenn wir genug vom Fußball hatten oder sehr abenteuerlich aufgelegt waren, ging’s auf die „Unternissl“ zum Wildwestspielen. Die Unternissl gehörte zu den Nisslgründen, es war der Hang zwischen den Offiziersvillen und Büchsenhausen/Weiherburggasse, die Obernissl war oberhalb der Weiherburggasse.
    Knapp unterhalb der Weiherburggasse, im Gemäuer, der den Garten von Schloss Büchsenhausen stützte oder trug, gab es eine Höhle, in der der „Höhlen-David“ lebte. Richtig lebte. Oder halt wohnte. Er war ziemlich verwahrlost (nun ja, ich würde auch verwahrlosen, müsste ich in einer Höhle leben), ein jedoch freundlicher Mann unbestimmten Alters (jedenfalls mit langem schwarzen Bart), vor dem wir Kinder aber trotzdem gehörigen Respekt hatten. Er zeigte sich nicht oft. Irgendwann wurde der Höhleneingang (es war eine künstliche Höhle) zugemauert oder mit einem Eisentor versehen, die Höhle wurde unbetretbar. Ich hoffe, dass sie den Höhlen-David davor herausgebeten haben.

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