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Die Schwarzen Mander (XXV.)

Die Schwarzen Mander (XXV.)

Noch vor der ihres Vaters wurde 1528 die Statue von Johanna (der Wahnsinnigen) von Kastilien gegossen.

Johanna wurde 1479 als zweite Tochter Isabellas von Kastilien und Ferdinands von Aragon geboren. Sie erhielt eine umfassende Erziehung und entgegen ihres Beinamens „der Wahnsinnigen“ (esp.: Juanna la Loca), zeigte sie, zumindest nach zeitgenössischen Berichten, keine Zeichen geistiger Instabilität. Mit 16 Jahren wurde sie 1496 im Zuge der spanischen Doppelhochzeit mit Philipp dem Schönen vermählt. Zuerst wurde die Zeremonie prokuratorisch in Kastilien gefeiert, ehe sie noch im selben Jahr nach Burgund aufbrach, um ihren Ehemann persönlich zu treffen. Im Oktober des Jahres fand die Hochzeit in der Nähe von Brüssel statt. In den folgenden neun Jahren hatte das Paar sechs Kinder: Eleanor, Karl (V.), Isabella, Ferdinand (I.), Maria und Katharina.

Gleichzeit machten eine Reihe von Todesfällen (ihr Bruder Johann, dessen Tochter, ihre ältere Schwester und deren Sohn) Johanna zur Erbin von Kastilien und Aragon. Damit begannen auch eine Reihe von Streitigkeiten um den Thron von Kastilien. Johannas Vater, Ferdinand II. von Aragon, verlor mit dem Tod seiner Frau Isabella den Thron Kastiliens, der an ihre Tochter Johanna überging. Diesen Machtverlust nahm er jedoch nicht ohne weiteres hin und die Situation eskalierte beinahe zu einem Bürgerkrieg, bis Ferdinand schließlich die Regierung vertraglich an Johanna und Philipp abgab. Der baldige Tod Philipps 1506 mit nur 28 Jahren, vermutlich an Typhus, ließ den Konflikt jedoch umgehend wiederaufflammen. Ferdinand riss die Regentschaft wieder an sich, und Johanna wurde de facto in Tordesillas (wo 1494 der gleichnamige Vertrag über die Aufteilung der Neuen Welt entstand) interniert. Aus dieser Zeit stammen auch vermehrt Berichte über ihren „Wahnsinn“ – es gibt Spekulationen, dass geistige Erkrankungen in ihrer Familie lagen und sie diese erbte; es ist jedoch auffällig, dass ihre mentale Instabilität zu einer Zeit aufzuflammen schien, als man versuchte, ihren Thron zu usurpieren.

Auch der Tod ihres Vater 1516 brachte ihr weder die Krone noch die Freiheit, der Thron ging nun an ihren Sohn Karl (V. den künftigen Kaiser) über. Johanna indes bliebt bis an ihr Lebensende 1555 in Tordesillas de facto inhaftiert – falls sie im Laufe dieser Zeit tatsächlich Depressionen und andere Psychosen entwickelte, mag es vielleicht auch nicht unbedingt an einer genetischen Disposition dafür gelegen haben. Der devote Kaiser hielt es jedenfalls nicht für nötig, seiner Mutter irgendeine Hilfe zukommen zu lassen, im Gegenteil, er gab Anweisungen, sie weiter zu isolieren – aber es gibt im Christentum ja schließlich kein Gebot Vater und Mutter zu ehren…

(Signatur Ph-8012)

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  1. Die jüngste Tochter Katharina wurde 1507 posthum, also nach dem Tod des Vaters Philipp, geboren. Constantin von Wurzbach schreibt im Biographischen Lexikon des Kaisertums Österreich über den Wahnsinn von Johanna:

    „Als Philipp starb, war Johanna im fünften Monate der Schwangerschaft. Ihr Seelenleiden nahm in bedauerlicher Weise zu. Die Sehnsucht nach ihrem Gatten wuchs in solchem Maße, daß sie seinen Leichnam in ihr Gemach bringen, auf ein Prunklager legen und sich denselben überall nachschaffen ließ, wohin sie sich begab. Angesichts des Leichnams soll sie ihre Niederkunft abgehalten haben. Ende August 1507 überließ sie ihrem Vater die Regentschaft, welche französischerseits erst am 12. December 1509 anerkannt wurde. In diesem Zustande trauriger Geisteszerrüttung erreichte sie das hohe Alter von 76 Jahren.“

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