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Die „biedern Innsbrucker“ Erhalten Post Aus Mailand

Die „biedern Innsbrucker“ erhalten Post aus Mailand

In Innsbruck nahm das Revolutionsjahr 1848 einen anderen Verlauf, als in den meisten übrigen Städten der Habsburgermonarchie. Anstatt auf die Barikaden zu steigen, jubelten die Innsbruckerinnen und Innsbrucker im Mai 1848 Kaiser Ferdinand I. zu, der vor den erneuten Unruhen in Wien in ihre Stadt geflohen war.

Angesichts der revolutionären Unruhen in Oberitalien und dem Trentino wurden im ganzen Land (und auch in der Stadt) Schützenkompanien aufgeboten, um die Tiroler Landesgrenzen vor den Aufständischen in der Lombardei und Venetien zu schützen. Auch die Innsbrucker Universität beteiligte sich mit zwei akademischen Schützenkompanien an der Landesverteidigung.

Und so mag es nicht verwundern, dass die Bürger Innsbrucks dem Oberbefehlshaber der österreichischen Truppen in Oberitalien, Feldmarschall Joseph Wenzel Graf Radetzky (1766-1858), zu seinen militärischen Erfolgen schriftlich gratulierten.

Am 11. September 1848 schrieb „Feldmarschall Graf Radetzky an die Bürger Innsbrucks“, um sich für die Glückwünsche zu bedanken. Wörtlich schrieb er:

Die Adresse, welche Sie mir durch Ihren Ausschuß übersandt [haben], hat mir großes Vergnügen gewährt. – Es ist keine leere Phrase, es ist der Ausdruck meines innersten und wärmsten Gefühls, wenn ich Ihnen versichere, daß die Teilnahme der biedern Innsbrucker an den Siegen, die wir jüngst über die Feinde Oesterreichs erungen, mir vor allen theuer ist.
Welche Stadt der Monarchie hat mehr Ansprüche auf unsere Liebe und Achtung, als Tirols Hauptstadt, jenes Innsbruck, in dessen Mauern jüngst noch unser geliebter Kaiser, Schutz und Ruhe fand, als überhandnehmende Anarchie ihn zwang, die Burg seiner Väter, sein sonst so teures und geliebtes Wien zu verlassen, – die Armee in Italien weiß Ihnen diesen Dank. Sie haben die Ehre der Monarchie einen großen Dienst erwiesen.
Nehmen Sie dafür, nehmen Sie für Ihre biedere und vaterländische Gesinnung, die Sie mit alter gewohnter Offenheit ausdrücken, meinen und meines Heeres wärmsten Dank.
Gott wird der Welt den Frieden erhalten, dessen sie so sehr bedarf, wenn die Mennscheit nicht untergehen soll im Kampf aller mit Auflösung bedrohten Social-Elemente.
Sollte man uns aber gegen unsern Willen zum Kriege zwingen, dann wird das theure Tirol uns wieder schützend zur Seite stehen, darauf rechne ich, darauf rechnet die Armee von Italien.
Hauptquartier Mailand am 11. September 1848
Graf Radetzky FM

Eigenhändige Unterschrift des Feldmarschalls auf seinem Schreiben an die Innsbrucker Bürger.

Die Stadtrat beschloss am 22. September 1848, diese „ehrenvolle Adresse durch die Zeitung den Bürgern Innsbrucks bekannt zu machen.“ Die Hoffung Radetzkys, dass mit dem Waffenstillstand vom 9. August 1848 der Frieden in Oberitalien dauerhaft einkehren würde, sollte sich nicht erfüllen. Aber das ist eine andere Geschichte.

(StAI, COML 1846-1848/1)

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