Das Haus des Büchsenmachers
Ein Haus, das im Zwanzigsten Jahrhundert im Eigentum der selben Familie geblieben ist, ist das hier von unserem namenlosen Wiltener Foto-Dokumentaristen aufgenommene Gebäude. Bei diesen Aufnahmen war es einerseits wichtig, dass möglichst viele Bewohner*innen aus den Fenstern lugten, damit sie danach auch das schöne Bild kaufen würden; andererseits hieß es auch stillhalten, sonst wurde man, wie der Operateur des Karrens vor dem Haus, „geghostet“.
Die Hausnummer wurde im Photoshop ebenfalls „geblurred“, damit das Raten etwas länger Spaß macht. Als der vormals in Mariahilf wohnhafte Landesschützen-Büchsenmacher (Name der Redaktion bekannt) dieses Haus erworben hatte, stand es zwar schon genau so an dieser Stelle, trug aber noch die Nummer 37. Diese wurden, wie in Wilten Anfang des 20. Jahrhunderts durchaus üblich, nach der Errichtung weiterer Gebäude in den Lücken davor und danach gelegentlich neu vergeben. In den Jahren 1902 bis 1976 gehörte das Haus seiner Witwe, später der Tochter und dann der Enkelin.
Die aus den Fenster schauenden Bewohner*innen (wahrscheinlich musste man den Aufnahmezeitpunkt auf den Sonntag Vormittag legen, um alle zu erwischen) gehörten der Wiltner/Innsbrucker Bürger- und Beamtenschaft an. In den Jahren, um die diese Aufnahme entstand, lebten im Haus neben der Büchsenmacherswitwe eine Oberinspectors-Witwe, eine Postexpedientenswitwe, eine Professors-Witwe und ein k. k. Direktionsadjunkt i. P. Die noch im Berufsleben stehenden Herren waren Zugsführer der Lokalbahn, k. k. Post=Expedient, k. k. Postpraktikant, k. k. Statth.-Hilfsämter-Direktor, k. k. Finanz=Rechnungs=Offizial, Maschinen-Adjunkt der Staats-Bahn, Lehrer an d. k. k. Staatsgewerbeschule, k. k. Finanz=Konzipist, k. k. Bezirks-Commissär und Beamter des Landesverbandes für Fremdenverkehr in Tirol.
der Fahrdraht der Straßenbahn macht die Suche leicht, wenn man man nicht am verkehrten Ende anfängt. Und ich komme außerdem dort sehr oft vorbei. Die Hausnummer zu entblurren überlaß ich gerne anderen.
Lustig ist, daß genau gegenüber noch so ein Haus steht, allerdings wesentlich üppiger verziert, sozusagen die de Luxe Variante.
Das Haus hat trotz Aufstockung und Renovierung die schönen sechsteiligen Fenster und die Fassadenverzierungen behalten dürfen. Oder müssen?
Für die Haunummer werfe ich einmal die 51 in den Raum…
Wenn man bei den Adressbüchern den Suchbegriff „Büchsenmacherswitwe“ eingibt, landet man bei einer gewissen Maria Angerer in der Andreas-Hofer-Straße 51. Das Haus hat sich kaum verändert.
Hier findet man die Danksagung des k.k. Büchsenmachers Anton Angerer, welcher 1900 verstorben ist:
https://anno.onb.ac.at/cgi-content/anno?aid=ibn&datum=19000929&seite=14&zoom=33