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Die Indische Matriarchin

Die indische Matriarchin

Wir befinden uns im Rathaus von Innsbruck, die Dame in der Mitte des Bildes sticht aufgrund ihrer Kleidung und des Fakts, dass sie eine Frau ist, deutlich hervor. Es handelt sich hierbei um einen Besuch der damaligen indischen Premierministerin Indira Gandhi 1983, knapp ein Jahr vor ihrem Tod. Sie war wohl die einflussreichste politische Persönlichkeit Indiens nach Mahatma Gandhi und die längst dienende Premierministerin. Als eine Art Margaret Thatcher Indiens ist sie eine bis heute höchst umstrittene Person der Geschichte. International bekannt war sie vor allem für ihre erste Regierungszeit von 1966 bis 1977. In diese Zeit fielen der Dritte Indisch-Pakistanische Krieg, der in der Unabhängigkeit Bangladeschs resultierte und zu schweren diplomatischen Auseinandersetzungen zwischen Indien und allen voran den USA führte. Indira Gandhi reiste zur Zeit des Konflikts unter anderem nach Österreich, um die internationale Staatengemeinschaft auf den Konflikt aufmerksam zu machen. Später versetzte sie Indien für Jahre in den Ausnahmezustand, die faktische Begründung dafür ist bis heute umstritten. Tatsache ist, dass dieser Ausnahmezustand die Verhaftung unzähliger Oppositioneller zur Folge hatte, gleichzeitig aber das verbrechengeplagte Land stabilisiert wurde. Trotz der umfassenden Einschränkungen von Versammlungs- und Pressefreiheit war der Ausnahmezustand gerade zu Beginn relativ beliebt, dennoch wurde Indira Gandhi nach mehrfachen Wahlverschiebungen 1977 abgewählt. Die Phase ihrer Abwahl währte nur kurz, die neue Regierung war geprägt von internen Streitereien und die Aufhebung des Ausnahmezustands, ohne entsprechende Vorbereitung, resultierte in einem explosionsartigen Anstieg der Kriminalität. Indira Gandhi allerdings, gegen die zu dieser Zeit strafrechtlich ermittelt wurde, schaffte es sich als ein Opfer politischer Verfolgung und ein Garant für Stabilität zu inszenieren und wurde. Obwohl sie von ihrer Partei nicht wieder aufgestellt wurde, wurde sie 1980 durch Gründung einer neuen Partei erneut Premierministerin. Die beiden Parteien sollten danach wieder zum Indian National Congress vereinigt werden, eine eher liberale Partei die trotz ihrer Wahlniederlagen in den letzten Jahren bis heute die Politik Indiens prägt. Die letzte Amtsperiode Indira Gandhis war geprägt von dem Konflikt mit den Sikh-Rebellen, einer religiösen Minderheit, der ihr letztlich auch das Leben kosten sollte. Von ihren eigenen Leibwächtern, die selbst Sikh waren, wurde Indira Gandhi 1984 erschossen.

Weit weg von den Konflikten ihres Landes konnte Gandhi hier unsere kleine Stadt Innsbruck und die Landschaft genießen und hat uns mit ihrem Besuch ein Foto einer der bedeutsamsten Politikerinnen der letzten 50 Jahre hinterlassen.

(Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck, Ph-19348)

Konrad Möse

Dieser Beitrag hat 5 Kommentare
  1. Danke für das Repetitorium der Ghandischen Politik. Man vergißt schnell. Weiß übrigens wer, um wen es sich bei der Person im hellen Steireranzug handelt?

  2. Hallo Herr Hirsch,
    auf Ihre Frage, wer die Person im hellen Steireranzug war, möchte ich Ihnen gerne antworten. Mit Herrn Bürgermeister Alois Lugger habe ich (Mag. Willi Flicker) damals die Stadtführung in Innsbruck gemacht bzw. seine Kommentare auf englisch übersetzt. Es war für mich als Fremdenführer natürlich ein Highlight, die indische Premierministerin mit Herrn BM Lugger führen zu dürfen. Das Foto zeigt den Empfang war im Alten Rathaus wo sich Frau Gandhi in das Goldene Buch der Stadt Innsbruck eingetragen hatte. Mit freundlichen Grüßen, Willi Flicker

    1. Herzlichen Dank für die Beantwortung meiner frage, Herr Mag. Flicker. Es war sicher ein interessanter Auftrag und eine nicht alltägliche Begegnung. Mit freundlichen Grüßen.

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