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Ehrung Für Den Bauernkartographen

Ehrung für den Bauernkartographen

Diese Woche jährt sich zum dreihundertsten Mal der Geburtstag von Peter Anich. Am 7. Februar 1723 erblickte er in Oberperfuss das Licht der Welt (in älteren Quellen findet man in der Regel das Datum 22. Februar, den Festtag Kathedra Petri, also den Namenstag von Peter Anich). Er erlernte das Drechselhandwerk und getrieben von seinem Interesse für Himmelsbeobachtungen und Astronomie wandte er sich Anfang der 1750er Jahre an den Innsbrucker Jesuiten und Mathematikprofessor Ignaz von Weinhart. Der umtriebige Professor erkannte das Talent des jungen Mannes und unterrichtete ihn in Astronomie und Mathematik. Weinhart profitierte umgekehrt von Anichs praktischen Fähigkeiten bei der Konstruktion von Globen.

Am Ende des Jahrzehnts begann Anich schließlich mit jenem Werk, für das er bis heute in Erinnerung geblieben ist: die später als Atlas Tyrolensis bekannte Karte von Tirol. Sie zeigt in großer Detailtreue und in für die damalige Zeit ungewöhnlicher Präzision die Grafschaft Tirol und die Fürstbistümer Brixen und Trient, sodass sie bis heute fasziniert und auch für die Forschung eine reichhaltige Quelle, etwa für historische Ortsnamenforschung, ist. Die Karte ist als Kupferstich ausgeführt und zeigt die Landschaft senkrecht von oben, die einzelnen Objekte jedoch aus einem Winkel von etwa 45° von Süden.

Die Strapazen der Vermessungsarbeiten setzten Anich so zu, dass er schwer erkrankte und bereits 1766 starb. Die Arbeiten am Atlas setzte sein Mitarbeiter Blasius Hueber fort. Weniger bekannt aber gleichsam bedeutend sind die Globen, die Anich teils gemeinsam mit Weinhart entworfen hat und die unter anderem im Ferdinandeum aufbewahrt werden.

An Peter Anich wird in Innsbruck gleich auf mehrfache Weise gedacht. Beim Neubau des Ferdinandeums wurde Anich in die Reihe der an der Fassade mit Porträtköpfen geehrten Persönlichkeiten aufgenommen. Vielleicht erspähen Sie ihn, wenn sie das nächste Mal am Museum vorbeigehen. Präsenter ist aber wohl die nach Anich benannte Straße im Herzen der Stadt. An der dortigen HTL ist auch eine Gedenktafel für den Oberperfusser angebracht.

Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck 07.04.01_08.

Schon im Jahr 1936 war die Schule, damals ‚Bundesgewerbeschule‘ in ‚Peter-Anich-Bundesgewerbeschule‘ umbenannt worden. Am 20. Juni des folgenden Jahres wurde schließlich in einem großen Festakt die Gedenktafel an der Schule angebracht und eingeweiht, die noch heute am Gebäude prangt. Der Porträtkopf auf der Bronzetafel wurde vom nachmalig bekannten Künstler Emmerich Kerle, damals Schüler der Gewerbeschule, gemeinsam mit seinem Lehrer dem Bildhauer Hans Pontiller modelliert. Daher wird letzterer in zeitgenössischen Zeitungen meist als Schöpfer des Denkmals genannt, auf dem Denkmal selbst steht jedoch die Signatur Kerles.

Nicht nur die Bilder, von denen Sie einige hier sehen, sondern auch die ausführliche Berichterstattung zeigen (eine ausführliche Schilderung der Feier findet sich z.B. hier), wie aufwendig die Feier gestaltet wurde und wie sehr die politische Führung des Ständestaats die Feier offenbar auch zur Mobilisierung der Schuljugend nutzen wollte. Peter Anich wurde als glänzender Vertreter des Bauernstandes gehuldigt, der zeigen sollte, was mit Ausdauer und Wille möglich sei. Der Direktor der Schule brachte dies zum Ausdruck und verwies zudem auf die Rolle Anichs als Leitstern in unsicheren Zeiten: „Der andere Grundgedanke kann unseren Schülern gerade in der heutigen Zeit scheinbar schwankender Werte zeigen, was bleibend ist, an was sie sich im Leben zu halten haben, um richtig die Zukunft zu schaffen. Die Geschichte von gestern mit der Erfüllung der Forderung des Heutigen werden in den richtigen Zusammenklang gebracht, der das gesunde frohe Morgen bringt.“ Den Ausklang der Feier bildete ein Umzug der Schützen, der Schüler:innen und der Fahnenabordnungen der Mittelschulen und der Katholischen Jungfront unter den Klängen der Bundeshymne.

Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck 07.04.01_24.
Stadtarchiv/Stadtmuseum Innsbruck 07.04.01_20.

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