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Die Schwarzen Mander (IX.)

Die Schwarzen Mander (IX.)

Maria von Burgund ist in Innsbruck wohl fast so bekannt wie der letzte Ritter selbst. Sie ist am Goldenen Dachl zu sehen, ist die Namensgeberin von Restaurants und natürlich in der Hofkirche findet sich ihre Statue. Als einziges Kind Karls des Kühnen war sie die Erbin des wohlhabenden Herzogtums Burgund – was unter diesem Namen zusammengefasst wird, war zu seinem Höhepunkt neben dem eigentlichen Herzogtum um die Hauptstadt Dijon ein beachtlicher Komplex aus zahlreichen Herrschaften: Holland, Geldern, Seeland, Brabant, Flandern, Boulogne, Picardie, Ponthieu, Eu, Vermandois, Hennegau, Limburg, Luxemburg, Lothringen, Nevers, Charolais, Mâcon und die Freigrafschaft.

Als ihr Vater, Karl der Kühne, in der Schlacht von Nancy gegen die Eidgenossen fiel, war Maria zwanzig Jahre alt und sah sich plötzlich mit einer Fülle von innen- und außenpolitischen Bedrohungen konfrontiert. Das Reich ihres Vaters war ein Konglomerat von unzähligen Lehen, manche von der französischen Krone (die Ludwig XI. aufgrund des Fehlens eines männlichen Erbens als heimgefallen betrachtete), andere Teil des Heiligen Römischen Reiches. Die reichen Handelsstätte der nordwestlichen Herrschaften – Städte wie Brügge, Gent und Antwerpen – strebten nach mehr Unabhängigkeit und niemand war sich sicher, ob die neue Regentin anerkannt werden würde. Maria versuchte, sich die Unterstützung der Stände zu sichern und Truppen gegen die französischen Vorstöße aufzustellen, doch die Stände verlangten neue umfassende Privilegien und ihre Lager war weiterhin prekär. Die Ehe mit Maximilian, die von Karl dem Kühnen und Friedrich III. bereits vorbereitet war, erschien Maria als die beste Option, obwohl die Stände eine Verbindung mit Frankreich favorisierten; so eilte Maximilian nach Burgund (über seine Darstellung der Reise gibt es aktuell eine eigene Reihe). Das burgundische Erbe stellte natürlich eine gewaltige Chance für die Habsburger dar, aber auch eine ebenso gewaltige Herausforderung. Der Kaiser war chronisch knapp bei Kasse, von Osten her bedrohte der ehrgeizige Matthias Corvinus die Erblande und die Fürsten des Reiches sahen im Kampf der Habsburger mit Frankreich eine Angelegenheit der Dynastie, nicht des Reiches. Obwohl die Ehe aus politischen Erwägungen geschlossen wurde, war sie überaus glücklich. Das Paar hatte zwei Kinder, die das Erwachsenenalter erreichten, Philipp und Margarete, die mit der spanischen Doppelhochzeit an der nächsten weltbedeutenden diplomatischen Ehe des Hauses Habsburg beteiligt waren. Das Glück des Paares währte jedoch nicht lange, da sich Maria mit nur 25 Jahren bei einem Reitunfall tödlich verletzte.

Die Statue von Maria von Burgund war eine der ersten, mit denen Sesselschreiber begonnen hatte, allerdings zogen sich die Arbeiten lange hin, erst 1516 wurde sie fertiggestellt. Mit ihr kommen wir zum Ende des Werkes Sesselschreibers und seiner Familie, die weiteren Figuren wurden von anderen gefertigt, nachdem Sesselschreiber endgültig das Wohlwollen des Kaisers verloren hatte. Nachdem er seit 1502 dem Kaiser als Hofmaler gedient hatte, wurde er 1518 schließlich entlassen und die Werkstatt in Mühlau aufgelöst. Danach verliert sich die Spur des ambitionierten Hofmalers – er dürfte kurz nach Maximilian verstorben sein. Neben den acht vollendeten Statuen waren auch noch zahlreiche halbfertige Figuren und mehrere Wappenschilde vorhanden. Manche Teile der Statuen wurden verwendet, etwa der im ersten Beitrag erwähnte Sockel Theoberts, während der Rest eingeschmolzen wurde.

(Signatur Ph-8007)

Dieser Beitrag hat 4 Kommentare
  1. Einspruch, lieber Herr Wirth! Im Text steht, dass Maria von Burgund mit 35 Jahren gestorben sein soll. In Wahrheit war sie aber erst 25 Jahre alt. Sie wurde nämlich anno 1457 geboren und starb 1482.

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