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Die Quadratur Des Bogens

Die Quadratur des Bogens

Im Jahr 2013 ging der Arzt Dr. Werner Neuner von seiner Wohnung in der Schubertstraße wiederholt mit seiner Kamera die Innsbrucker Bögen ab, um von jedem einzelnen das ideale Frontalbild zu schießen. Als er alle im Kasten hatte, montierte er daraus das interessante Titelbild dieses Beitrags. Er ist 2020 verstorben, und seine Frau Brigitte hat uns die schöne Montage letzte Woche als Erinnerung an ihren Mann im Stadtarchiv vorbeigebracht. Vielen Dank dafür!

Die Bogenbetrachtung ist für viele Innsbrucker*innen eine liebe Freizeitbeschäftigung. Wer nicht aus dem Stand mindestens ein Dutzend Lokale und gleich viele Geschäfte aufzählen kann, die es hier gab aber jetzt leider nicht mehr gibt, ist entweder zu jung, nicht aus dem Saggen oder hat die Stadtgeschichte sonstwie verschlafen. Das Magische des Ortes ist seine dauernde Veränderung, daher sind solche mit Zeitstempel versehenen Momentaufnahmen genauso interessant wie vergänglich. Schon eine Woche später könnten sich drei , ein Jahr später dreizehn Bögen anderen Beschäftigungen zugewandt haben. So wie immer oben drüber der Zug ruckelt, wird unten praktisch immer gewerkt. Manche Barbesitzer*innen arbeiten bis 6 Uhr in der Früh und könnten theoretisch den um diese Zeit beginnenden Handwerker*innen die Schlüssel in die Hand geben, denen sie dann später nach Feierabend wiederum ein kleines Bier servieren könnten. Für Stadtbenützer*innen, die in den ausgehfeindlichen 1980ern nie wußten, wo man jetzt um diese Zeit noch hingehen kann, tat sich mit der gastronomischen Erschließung eine neue Sicht auf die Bogenmeile auf, die zwar immer gleich lang, dafür aber viel langweiliger war.

Dieser Beitrag hat 7 Kommentare
  1. Die Gegend rund um die Viaduktbögen war in den 1930er-Jahren anscheinend ziemlich heruntergekommen. Der Tiroler Anzeiger vom 9. September 1937 berichtet aus der subjektiven Sicht eines Stadtbewohners:

    „Die verwahrlosten Viaduktbögen. Man schreibt uns:
    Man muß sich wundern, daß die Stadtgemeinde Innsbruck,
    die doch sonst so peinlich daraus bedacht ist, Innsbruck schön
    und sauber zu halten, bei den Bundesbahnen nicht mehr
    darauf dringt, daß die Räume unter den Viaduktbögen, in
    denen keine Einbauten sind, ein halbwegs ordentliches Aus­-
    sehen haben. So, wie es derzeit ist, sind diese Viadukt­-
    bögen geradezu eine Schande; eine Schande, die um so pein­-
    licher ist, als neben ihnen ja die Hauptverkehrslinie der
    Straßenbahn läuft, mit der ja auch die vielen Fremden, die
    zur Hungerburg usw. fahren, bekanntgemacht werden. Am
    Samstag beginnt wieder die Herbstmesse und ein großer
    Menschenstrom wird sich durch die Ing.-Etzel-Straße zur
    Ausstellungshalle und zum Vergnügungspark ergießen!
    Wenn schon die Bundesbahnen, die ja sonst durch Blumen­-
    schmuck an ihren Gebäuden auch zur Verschönerung beitra­-
    gen wollen, zur ordentlichen Instandsetzung des Raumes
    unter den Viaduktbögen nichts tun, dann sollte wohl die
    Stadtgemeinde selber in dieser Woche noch ein paar Fuh­-
    ren für den Schutt und Mist, der dort lagert, spendieren
    und ein paar Straßenarbeiter beistellen, die diese Straßen­-
    schande mit der Schaufel vertreiben. Der eine oder andere
    Bogen aber gehört entrümpelt; sie sollten überhaupt nicht
    vermietet werden, wenn der Mieter sich nicht verpflichtet,
    ihn ordentlich instand zu halten.“

  2. Die Heizkosten für ein Lokal in den Viaduktbögen sind exorbitant hoch. Die Energie-Effizienzklasse der Räume liegt bei einer Skala von A+++ bis G – wie bei einem Baujahr von 1858 wenig verwunderlich – bei der untersten Stufe G…..

  3. Das Cafe Mond, inzwischen schon wieder Cafe Mo, geht mir ab. Es wäre höchste Zeit, wieder einmal fotografierend dort spazieren zu gehen.

    Einiges gibts noch immer, wie das unverwüstliche Cafe Weli, gleich neben dem Durchlaß nach Dreiheiligen, mit seiner exklusiven ziegelroten Klinkerfassade. Die stammt noch von einem längst abgegangenen Teppichhändler. Als nächstes versuchte es eine „Creperie“ mit Crepes aller Art. Dann folgte das Weli. Oder war da noch was dazwischen?
    Gut gehalten hat sich auch der schon in den 90er Jahren bestehende Pizzamann, er scheint dort vor allem spätnachts einen Bedarf zu decken.

    Ein Urgestein der Gastroszene ist die Andreas Stube auf Höhe der Ex BB Direktion mit seinem Versuch, die Illusion eines Tiroler Häusls unter die Geleise zu zwängen.

    Vom ehemaligen Fotoexpress ist immer noch die Optik erhalten geblieben. Und die romantische Firma Leute, Holz Kohle Heizöl, wurde von der Fa. Gutmann geschluckt. Aber dort sieht jetzt wegen der Justamentshaltestelle alles sowieso anders aus.

    Eine Welt für sich sind die gegen den Inn zu immer zahlreicher werdenden Kleinwerkstätten. Soll man einem von denen das Auto anvertrauen? Entweder man gerät an einen Pfuscher oder an ein Genie, meine Einschätzung.

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