Der neue Bahnhof-Gastwirt

Im April 1919 übernahm Karl Moser das Innsbrucker Bahnhofsrestaurant von seinem Vorgänger und früheren Chef Anton Kiener. In den Innsbrucker Nachrichten erschien am 28. April 1919 die weiter unten abgebildete Anzeige mit der der alte Bahnhof-Gastwirt Anton Kiener sich von seinen Gästen verabschiedete und zugleich ankündigte, dass sein langjähriger Mitarbeiter Karl Moser in Zukunft das Restaurant übernehmen werde. In einer gleich daneben abgedruckten Anzeige kündigte Karl Hofer als neuer Gastwirt unter anderem Folgendes an: „Gebe die Versicherung, daß ich stets bemüht sein werde, den guten Ruf der „Bahnhof-Gastwirtschaft Innsbruck“ aufrecht zu erhalten.“ Weiters versprach er: „Obzwar die gegenwärtige Zeit und ganz besonders der Lebensmittelmangel nicht dazu angetan ist, Versprechungen zu machen, werde ich dennoch alle Hebel in Bewegung setzen, meine Pflichten pünktlich zu erfüllen, doch bitte ich gleichzeitig, die momentane Lage zu berücksichtigen.“

Karl Moser bemühte sich – trotz all der Schwierigkeiten und Engpässe, die die Nachkriegszeit mit sich brachten – das Bahnhofsrestaurant zu einem angenehmen Aufenthaltsort zu machen. In einem Artikel im Allgemeinen Tiroler Anzeiger vom 26. August 1920 wird über seine erfolgreichen Bemühungen Folgendes berichtet: „Die während der langen Kriegszeit mit Rücksicht auf die er­schwerenden Verhältnisse im früheren Zustande belassenen Räume der Innsbrucker Hauptbahnhof-Gastwirtschaft hatten infolge des überaus regen Besuches derselben schon ein ziemlich rauchgeschwärztes, fast düsteres Aussehen bekommen. Dem Wirte Herrn Karl Moser, dem bekanntlich die skandalös gewesenen Toilette-Verhältnisse auf dem Bahnhofe auch zur Herstellung zweier modern und sauber eingerichteten Waschräume auf dem Bahn­steig veranlaßt hatten, konnte auch dieser Zustand auf dem Felde seiner Tätigkeit nicht auf die Dauer behagen und er entschloß sich, trotz der heute so enorm gestiegenen Kosten solcher Arbeiten zur Neuerrichtung der Räume für die Gastwirtschaft 3. und 2. Klasse. Die Schwierigkeit der einstweiligen Unterbringung der stets zahlreichen Gäste bei Aufrechterhaltung des Betriebes wurde in einer fast unfühlbaren Weise bewältigt. So waltete Malermeister August Krenn zunächst in den Räu­men der 3. Klasse, die in ganz grüner Ölfarbe ge­halten nunmehr einen recht freundlichen Eindruck machen. Darauf wurde der große Speisesaal in Angriff genommen, der durch den erbsengrünen Ölanstrich mit dem schmalen farbigen Ornamentbande unter der Decke ungemein an Freundlichkeit und vornehmem Eindruck gewann; die Beleuchtungsverhältnisse in diesem Raume wurden eben­falls durch eine Reihe von tiefer herabhängenden Glühlampen bedeutend verbessert. Gegenwärtig wird noch die zur Gastwirtschaft 2. Klasse gehörige Veranda neu hergerichtet, so daß dann bald alle Räume der Gastwirtschaft harmonisch mit dem von ihr Gebotenem zusammenstimmen.“

Das Titelbild zeigt eine Werbekarte im Postkartenformat. Beschriftet ist sie auf der Bildseite mit „Hauptbahnhof Innsbruck Tirol – Restaurant am Hauptbahnhofe Innsbruck“. Auf sechs kleinen Ansichten sind unter anderem die Speisesäle, die Terrasse und die Küche des Restaurants abgebildet. Auf der Rückseite gibt es einen Fahrplan für Züge nach Salzburg – Wien, Bregenz, Kufstein, Scharnitz-Reutte, Brenner-Trient, Fulpmes, Igls und den Achensee. Als Bahnhof-Gastwirt wird Karl Moser genannt.

(Stadtarchiv Innsbruck, Ph-30665)